Banks- Das etwas andere Konzert

Hamburg – Kamera gepackt, es geht nach Hamburg. Wir haben schon weit über 100 Konzerte gesehen, meist Rockkonzerte, aber dieses Konzert sollte anders werden.

Als erstes die Künstlerin selbst: Banks: Noch recht unbekannt, geht sie auf Tour, obwohl sie noch keine CD auf den Markt gebracht hat. Hat sie überhaupt genug Stücke für einen Auftritt? 2013 veröffentlichte JILLIAN BANKS ihre Debüt-EP „fall over“ und seitdem gibt es kein Halten mehr. Die Presse überschlägt sich mit positiven Kritiken.

Dann die Location: Der Mojo Club am Ende der Reeperbahn unterhalb der Tanzenden Türme. Zwei Betonplatten auf dem Gehweg werden hochgeklappt und verschlingt die Besucher im Dunkeln.

Erste Ernüchterung an der Gästeliste: Das Management von Banks hatte inzwischen beschlossen, dass die Künstlerin bei Konzerten nicht mehr fotografiert werden darf. Also kein Fotopass, somit keine Bilder.

Unzählige Türen, keine Schilder, nach dem 3. Versuch waren wir vor der Bühne. Es ist unendlich warm hier drin, der Schweiß läuft uns nach 10 Minuten den Nacken herunter. Hoffentlich kommt Banks bald.

Nein, ein Mann betritt die Bühne: Der Münchner Occupanther. Er stand vor einem Monat zum ersten Mal überhaupt mit seinem Live-Set auf einer Bühne. Ich beobachte das Publikum, das weiter herunter auf die Smartphones tippt. Kein Applaus, wie wir es erwarteten, wenn ein Künstler die Bühne betritt. Der 24-jährige Münchner Jazz-Student Martin Brugger, so sein bürgerlicher Name, schiebt eine CD in seine Anlage, Elektrosound erklingt. Er setzt den Kopfhörer auf, dreht ständig an den Reglern, macht einige zufriedene Bewegungen. Ich vergaß, wir sind bei einem Clubkonzert, den Unterschied merken wir dann doch zu handgemachter Musik. Nach gut einer halben Stunde schwitzen zieht Occupanther seine CD wieder aus dem Slot. Es scheint zu Ende zu gehen. Ja, er verlässt die Bühne, ein müdes Klatschen des Publikums.

Die Umbauten sind fertig und wir warten, und schwitzen. Dann ist es endlich soweit:

Die 26-jährige amerikanische Singer- und Songwriterin Banks betritt schwarz gekleidet die kaum beleuchtete Bühne. Das Publikum taut sofortauf, wenn man das bei den Temperaturen noch so sagen kann. Wenig Musiker- zwei Musiker begleiten sie auf ihren Instrumenten, noch weniger Licht- wir hätten sowieso Schwierigkeiten mit dem Fotografieren ohne Blitz bekommen.

 

Beim ersten Lied flackert grelles Stroboskoplicht minutenlang auf, als wolle man die Epileptiker aus dem Publikum entfernen. Kurz darauf hüllte sich der Saal wieder in Dunkelheit. Sparsam instrumentiert präsentiert Banks den Song Change, der auf ihrem ersten Album zu hören sein wird. Der Titelsong Goddess des im September erscheinenden Debütalbums schafft es kurz darauf, Begeisterung bei den Clubbesuchern auszulösen. Auch „Laufsteg-Trainer“ Jorge Gonzalez wäre von dieser Chicka begeistert, wie sie sich toll auf diesen hohen Absätzen präsentiert.

Die Silhouette der jungen Kalifornierin schiebt sich immer wieder aus der Dunkelheit an das Mikrofon. Die Kraft von Banks' Kompositionen wird deutlich. Man kann Banks' Sound nicht einordnen, es ist eben kein Mainstream. Während Banks in den Zwischenmomenten eher wie ein schüchternes Reh im Scheinwerferlicht wirkte, sah man, dass sie eigentlich ganz schön aufgeregt sein musste. Ab dem ersten Takt jedes Songs stand dann aber wieder eine gestandene Künstlerpersönlichkeit, die genau um das wusste, was sie da tat: Ihre Musik vorleben.

So klingt die Coverversion des Aaliyah-Stücks Are You That Somebody ganz besonders. Banks besondere Stimme legt sich warm über einen absolut elektronischen Klangteppich. Sie wurde mit einer bestechenden Stimme gesegnet. Ihre Musik ist eine Symbiose aus donnernden Bassläufen und melancholischen Zwischensequenzen.

Es folgt ihr wohl bekanntester Song Drowning. Sie lehrt sich selbst Instrumente zu spielen, so begleitete sie sich bei einem Lied auch selbst am Keyboard. Banks bisherige Veröffentlichungen sind überschaubar, daher verwundert es nicht, dass bereits nach einer Stunde die letzte Zugabe verklingt. Auch das war heute Abend anders: Es war unser kürzestes Konzert.

Unser Fazit: Der Mojo Club ist eine ganz besondere Location. Auch wenn es nicht cool ist, sollte man vielleicht den Weg zur Bühne beschildern und falls vorhanden, die Klimaanlage einschalten.

Zur Künstlerin: Wir sehen in Banks eine große Kreative, die man so schnell nicht aus den Augen verlieren wird. Wie sie selbst sagte, waren bei ihrem letzten Konzert in Hamburg nur eine handvoll Zuhörer, dieses Mal waren es schon knapp 300. Das wird sich nach der Veröffentlichung der CD ändern, wir sind da sicher. Wir stehen wieder an der frischen Luft und kühlen uns ab. Wir sind sicher, das nächste Konzert werden wir auch besuchen – vielleicht im Winter. Und man darf sich auf das Album freuen.

Bilder: Promo