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NAMIKA - Que walou

Der „Lieblingsmensch“ ist zurück. Hanan Hamdi alias Namika (26) hat ihr zweites Studioalbum „Que walou“ veröffentlicht. Nach dem Debüt-Album „Nador“ - das nach der Geburtsstadt ihrer Großeltern und Eltern benannt ist - mit dem 2015er-Sommerhit „Lieblingsmensch“ änderte sich für die Frankfurterin mit marokkanischen Wurzeln innerhalb kürzester Zeit ihr Leben. Während der knapp elfmonatigen Chart-Verweildauer kletterte es bis auf den ersten Platz der deutschen Single-Hitparade. Der Longplayer erhielt eine Gold-Auszeichnung für mehr als 100.000 verkaufte Exemplare. Daher war die Messlatte für das neue Album recht hoch.

Mit ganzen 5 Songs teaste die Sängerin das neue Album im Vorfeld an. 16 Songs befinden sich auf „Que Walou“, Namikas zweite Platte, die sich quasi nahtlos an ihr Debüt „Nador“ anschließt. Gleich in "Que Walou", dem Titeltrack der übersetzt „Wie nichts“ heißt, erzählt sie verkürzt ihre Lebensgeschichte und ihren Antrieb für die Musik und denkt über ihre Zukunft als ältere Frau nach. Rhythmus und Harmonien sind geprägt durch Klänge der marokkanischen Kultur und schließen damit ganz den Kreis zwischen deutscher Heimat und nordafrikanischen Wurzeln. Der Song sehr autobiografisch. Damit ist diese Nummer jedoch nur einer der zahlreichen persönlichen Songs auf der Platte. Auch „Ahmed (1960-2002)” ist ein weiterer sehr intimer Track, auf dem sie die Geschichte ihres Vaters erzählt, der die Familie verlassen hat und den sie nie kennengelernt hat.

"Alles Was Zählt" befasst sich mit einer digitalen Welt, die von Daten und Zahlen vor sich her getrieben wird. Dabei sind noch das mitwippende "Programm", das textlich sehr einfach gestrickte "Ok" mit Feature-Gast Lary und der Partytrack "Zirkus". Der Gute-Laune-Popsong "Je Ne Parle Pas Francais" erinnert sowohl vom Rhythmus als auch von der Struktur stark an die 3-fach-Gold-Single Lieblingsmensch und hat sicherlich erneuten Ohrwurm-Charakter, auch wenn es schwer werden dürfte an den Erfolg aus 2015 anzuknüpfen.

Es muss einem auch erst einmal einfallen, eine "Parkbank" zu besingen. So beschreibt sie in dem Song die Sitzfläche, die sich stets offen für jedermann präsentiert und auf der sie in all den Jahren schon viel erlebt hat. "Dschungel Im Kopf" befasst sich mit dem ständigen Terminen und Aufgaben, die man tagtäglich so im Kopf hat. Persönlich geht es auch in der Ballade "Ich Will Dich Vermissen" zu. Sie möchte sich in einer Beziehung noch einen Funken an Neugierde und Mysterium am Partner bewahren. Auf „Hände“, einem weiteren sehr persönlichen und emotionalen Song, der von Namikas Großmutter handelt, hat sich die Sängerin ebenfalls Unterstützung geholt - einen der beiden Echo-Killer: Farid Bang. Der gleiche Nenner für den Track sind zum einen Farids und Namikas marokkanische Wurzeln.

FAZIT: Auf dieser Platte zeigt Namika erneut, wie gut ihre ganze eigene Mischung von Pop und Rap funktioniert und wie schon „Nador“ wurde das neue Album wieder von dem Berliner Produzenten-Team Böllhoff, Sililo, Vogt und Büscher alias Beatgees (Helene Fischer, Tim Bendzko, Curse, Yvonne Catterfeld, Lena, Culcha Candela) betreut. Und denen kann man in Sachen Mainstream-Produktionen so schnell nichts vormachen. Persönliche Texte machen das Album zu etwas besonderen, dennoch wird man durch die Radiotauglichkeit verleitet nicht genau hinzuhören und es einfach so im Hintergrund laufen zu lassen.

--> Musikvideo:

Namika - Je ne parle pas français
 
Bewertung:

GENRE: Hip-Hop, Rap, Pop

TRACKLIST:

1. Que walou
2. Alles was zählt
3. Je ne parle pas français
4. Ok (feat. Lary)
5. Programm
6. Liebe Liebe
7. Dschungel im Kopf
8. Parkbank
9. DNA
10. Ahmed (1960-2002)
11. Hände (feat. Farid Bang)
12. 13. Roboterliebe
14. Kronleuchterlicht
15. Ich will Dich vermissen
16. Zirkus

VÖ: 01.06.2018
Format: CD / LP / Digital
Label: JIVE Germany
Vertrieb: Sony Music
Auf Tour im Norden: 29.07.2018, Bremerhaven Open Air Stadthalle | 03.09.2018 Hamburg, Mojo Club

Rezensent: Wolfgang