Plüfolie – der Wahnsinn geht in die 2. Runde

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Bremen (Aka)- Eine Erfolgsgeschichte der Wintervarietés der GOP-Häuser, La Folie, findet eine poetisch-akrobatische Fortsetzung im „noch wahnsinnigeren „Plüfolie“. Das Bühnenbild gleicht einer leicht surrealistischen Welt des Malers Salvadore Dali und einer Szene aus „Alice im Wunderland“. Die Artisten verschwinden wie die Teegesellschaft im gleichnamigen Märchen im Plüschsofa– besonders oft allein gelassen wird Amélie, die staksige Akkordeonspielerin mit dem leicht verbogenen Giraffenhals und sehr verhaltener Freundlichkeit.

Amélie wird noch getoppt durch die „Cousins Germains“, die beiden exzentrischen Musiker , Quentin Marotine und Miakel Vienot aus Frankreich, in kurzen AC/DC-Radlerhosen und Frack. Sie sind sehr distanziert, fühlen sich immer benachteiligt, zur Not hilft es einen oder zwei Schnäpse zu trinken. Mit ihren Musikinstrumenten lassen sie einzigartige, teilweise sphärische Musik erklingen.

Leicht mystisch die wunderschöne Dame im weißen Gewand, die in einem Bilderrahmen an der Wand lebt. Sie gleitet nur ab und zu aus ihrem Refugium hinab, um eine zauberhafte Darbietung mit ihrem Cyr zu tanzen. Schneller und schneller zieht sie ihre Kreise. Die Akrobatin Anna Ward und ihr Reifen verschmelzen zu einer Einheit. Diese Vorführung ist einmalig und nicht zu beschreiben, bitte schauen sie selbst dieses „Reifenwunder“ an.

Im zweiten Teil der Show präsentiert sie dem Publikum eine zarte und filigrane Trapezartistik. Regisseur ist wieder der weltbekannte Anthony Venisse, der auch schon den herzerwärmenden Humor und die schrulligen, aber herzrührenden Charaktere für die Show „la folie“ kreierte und zum Leben erweckte. Er wirkte bereits mehrmals in Produktionen des Cirque du Soleil mit. Er lebt in Kanada, seine Schwester mit ihrer kleinen Familie in Frankreich. So ist jede gemeinsame Show auch eine Familienzusammenkunft, zu der auch gerne die Eltern der kreativen und herzlichen Geschwister anreisen.

Anthony und seine Schwester Amélie führen fast nonverbal durch die wundervolle Traumwelt, schon in der ersten Szene gelingt es dem Hausmeister Anthony, die Herzen des Publikums zu gewinnen. Nicht nur die Kinder im Publikum beweisen dies mit einem herzhaften Lachen, als er versucht, sein weißes Kuschelkaninchen im Zylinder verschwinden zu lassen.

 

Eine nette alte Dame im Ohrensessel wird aus ihrem Schläfchen erweckt, verheddert sich in ihre Strickknäuel, als sie sich auf einem Drahtseil wieder findet. Dies ist Drahtseilakrobatin Charlotte Boiveau, welche in Null Komma Nichts ihre Arthose ablegt, und eine geschmeidige und sichere Nummer auf dem Stahlseil bietet.

Die vier Artisten des „Quatuor Stomp“ sind 4 junge Männer, die einfach alles können, Akrobatik, Equilibristik oder Jonglage – sind eigentlich 12 oder 20 Kegel in der Luft unterwegs? Höhepunkt ihres Auftritts, ein Turm von Menschen fällt nach vorn hinweg über einen langen Tisch, der auf der Bühne aufgebaut ist. Dem Geburtstagskuchen auf dem Tisch wird dabei kein Schaden angetan.

Sehr zur Freude der im Handstand Sahne naschenden Artistin Jeanne Durand-Raucher. Im unschuldigen Pünktchendress vergreift sie sich immer wieder am Kuchen. Kraftvoll und muskulös zelebriert sie ihre Handstand- und Luftringdarbietungen zum Teil bis unter die Decke des GOP Varietè-Theaters Bremen. Ohne Sicherung ließ es manchem Zuschauer den Atem stocken.

Und wieder einmal hat das GOP in Bremen sich selbst übertroffen – auch nach über einem Jahr ist die gesamte Belegschaft gleichbleibend freundlich, für alle Belange der Besucher offen. Absolute Profis eben. Doch auch die Profis haben „ihre“ Lieblingsshows. „Plüfolie“ ist eine von ihnen. Die Show läuft noch bis zum 15. März 2015 im Varieté-Theater GOP Bremen in der Überseestadt.