Hamburg, 24.04.2025 – Wenn ein Comeback mehr als nur Musik bedeutet, dann war das gestrige Konzert von Nino de Angelo im CCH Hamburg ein Paradebeispiel. Der 61-Jährige stellte sich einem Publikum von etwa 1300 Zuschauern – der große Saal war nur gut zur Hälfte gefüllt, aber die Energie, die Nino auf die Bühne brachte, reichte locker für doppelt so viele. Was sich im ersten Moment wie eine Clubshow im Konferenzsaal anfühlte, entwickelte sich im Laufe des Abends zu einer ganz eigenen Art von musikalischer Lebensbeichte. Denn hier stand keiner, der einfach nur Hits von früher herunterspulte. Stattdessen präsentierte Nino de Angelo einen Querschnitt durch die tiefsten Täler und höchsten Gipfel seines Lebens – laut, emotional, ehrlich.
Wer gekommen war, um die Klassiker aus den 80ern zu hören, musste lange warten. Songs wie „Jenseits von Eden“ waren eher das emotionale Finale als der Schwerpunkt des Abends. Stattdessen dominierte das Material seiner letzten drei Alben – musikalisch deutlich härter, textlich roher. Songs wie „Da wo mein Herz brennt“, „Gesegnet und verflucht“ und „Boomerang“ hätten ebenso gut auf einer Rockbühne funktioniert – mit wuchtiger Liveband, doppelter Gitarrenpower und einem Sänger, der sich dem Pathos nicht verweigerte, sondern ihn regelrecht zelebrierte.
© Nordevents – Nino de Angelo
Zwischen den Songs sprach Nino de Angelo viel – manchmal vielleicht etwas zu viel – über sein Leben, seine Vergangenheit, seine Abstürze. Alkohol, Drogen, Schulden, gescheiterte Beziehungen – nichts wurde ausgespart. Manchmal wirkte das eher wie ein intimer Abend unter Freunden als ein Konzert, vor allem, als Geschenke aus dem Publikum überreicht wurden oder Zwischenrufe den Flow unterbrachen. Und doch: Es passte zum Gesamtbild eines Künstlers, der nichts mehr zu verstecken hat.
Ein Auftritt mit Licht und Schatten – aber voller Authentizität
Musikalisch war der Abend nicht makellos. Manches zog sich, die Dramaturgie des Konzerts hätte gestrafft werden können. Aber genau das war auch Teil des Charmes: Diese Show war kein glatt gebügelter Schlagerabend, sondern ein wuchtiger, stellenweise wilder Seelenstriptease eines Mannes, der im CCH seine ganz eigene Bühne gefunden hat – auch wenn er dafür 40 Jahre warten musste.
Und als am Ende „Jenseits von Eden“ durch den Saal hallte, Funken von der Decke regneten und viele der Anwesenden mitsangen, war spürbar: Hier ging es nicht um eine perfekte Show. Es ging um Wahrhaftigkeit. Und die hat Nino de Angelo gestern Abend ohne Zweifel geliefert.