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DENDEMANN: "da nich für!"

Mit „da nich für!“ erschien am 25.01.2019 eines der wohl meist erwarteten Deutschrap-Alben der letzten Jahre. Was vor allem daran liegt, dass Daniel Ebel (Dendemanns bürgerlicher Name) uns mittlerweile ganze 9 Jahre auf seine mittlerweile dritte Platte hat warten lassen. Und daran, dass Dendemann in der Rapcombo EinsZwo die Anfänge des deutschen HipHops mitgeprägt hat. Ab 2003 trennten sich EinsZwo und Dendemann war fortan als Solokünstler unterwegs. Aber auch als Einzelkünstler lieferte Dendemann mit „Die Pfütze des Eisbergs“ und „Vom Vintage verweht“ die ihn bis auf Platz 9 der Albumcharts vorrücken ließ. Anschließend war es eher still um ihn geworden bis 2015 bekannt wurde, dass Dendemann als Bandleader künftig in Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ auftritt.

Dabei entwickelte sich in der Sendung der Running Gag, dass Dendemann mit der Erwartung spielte, dass er dabei sei ein Album zu schreiben, dafür aber nie ein Releasedatum nannte. Ende 2016 zog Dendemann sich dann jedoch wirklich aus dem Neo Magazin Royale zurück, um uns nun „da nicht für!“ zu präsentieren.

Mit „Ich dende also bin ich“ spielt Dendemann auch direkt mit dem „Mythos“ ums sich selbst und den dadurch entstanden Druck. „Wer isn' der Typ bloß, den du da Dendemann nennst? Stinkt nach Mythos, stinkt nach latenter Latenz“. Dabei fällt bereits im ersten Track auf, dass Dendemann nicht in der Vergangenheit stehen geblieben ist, denn die Beat-Auswahl ist auf seinem neuen Album durchweg passend und modern.

Weiter geht es mit „Alle Jubilare wieder“ für das Dendemann keinen Geringeren wie Casper als Featuregast gewinnen konnte. Zusammen beschreiben die Beiden wie einfach es ist einen Ausweg in Drogen und Alkohol zu finden. Das Dendemann auf „da nich für!“ auch eine politische und gesellschaftskritische Meinung darstellt wird besonders an Tracks wie „Keine Parolen“, „Müde“, „Menschine“ und „Zeitumstellung“ deutlich. Dabei gelingt es Dendemann in seiner einzigartigen Art seine Meinung in Reimketten und Wortspiele zu verpacken.  „Wenn sich hier die Typen wie Affen benehmen. Nicht klüger als früher nur tough und extrem. Und die wütenden Bürger stehen gaffend daneben. Müde und ich schlechter Verfassung wie Artikel 3“

Mit "Littabarski" liefert uns Dendemann am Ende sogar noch einen gemeinsamen Track mit dem Chemnitzer Rapper Trettmann und nimmt dieses im selbigen noch aufs Korn. „Also hau ma' rein und bau ma' ein'n von diesen miesen Brettern. Und am besten eins mit Trettmann und den Krauts und KitschKrieg.“

FAZIT: Mit „da nich für!“ meldet sich der 44-Jährige fulminant zurück. Dabei vermeidet er alte Klassiker aufzuwärmen oder einfach seinen Stil von früher zu kopieren. Die Beat-Auswahl ist durchweg gelungen und wirkt modern ohne zu sehr in Autotune und Trap zu verfallen. Und da Dendemann auch das Reimen nicht verlernt hat, hat er ein wirklich gelungenes Deutschrap-Album abgeliefert und bekommt dafür 9 von 10 möglichen Punkten.

--> Musikvideo: Dendemann - Menschine

 
Bewertung:

GENRE: Hip-Hop, Rap

TRACKLIST:

1. Ich dende also bin ich
2. Alle Jubilare wieder (feat. Casper)
3. Keine Parolen
4. Müde
5. Menschine
6. Drauf & dran
7. Wo ich wech bin
8. Zeitumstellung (feat. Teutilla)
9. Zauberland
10. BGSTRNG (feat. Beginner)
11. Littbarski (feat. Trettmann)
12. Nochn Gedicht

VÖ: 25.01.2019
Format: CD / Vinyl / Digital
Label: Vertigo Berlin
Vertrieb: Universal Music
Auf Tour im Norden: 04.02.19 Hannover - Capitol | 05.02.19 Bremen – Pier 2 | 26./27.02.19 Hamburg - Mehr! Theater

  Rezensent: Jannik