Hannover, 05.07.2025 – Die Scorpions spielten auf der ganzen Welt in Stadien und Open Air-Arenen. In La Paz, Bolivien, auf 3636 Metern, in Rio de Janeiro vor 1,3 Millionen Fans, in Los Angeles und Moskau. Was sie bislang noch nie gemacht haben, wurde nun nachgeholt: Erstmals traten sie unter dem Titel „Coming Home“ in ihrer Heimatstadt Hannover in der Heinz von Heiden Arena, dem Stadion von Hannover 96, auf. Gleichzeitig feiern sie ihr 60-jähriges Bandjubiläum und das einzige Deutschlandkonzert. Das Konzert war bereits seit Monaten ausverkauft, von den 45.000 Fans kam gut ein Drittel aus dem Ausland. Und das alles, obwohl Klaus Meine schon vor rund 13 Jahren das Ende der Scorpions angekündigt hatte.
Um ihren Plan bekannt zu geben, hatten die Global Players aus Niedersachsen im Oktober 2024 Journalist*innen aus dem ganzen Land eingeladen. Wir berichteten damals von der → Pressekonferenz. In einigen Bahnhöfen gab es alle 5 Minuten Lautsprecherdurchsagen „Hallo, ich bin Klaus Meine, Sänger der Scorpions…). Und Scorpions Briefmarken gab es auch. Fans von jung bis alt versammelten sich an diesem Tag und ein Zeichen dafür, das Heavy-Metal altersübergreifend ist.
Das Touren ist im Alter herausfordernd
Über Klaus Meine hatten wir zuletzt von der Talkshow –> 3nach9 berichtete. Er erzählte alte Geschichten von damals, als es noch keine Internetverbindung, Smartphones oder Spotify gab und dankte seiner Frau für die lange Treue. Aber, wenn man direkt neben ihm steht, merkte man ihm sein Alter schon an. Und solche Konzert, insbesondere auch weltweite Touren sind eben im Alter von 77 Jahren nicht mehr leicht. Nach bitteren Konzertabsagen (fünf Deutschland-Konzerte und drei Jubiläumskonzerte in Südamerika fielen aus) blickt die Band zum Jubiläum positiv in die Zukunft. Viele Europa-Termine sollen folgen und sogar Las Vegas ruft. Gerade kommen sie von einem Gig in Barcelona.
Die Band hatte einige Special Guests eingeladen
Für das Heimspiel haben sich die Scorpions auch Gäste eingeladen. Mit etwas Verspätung um 15:45 Uhr betrat die erste Band die riesige Bühne: Die deutsche Frauen-Hardrockband ROSY VISTA. Ende 1983 wurde die Band von der gebürtigen Rumänin Anca Graterol in Hannover gegründet. Die 2023 verstorbene VIVA-Gründerin/Keyboarderin Barbara Schenker, die Schwester von Michael und Rudolf Schenker spielte bis 1988 in der Band.
Sängerin Andrea Schwarz mischte sich nach dem Gig ins Publikum, um sich die folgenden Bands anzuschauen. Im VIP Bereich schauten sich u.a. Metalqueen Doro Pesch, Otto Waalkes, Wackengründer Holger Hübner und die Politiker Christian Wulff, Stephan Weil und Philipp Rösler die Gigs an.
ROSY VISTA © Nordevents
Comedy und hardrock
Ein Comedian folgte und wer passte da besser als der Mannheimer BÜLENT CEYLAN mit seinem Haardrock. Dabei drehte der Metal-Fan ordentlich auf. Mit dabei auch sein Song „Ich liebe Menschen“, ein intelligentes Plädoyer gegen Hass und Hetze. In dem Ceylan Modern Rock mit Metal- und Hard-Rock-Einflüssen mischt und diesen Mix mit einer Prise aus Ernst und Humor vermengt, kreiert der Musiker seinen ganz eigenen Bülent-Style. Er „lüftete“ auch das Geheimnis, was unter dem Schottenrock zu sehen ist.
BÜLENT CEYLAN © Nordevents
Schockrock mit ALICE COOPER
Er ist mindestens genauso eine Legende wie die Scorpions: Schockrocker ALICE COOPER. Nach einem ausgiebigen Golfspiel im Golfclub Hannover kam der Sänger gut gelaunt ins Stadion, obwohl sein Flieger aus Portugal Verspätung hatte und auf dem Zubringerflug aus Amsterdam nach Hannover Gepäck verloren gegangen war. Als Intro lief „War Pigs“ von Black Sabbath, zeitlich parallel war auch das Abschiedskonzert von Ozzy in Birmingham angesetzt.
Neben wandelnden Zombies, Peitschenfrau, einem laufender, riesiger Frankenstein, einer inszenierten Exekution durch eine Guillotine oder auch das Umherwirbeln einer untoten Gummipuppe, vergaß Cooper aber auch nicht, seine Band zu würdigen. Die mit Pseudoblut verschmierte Gitarristin Nita Strauss als auch Drummer Glen Sobel konnten sich mit eigenen Soli in den Vordergrund spielen. Dazu kommen Songs wie „I’m Eighteen“, „Under My Wheels“ oder „Bed Of Nails“. Mit dem unverzichtbaren Klassiker „School’s Out“ wurde das Publikum noch einmal in Ekstase versetzt. Insgesamt ein Auftritt, der alles andere als einen gealterten Rockstar zeigte. Mit „Another Brick in the wall“ gab es auch eine Hommage an Pink Floyd.
ALICE COOPER © Nordevents
Auch diese alten Herren können`s noch
Die britische Heavy-Metal-Band JUDAS PRIEST hat nicht nur mit „Invincible Shield“ ein bärenstarkes, zeitloses Stück Schwermetall im Gepäck, sondern sind auch langjährige Weggefährten der Scorpions. Mit welcher Power sich Rob Halford und seinen Männern auf der Bühne geben, ist hinlänglich bekannt. In bester „Painkiller„-Manier zeigt sich die Instrumentalfraktion in bester Form. Songs wie „Breaking The Law“ und weitere Perlen waren dabei. Zur Zugabe kam Hochtöner Rob Halford mit der Harley auf die Bühne gefahren – ein Markenzeichen von ihm.
JUDAS PRIEST © Nordevents
Rock´n´Roll will never die!
Es war 21:45 Uhr, der Nachmittag war lang und alles wartete auf die Jubilare. Erstmals war das Stadion bis auf den letzten Platz gefüllt, die Bierstände verwaist. Die Zuschauer vertrieben sich die gut 30-minütige Verzögerung mit Laola-Wellen. Aufnahmen aus 60 Jahren Scorpions flimmerten über die Video-Leinwände. Ein lauter Knall, Feuerwerk – die SCORPIONS betraten die Bühne. Sänger Klaus Meine, die Gitarristen Rudolf Schenker und Matthias Jabs, Bassist Pawel Mąciwoda sowie Schlagzeuger Mikkey Dee waren mit ihrem Opener „Coming Home“ sofort auf BEtriebstemperatur..
Gitarrist und Scorpions-Gründer Rudolf Schenker ist 74. Auch für einen 60-Jährigen wäre er in beneidenswerter Form, sprang er doch wie ein Jungspund in gelber Lederjacke, Silberhemd und mit Glitzer verziertem schwarzen Hut auf der Bühne herum. Pawel Mąciwoda, auch schon seit 20 Jahren am Bass dabei, läuft immer wieder mit nach vorn an die Rampe, wo Saitenmänner und Sänger direkt vor den Fans posieren.
Mikkey Dee, jahrzehntelang Schlagzeuger bei Motörhead, der nach dem Tod von Lemmy Kilmister 2015 zu den Scorpions ging – ließ es in einem langen Solo dermaßen krachen, dass das Publikum völlig aus dem Häuschen war und Klaus Meine etwas Verschnaufpause gönnte.
Große Reden zwischen den Stücken spart Klaus Meine sich, begrüßte die Zuschauer zum Jubiläum. „Es war eine lange Reise von Sarstedt in die Heinz von Heiden Arena“ oder kündigte nur kurz mal die nächste Dekade an. Die schmalzig-schönen 80er-Balladen wie „Still Loving You“ oder „Send Me An Angel“ sind bis heute Welterfolge und durften an diesem Abend nicht fehlen. Zum Abschluss gegen 22.35 Uhr spielten die Scorpions ihren Song „Rock You Like A Hurricane“. Dazu wurde ein Feuerwerk im kompletten Rund des Stadions gezündet.
SCORPIONS © Nordevents
Und dann kam die Friedens-Hymne „Wind of Change“, das meistverkaufte Lied einer deutschen Band und hat auf YouTube über eine Milliarde Klicks gebracht. Stimmungsvoll wurden die an alle Zuschauer ausgeteilten Pixmobs – Leuchtarmbänder- eingesetzt. „Now listen to my heart / It says Ukrainia / Waiting for the wind to change.“ heißt es jetzt im Songtext nach dem Angriffskrieg Russlands. Russland ist böse – und die Scorpions sind noch immer da. Und wenn es nach der Band geht, soll es auch erst einmal so bleiben. Das Konzert wurde mitgeschnitten, die Scorpions planen ein Live-Album, das am 14. November erscheinen soll.
Setlist Scorpions:
- Coming Home
- Gas In The Tank
- Make It Real
- The Zoo
- Coast To Coast
- Top Of The Bill / Steamrock Fever / Speedy’s Coming / Catch Your Train
- Bad Boys Running Wild
- Delicate Dance
- Send Me An Angel
- Wind Of Change
- Loving You Sunday Mornin
- I’m Leaving You
- New Vision
- Tease Me Please Me
- Big City Nights
- Still Loving You
Zugaben
- Rock You Like A Hurricane
- Blackout