Fury in the Slaughterhouse im Hamburger Stadtpark – Rock, Reife und echte Leidenschaft

Sascha Beckmann

Hamburg, 25.07.2025 – Am Freitagabend verwandelte sich der Hamburger Stadtpark in ein Meer aus Nostalgie, Energie und Emotionen: Fury in the Slaughterhouse standen auf der Bühne – und das vor ausverkauftem Haus. Die Band aus Hannover bewies einmal mehr, warum sie seit Jahrzehnten fester Bestandteil der deutschen Musikszene ist.

Schon zu Beginn des Konzerts zeigte sich: Fury bleibt sich treu – mit einem Augenzwinkern. Gitarrist Christof Stein-Schneider öffnete scheinbar eine Lautsprecherbox, die sich als gut gefüllter Kühlschrank entpuppte. Eine Flasche Bier, ein Schluck – wer seit knapp 40 Jahren tourt, darf sich solche Gags erlauben. Sänger Kai Wingenfelder machte es sich später auf einem Sessel bequem, während er die Bandhymne „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ performte – eine Szene, die sinnbildlich für den Charme und die Lässigkeit dieses Abends stand.

Das Set war eine durchdachte Mischung: Klassiker wie „Radio Orchid“, „Time to Wonder“ oder „Won’t Forget These Days“ sorgten für kollektive Gänsehaut und Mitsing-Chöre, während neue Songs – darunter „Sorrowland“ vom kommenden Album – neugierig machten auf das, was noch kommt. Auch technisch ließ die Show keine Wünsche offen: Exzellenter Sound, eine große Videowand mit Liveeinspielungen und eine lockere, ehrliche Bühnenpräsenz.

Fury in the Slaughterhouse © Nordevents

Nicht alles lief glatt – und genau das machte den Abend besonders menschlich. Beim dritten Song „Better Times Will Come“ unterlief Stein-Schneider ein Fehler. Kurzerhand stoppte er das Lied mit den Worten: „So ein Song hat das nicht verdient.“ Die Band lachte, setzte neu an – und das Publikum feierte die Szene als Beweis für echte Leidenschaft und Perfektionismus.

Zwischen den Songs erzählten Kai und Thorsten Wingenfelder Geschichten aus früheren Hamburger Tagen – darunter auch die Erinnerung an ein verpasstes Konzertdatum, das spontan doch noch möglich gemacht wurde. Dass die Band trotz des Erfolgs bodenständig geblieben ist, spürte man in jeder Geste. Kai nahm sich Zeit für Selfies, das Publikum feierte ausgelassen bei Songs wie „Hang the DJ“ und „Milk and Honey“, und beim finalen „Won’t Forget These Days“ sang der gesamte Stadtpark weiter, selbst nachdem die Band kurz abtrat – ein Moment, der unter die Haut ging.

Mehr als nur Musik – Fury zeigt Haltung

Auch ihr soziales Engagement war präsent: Passend zum Song „Everyday Heroes“ machte die Band auf den Verein FASD aufmerksam, der sich für Kinder und Erwachsene mit fetalen Alkoholspektrumstörungen einsetzt. Fury in the Slaughterhouse nutzt ihre Bühne nicht nur für Musik, sondern auch für wichtige Botschaften – und das seit jeher.

Seit ihrem Comeback 2017 läuft es bei Fury wieder rund – auch dank neuem Management. Die Band wirkt frisch, harmonisch und voller Spielfreude. Ihr Erfolgsrezept? „Wir sind keine herausragenden Musiker“, sagt Kai Wingenfelder, „aber wenn wir zusammenspielen, klingt es einfach nach Fury.“ Dem ist nichts hinzuzufügen – außer vielleicht: Auf die nächsten 40 Jahre.

Hamburg hat an diesem Abend nicht nur ein Konzert erlebt, sondern ein musikalisches Familientreffen – mit Bier, Herz und einem Kühlschrank auf der Bühne.


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