Düsterer Electropop von Banks

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Hamburg, 25.02.2017 - Die 28-jährige US-amerikanische Sängerin und Songwriterin Banks hatte sich mit nur einem Album und einer Reihe von überragenden Konzerten auf der ganzen Welt ihre eigene musikalische Nische zwischen klassischem Songwriting, elektronischer Musik, kunstvollem Pop und düsterem R'n'B geschaffen und wurde von den Medien hoch gelobt. Schon vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums "Goddess" gab sie etliche Konzerte, worüber wir schon →2014 berichteten. Und wenn Banks auftritt, ist es immer etwas anders, wir kommen später drauf zurück.

Nachdem das Geheimnis um das zweite und neue Album "The Altar" im September 2016 gelüftet wurde, meldet sich die Kalifornierin zu ihrer Europa-Tour 2017 an. Das Album erschien fast genau zwei Jahre nach dem Debüt. Für Deutschland sind drei Termine in Hamburg, Berlin und Köln geplant. Wir haben sie bei ihrem lange ausverkauften Konzert im Hamburger Gruenspan besucht. Obwohl ihr Publikum sich inzwischen vervielfacht hat, bevorzugt sie immer noch intime Clubs.

Ob man in den nächsten Jahren weiter so beständig anders sein kann, insbesondere wenn es um´s Geld verdienen geht bleibt abzuwarten. Ihre vollmundige Ablehnung gegenüber Facebook hat sie bereits abgelegt und pflegt einen eigenen Account. Am Anfang ihrer Karriere betonte sie, dass ihr Manager sich um die Social Media-Kanäle kümmere, wer sie erreichen will, soll anrufen. Ob sie lieber Underground oder Mainstream sein will, weiß sie wohl auch noch nicht. So war sie z.B. ganz mainstreamig im Vorprogramm der Welttournee von The Weeknd. Ihr Debütalbum kletterte danach in zahllosen Nationen in die Top 20 – darunter auch in Deutschland, England, der Schweiz, Australien, Schweden und natürlich in ihrer Heimat USA. "Grey's-Anatomy"-Fans werden sie als musikalische Untermalung einiger Folgen der 11. Staffel kennen.

Auch durch den Song Waiting Game wurde Jillian Rose Banks einer breiten Masse bekannt, denn er wurde in einem Werbespot der Modemarke Victoria’s Secret verwendet.

Mit „Hello Hamburg!“ begrüßte Banks ihre überwiegend jungen Fans und freute sich über den tollen Empfang zu ihrem ersten Auftritt der diesjährigen Tour. So jung, das eine Zuschauerin zu ihrer Freundin sagte: „Schau mal,die dürfen in den Graben. Das sind bestimmt die Eltern von Banks!“ Banks-Konzerte sind immer etwas anders, wie wir schon schrieben. Bereits um 19:00 begann der Support des Lononder Sänger/Songwriter und Produzenten Azekel, punkt 20 Uhr stand Banks auf der Bühne.

Das Bühnenlicht erinnerte an den Blackout in New York 1977- nur schemenhaft sah man 3 Personen tanzen und man hörte Banks Stimme.

 

Immerhin waren wir froh, überhaupt im Graben stehen zu dürfen. Bei dem letzten Konzert vor 3 Jahren hatte das Management von Banks eigentlich beschlossen, dass die Künstlerin bei Konzerten nicht mehr fotografiert werden darf.

Choreografischer Ausdruckstanz der Sängerin und ihrer zwei Tänzerinnen zum ersten Song „Poltergeist“ und „Fuck with myself“, die sich scheinbar ihre Nylonstrumpfhosen über den Kopf gezogen hatten. Im Laufe des Konzertes hörten die Zuschauer Banks aufs Wort, immer wenn sie Mitsingen forderte, sang das Publikum mit, sogar als die ihre Fans bat, mal nicht mit den Smartphones zu filmen weil es nicht zum Song passte, blieben erstaunlicherweise alle Handy unten. Das belohnte Banks auch mit einer kurzen Autogrammminute im Graben.

Ob mit den Tracks "Trainwreck", „Mind Games“ oder "Gemini Feed" von ihrem neuen Album oder „Goddess“ oder „Waitung Game“, „Drowning“ oder „This is what it feels like“ von ihrem Debütalbum zeigte sie an diesem Abend einen unangepassten Mix elektronischer Elemente und eingängiger Pop-Beats. Diese Mixtur ist eben auch live ein atmosphärischer Cocktail erster Klasse. Melancholie und Herzschmerz gepaart mit pulsierenden Bässen, exotische, hymnenhafte Melodien und einprägsamen Refrains machen die Besonderheit ihrer Musik aus und ist mit üblichen Genre-Begriffen nicht zu greifen. Als sich ihre Eltern scheiden lassen, stößt das die damals 14-Jährige in Depressionen. Erst als ihr ein Keyboard geschenkt wird, konnte sie ihre Gefühle kanalisieren. Auch in den neuen Songs scheint sie einiges aufzuarbeiten.

Für einen Rapsong wurde extra eine Kapuzenjacke übergezogen, dann noch ein, zwei Lieder und sie verabschiedete sich von der Bühne, um für „ 27 hours“ noch einmal zurück zu kehren. Nach knapp 70 Minuten, um 21:10 Uhr war das Konzert nach 14 Songs bereits beendet. Immer 10 Minuten länger als bei der letzten Tour. So blieb für einige Hardcorefans viel Zeit, am vor dem Gruenspaneingang geparkten Tourbus auf die Künstlerin zu warten oder sich in das nahegelegene Vergnügungsviertel zu stürzen.