Lang ist es Hair

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Cuxhaven, 25.03.2016 - “Hair“ gilt als eines der erfolgreichsten Musicals und als Meilenstein der Popkultur überhaupt, hatte seine Uraufführung im April 1968 am Broadway und wurde in der Folge in zahlreichen anderen Ländern aufgeführt. Die meisten Musicals hatten damals deutlich weniger Songs als Hair mit seinen über 30 Titeln. Für 2016 sind gut 100 Vorstellungen in Deutschland, Belgien, Österreich, Frankreich, Italien und der Schweiz geplant. Hippies, Flower-Power, Make love not war – Schlagworte, die man mit diesem Stück verbindet. Das Musical wurde in englischer Sprache gezeigt.

Eine brillante Show aus Tanz, Musik und farbenfrohen Kostümen, die gleichzeitig auch eine unterhaltsame und dramatische Geschichtsstunde ist, wurde in der Kugelbake-Halle in Cuxhaven geboten. Leider blieben viele Cuxhavener an diesem Karfreitag lieber zu Hause, so daß diese mit ca. 200 Zuschauern nicht so gut belegt war. Bereits vor der Aufführung tummelten sich die Hippies auf der Bühne herum, tanzten und machten Späße im Publikumsraum.

Hair erzählt die Geschichte einer Gruppe gegen das Establishment eingestellter langhaariger Hippies (daher der Name des Musicals), die in der Stadt New York leben. Gut, lange Bärte sind heute mehr gefragt als lange Haare, aber die Sehnsucht nach der Energie, der Zuversicht, der Ekstase der sechziger Jahre, die ist offenbar geblieben. Dennoch kann man das Thema aktuell nennen, geht es doch im Prinzip um die Auflehnung gegen herrschende Prinzipien und den inneren Konflikt der Hauptperson zwischen konservativer Erziehung und neuen Idealen.

Die Hippies lehnten die Einberufung als Soldaten für den Vietnamkrieg ab. Der frisch vom Land hinzugestoßene Claude Hooper Bukowski, die junge Frau Sheila und ihr charismatischer Zimmergenosse Berger leben in einer Dreiecksbeziehung lustvoll aber ziellos in den Tag hinein. Claude gerät, hin und her gerissen zwischen den Patriotismus und den im Kreise seiner neuen Freunde erstarkten pazifistischen Idealen, in einen inneren Konflikt. Bei seiner Einberufung muss er sich entscheiden, ob er wie die anderen den Kriegsdienst verweigern oder seine pazifistischen Ideale missachtend, sich der militärischen Autorität unterwerfen, Menschen töten und sein Leben in Vietnam riskieren soll.

 

Im Oktober 1968, bei der skandalumwitterten Erstaufführung in München, schritten die Behörden wegen einer Nacktszene von zwei Sekunden Dauer ein. Die bei dieser Aufführung am Ende des ersten Aktes war gut ausgeleuchtet, wenn auch nur von hinten, so dass die nackten Darsteller nur in ihren Umrissen zu sehen waren.

Ob “Aquarius”, “I got life” oder “Good morning starshine” – es gibt viele bekannte Lieder im Musical Hair. Nicht von ungefähr war der kanadische Komponist Galt MacDermot zunächst Kirchenmusiker, bevor er "Hair" vertonte: Es ist ein wahrer "Hippie"-Gottesdienst, zum Mitklatschen, Mitsingen, Mitwippen, Mitglauben. Der am Keyboard sitzende Musical Director Pete Lee hatte seine Gruppe gut im Griff. Er war bereits mit internationalen Stars wie Shirley Bassey oder Charles Anavour unterwegs.

Wenn die Interpreten bei ihren Solos sangen, konnte man die ausgebildeten Stimmen gut erkennen. Beim gemeinsamen Gesang überdröhnte der Sound etwas, was durchaus an der betagten Hallenanlage liegen konnte. Am Ende der Show holten sich die Darsteller einiger Zuschauer auf die Bühne, wo der stimmungsvolle Abend seinen würdigen Abschluß fand.

Nach dem Musical kam ein älterer Zuschauer auf uns zu und erzählte, das er 1968 den "Berger" in Berlin gespielt hatte. „Wir haben nicht so professionell gespielt wie in dieser Produktion, es war alles viel freier, aber das war eben eine andere Zeit...“