Comedian Jochen Busse im Capitol

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Bremerhaven (AKa)- Mit seinem Solo-Programm „Wie komm ich jetzt da drauf?“ trat der Sauerländer Jochen Busse am 12.02.2014 vor ausverkauftem Haus im Capitol auf. Bekannt geworden ist er durch einige Fernsehproduktionen (7 Tage- 7 Köpfe, Das Amt, Samstag Nacht) und hat diverse Comedypreise eingeheimst. Keiner beherrscht dem schmalen Grat zwischen Kabarett und Comedy so wie er.

73 Jahre ist er und wirkt dennoch im Scheinwerferlicht alterslos, etwas distinguiert, höflich, nie wirklich verletzend. Nachdem er einen Vergleich mit Psychopathen ansprach, entschuldigte er sich vorsichtshalber bei allen Psychopathen, die vielleicht im Publikum anwesend waren.

Wie erwähnt, er ist 73 Jahre alt und dies war auch sein Thema. Das Altwerden. Ein Abend, an dem man mal überlegt, was im Leben alles passiert ist und noch passieren kann. Was wichtig ist, was wichtig war. Komische Höhepunkte, noch komischere Tiefpunkte und seltsame Erkenntnisse.

Er stellte fest, das wenige junge Menschen im Publikum saßen. Die müssen alle schwer und 24 Stunden ohne Pause für die heutigen Rentner arbeiten, sind abends müde und können nicht in seine Vorstellung kommen. Doch er machte im Publikum den jungen "Dietmar" aus, wie er ihn selbst nannte. Er hätte heute bestimmt seinen „freien Abend“, aber seine Ehefrau hatte ja Karten für Jochen Busse gekauft. Da er "Dietmar" immer wieder unter Gelächter der Zuschauer ansprach, forderte er anschließend das Publikum auf, ihm in der Pause ein Bier zu spendieren.

Busse ist sich seines Alters bewusst und weil die fünf Etagen in die eigene Wohnung immer beschwerlicher werden, hat Busses Ehefrau entschieden: Es ist Zeit, seniorenfreundlicher zu wohnen. Bei seiner Auszugsparty mit Freunden erkannte er: „Mein Gott, sind die alt geworden! Da schlabbert die überzählige Haut ja nur so am Hals“.

Der Umzug hat Vorteile: Anstatt Haus und Hof in Schuss zu halten, kann man auch die Füße hochlegen und dem Gras beim Wachsen zusehen. Sehen, wie die Regenwürmer herauskommen, winken und rufen: „Hallo Alter! Schön, dass du nicht mehr den Garten umgräbst und uns damit ärgerst.“ Und Busse winkte gelassen zurück und sagte: „Tschüss! Ich komme bald nach.“

So zog Jochen Busse Bilanz. Schnell und aktuell setzte er sich mit Themen auseinander, die ihn immer schon beschäftigt haben. Bei dem über 2-stündige Redefluss schien Busse öfters den Faden zu verlieren.

 

Dann suchte er unruhig nach dem Namen eines Schauspielers oder dem letzten Urlaubsziel von Freunden. Und dann wurde immer wieder mit der Frage unterbrochen: „Wie komm ich jetzt da drauf?“ Und immer kam er drauf. Auch wenn' s mal eine Viertel Stunde dauerte.

Busse war sich darüber im Klaren: „In meinem Alter steht der Tod noch nicht vor der Tür. Aber er sucht sich schon mal einen Parkplatz.“ Und bei Beerdigungen denkt darüber nach, ob es sich überhaupt noch lohnt, wieder nach Hause zu gehen ...

Es wurde immer klarer, dass er eigentlich keine Lust hatte, sein Leben zu verändern. Er kam doch mit allem zurecht! Warum eigentlich umziehen? „Was Ehepaare wirklich zusammenhält, sind Immobilien, die noch nicht abbezahlt sind!“

Thema war auch die Bekleidung seiner Altersgenossen: Beige Funktionshose und schlammfarbene Trekkingjacke, darin ein Survivalmesser – also in völlig überdimensionierter Bewaffnung morgens die Brötchen kaufen? „Welchen Weg gehen die eigentlich zum Bäcker?“

Und als Rentner hat man auch nie Zeit. Ständig der Sport und andere Termine. Beim Zusammenrechnen blieben Busse lediglich 20 Minuten Ruhephase am Tag. „Tiere treiben auch keinen Sport – warum also wir?“ stellte er dem Publikum die Frage. „Und die ständigen Arzttermine! Man wird vom Arzt öfters abgetastet als vom eigenen Partner!“ Busse spannte souverän und humorvoll den Bogen weiter über Politik, die 68er, Computer und Handys, Banker und dem Schlankheitswahn. Die ca. 200 Zuschauer im Capitol zollten Busse ihren Respekt für diese Einmannshow mit langanhaltendem Applaus. Er gab noch den Ratschlag mit: "Habt keine Angst vor der nächsten Lebensdekade - nehmt es mit Humor".