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WILKO JOHNSON – "Blow your mind"

Die Jüngeren kennen John Peter Wilkinson - besser bekannt als Wilko Johnson - als Henker Ser Ilyn Payne in der US-TV-Serie "Game of Thrones". Die Älteren kennen ihn als Gitarrist, Songwriter und Gesicht der britischen Pub-Rock-Institution Dr. Feelgood. Mit ihrem R&B und Rock'n'Roll wurden sie in den 70er Jahren berühmt. Mit „Blow Your Mind“ veröffentlichte der nun 70jährige Wilko Johnson am 15. Juni 2018 ein neues Album – das Erste mit neuem Material seit 30 Jahren. Dabei sah es zuletzt ganz anders aus.

2012 erhielt er die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Man gab ihm nur noch wenige Monate zu leben. Er lag ein Jahr im Krankenhaus, danach war er bei "Game of Thrones" raus. Er spielte mit dem ehemaligen The Who-Leadsänger Roger Daltrey (dessen erstes Solo-Album seit 26 Jahren liegt bereits für die Rezension auf unserem Tisch) noch schnell das TOP 3 Goldalbum "Going Back Home“ ein und bereitete sich auf den bevorstehenden Tod vor. Nach einer Operation gilt Johnson nun aber als krebsfrei und startet auf „Blow Your Mind“ wieder durch. Unterstützt wird er von seiner langjährigen Band – Norman Watt Roy am Bass und Dylan Howe am Schlagzeug – sowie dem Produzenten Dave Eringa, der auch bei dem Vorgängeralbum mit Roger Daltrey an den Reglern saß.

Die dreckigen Stakkato-Riffs, etwas Bluesharp und ein unbändiger Groove erinnern an die ersten Alben von Dr. Feelgood. Auch mit 70 Jahren kümmert sich Johnson nicht um irgendwelche Moden und Trends, sondern macht das, was er immer schon am Besten konnte. „Beauty“ und der namensgebende Titelsong eröffnen das Album knackig und musikalisch unbeschwert und sind mit einem fetten Beat unterlegt. Songs wie das im Chicago Blues verwurzelteMarijuana“ und „Take It Easy“ behandeln seine Krebsdiagnose, die schwierige Zeit danach, die damit verbundenen Lebensumstände und er schafft es dabei sich selber treu zu bleiben. Dabei konnte er den R&B sogar noch neue Facetten abzugewinnen. „Marijuana“ tönt dabei etwas mehr nach seiner Kollaboration mit dem The-Who-Frontmann, zeigt aber auch, das Wilko Johnson zwar authentisch aber kein begnadeter Sänger ist. Grooviger und tanzbarer wird es mit „Tell Me One More Thing“ und bluesiger mit „ Low Down“. Johnsons griffigen Gitarrenriffs in flott swingenden Songs wie „That’s The Way I Love You“ , „I Love The Way You Do“ und „It Don’t Have To Give You The Blues” sind hart und präzise. „Lament“ ist ein "sensibles" Instrumentalstück, in dem Wilko auch Country-ähnlich zu spielen scheint. „Say Goodbye“ ist ein langsamer Shuffle mit schönen, kontradiktorischen Riffs und das Album schließt mit "Slamming".

FAZIT: Wilko schafft Songs mit Substanz und Tiefgang und beweist, dass man mit 70 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehören muss. Dem Rhythm and Blues konnte er auf seinem neuen 41 Minuten langen Album sogar noch neue Facetten abzugewinnen. Mit einer Mischung aus Ian Dury, Fischer Z und natürlich Dr. Feelgood orientiert sich Wilko zwar an großen Klassikern, klingt dabei aber nie altbacken.

--> Musikvideo: Wilko Johnson - Marijuana
 
Bewertung:

GENRE: Rock, Rhythm and Blues

TRACKLIST:

1. Beauty
2. Blow Your Mind
3. Marijuana
4.Tell Me One More Thing
5. That’s The Way I Love You
6. Low Down
7. Take It Easy
8. I Love The Way You Do
9. It Don’t Have To Give You The Blues
10. Lament
11. Say Goodbye
12. Slamming

VÖ: 15. Juni 2018
Format: CD / LP / Digital
Label: Universal Music
Auf Tour im Norden: -

  Rezensent: Wolfgang