OPEN R in Uelzen - Tag 2: "NEUE TÖNE"

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Uelzen, 04.06.2016 - Elton John war mit seinem Heli im Abendhimmel verschwunden und der erste Festivaltag beendet. Am zweiten Tag waren deutsche Interpreten angekündigt. Pünktlich um 14:40 Uhr machten die Lokalmatadore Hot Birds den Auftakt und spielten Northern Rock 'n Roll & Rockabilly. Die Hot Birds sind Ralf am Kontrabass/Gesang, Thomas an der Gitarre/Gesang und Heiko am Schlagzeug/Gesang.

Die Temperaturen waren zum Vortag noch etwas gestiegen und erreichten schwüle 28 Grad. So waren die Zuschauer beim zweiten Act schon gut auf Temperatur. Katrin Wulff, die rothaarige Sängerin und Songschreiberin aus der Wahlheimat Hamburg. Ein Name, den man sich merken sollte. Stattliche vier Oktaven beinhaltet ihr Simmumfang und bewegte sich in ihren Liedern zwischen engelsgleicher Sirene und dreckiger Soulröhre. Vor ihrer Solokarriere war sie als Backgroundsängerin unter anderem bei Xavier Naidoo unterwegs. Es war bislang ihr größter Soloauftritt.

Zwischendurch rollte die Feuerwehr zwei C-Rohre aus und es gab eine kurze Abkühlung mit Wasser für die immer mehr werdenden Zuschauer. Bereits um 16:00 Uhr stand Johannes Oerding auf der Bühne. Zuvor machten alle Musiker der Band sportslike im Backstagebereich einen runden Kreis und feuerten sich gegenseitig an. Der frühe Auftrittstermin wurde gewählt, da noch am Abend ein weiterer Auftritt in Bremen geplant war. Der Hamburger Popsänger und Songwriter war an diesem Tag im Marinelook und Hut gekleidet und begrüßte das Publikum hanseatisch mit „Moin, Moin Uelzen! Ab heute heißt es nicht mehr Uelzen, sondern Karibik!“ „Trinken, trinken, hat meine Mutter bei den Temperaturen immer gesagt, habe ich wohl falsch verstanden, besonders an den Wochenenden.“ Den passenden Song „Nie wieder Alkohol“ lieferte er gleich mit.

In letzter Zeit war er mit seinen drei Alben immer höher in die deutschen Charts gegangen. Das Publikum sang mit und er hatte alles voll im Griff. Natürlich durfte sein Hit „Alles brennt“ nicht fehlen. Das gleichnamige Album wurde schon mit einer Goldenen Schallplatte geehrt. Oerding ließ es sich auch nicht nehmen, einmal direkt durch die Menschenmassen zu laufen.

In der Zwischenzeit hatte sich der Himmel verdunkelt, es zuckten Blitze und es fing an zu regnen. Die Blitze schlug etwa 10 km entfernt ein. Jeder dachte sofort an Rock am Ring, welches ebenfalls an diesem Wochenende statt fand. Mehr als 80 Verletzte gab es dort nach einem Blitzeinschlag, letztendlich wurde das Festival ganz abgesagt. Moderator Peter Hellström gab in Uelzen die Anweisung durch, sich von metallischen Gegenständen, wie Trennzäunen und Treppen, fernzuhalten.

Das Gewitter zog langsam ab, der Regen hörte auf, Bühnenmitarbeiter befreien die Zulieferbereiche für Equipment im Backstagebereich mit Gummiwischern vom Wasser. Durch die Verzögerung im Ablaufplan hatte die nächste Gruppe LOT lediglich 15 Minuten Zeit, ihre Musik vorzustellen. Der kürzeste Gig, den sie je gespielt haben, scherzte Sänger Lothar Robert Hansen. Der deutsche Popsänger mit türkischen Wurzeln sang „Warum Soll Sich Das Ändern“. Die Band spielte bereits im Vorprogramm von Bosse und Dick Brave. Aber 5 Stunden Anreise für ein Viertelstunde auf der Bühne, die Musiker waren nicht zufrieden. Ursprünglich waren 30 Minuten geplant.

 

Es war etwas kühler in der Almased Arena geworden und der Regen wurde erfolgreich weggesungen. Nun trat der ebenso noch nicht so lange im Musikbusiness vertretene „Lieblingsmensch“ Namika auf. Wir hatten bereits von ihrem Auftritt vor einigen Wochen im Bremer Schlachthof und von der Pressekonferenz des Bundesvision Song Contest 2015 über sie berichtet. Die 24-jährige marokkanisch-deutsche Sängerin und Rapperin konnte das Publikum mit viel Charme und Ausstrahlung begeistern.

Namika, was übrigens „die Schreiberin“ heißt, hatte auch kritische Texte im Gepäck. Im Lied 'Nador' besang sie die gleichnamige marokkanische Küstenstadt, aus der Anfang der 1970er Jahre ihre Großeltern nach Deutschland kamen. Für die 23-Jährige steht jedoch außer Frage, dass Frankfurt ihre Heimat ist. Hier wurde sie geboren, hier ist sie aufgewachsen und zur Schule gegangen. „In Marokko bin ich die Deutsche, in Deutschland die Marokkanerin“ kündigte sie ihr Lied Nador an. Ihre erste Single "Lieblingsmensch", eine Liebeserklärung an einen Menschen, auf den man sich immer verlassen kann, spielte sie natürlich auch und die Zuschauer sangen mit. Seit diesem Lied hat sich ihr Leben total verändert, von der Wohnung raus auf die Autobahn.

Das Elektro-Pop-Duo Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg alias Glasperlenspiel folgten als nächstes. Wir hatten sie bereits beim deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest im letzten Jahr getroffen. Sie schafften es vor vier Jahren mit ihrem Debüt-Album "Beweg dich mit mir" in die Charts. Auch ihren Hit „Geiles Leben“, der ihnen acht goldene Schallplatten und Platin erbrachte, spielten sie an diesem frühen Abend.

Bereits 2012 haben wir über einen unbekannten jungen Musiker berichtet. Er trat als Support für Laith-al Deen auf. Wer hätte damals gedacht, das wir ihn an diesem Abend als Headliner wiedersehen: Mark Forster. Der 32-jährige mit seinem Markenzeichen Basecap und Brille produzierte bereits mit Sido den Hit "Einer dieser Steine". „Das Gute am Brille tragen ist, dass sie bei diesem Wetter ständig beschlägt“ witzelte Mark. An diesem Abend machte er die beste Show, die wir je von ihm gesehen haben. Seinen Musikerstamm erweiterte er um 3 Bläser, die ganze Zeit sprang er energiegeladen wie ein Flummi über die Bühne und sang seine Hits "Flash mich" und "Au Revoir", dem Hit zur WM 2014. Forster hatte mit Abstand die lautesten Fans, die Menge tobte.  Immer wieder wurden Trockeneiskanonen eingesetzt, es gab Luftschlangen, einen Papierschnipselregen und goldenes Lametta. Sogar den New Yorker Gospelchor ließ er hinzu schalten, zumindestens war es eine witzige Einlage, auch wenn es nur gefaked war. Abschließend kann man nur sagen- er war ein würdiger Headliner des Festivals.