Uelzen, 27.06.25 – Das Motto des Uelzen Open R Festivals, das dieses Jahr zum 15. Mal stattfindet, lautet „Das Beste kommt jetzt!“. Inmitten der malerischen Landschaft Uelzens liegt das Gelände des größten Musikfestivals der Region, nur fünf Minuten vom Hundertwasserbahnhof entfernt. Somit ist es auch gut mit der Bahn zu erreichen.
Das Metal Air und der Auftritt von Rammstein-Frontmanns Till Lindemann (unsere →Review des Festivals) wurde vom Open R abgekoppelt und fand als eigenständige Veranstaltung statt. Die Bands Donots und Hämatom hatten abgesagt.
Das Programm der drei Tage soll wie gewohnt verschiedene Generationen ansprechen. Der Freitag steht im Zeichen des Rocks. Angekündigt waren die isländische Band Kaleo, Wanda, The Darkness, Wolfmother, Fiddler‘s Green und der Newcomer Sukkar. Den Veranstaltungstag mit dem Schlagerfestival gibt es dieses Jahr nicht.
Sandzucker fürs Volk
Die Sonne ließ sich erst einmal nur kurz blicken, um dann für Stunden wieder zu verschwinden. Leider war die Zuschauerzahl nach Veranstalterangabe mit knapp 2000 weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Berliner Band Sukkar (abgeleitet aus dem Altindischen für „Sandzucker“) besteht aus vier erfahrenen und talentierten Musikern, die ihr Können schon in verschiedenen Bands unter Beweis gestellt haben. Sei es bei The Dostoyevskys, The Voice, Havanna Heat Club, Desert Hearts, Kaizer, Forsaken oder Peal. Der Musikstil der Band ist eine Mischung aus Comedy Rock, Garage, Disco, New Wave und Punkrock und passt unserer Meinung nach gut zu dem Line-Up der Veranstaltung.
Uwe Quicker, der ehemalige Sänger der legendären Bands „The Voice“ und „Havanna Heat Club“ und den alle nur unter „Quicker“ kennen, gründete die Band Sukkar im Jahr 2015. Neben ihm besteht die Gruppe aus Martin Dahl (Gitarre), Norman Brinkmann (Bass) und Stefan Woicke (Schlagzeug). Die Newcomer brachten ihr Debütalbum „Übernice“ mit. Es gab stolze Songs mit einer Menge Herzblut und Texten direkt aus dem Leben des Sängers.
Sukkar © Nordevents
Eine wilde Irish Speed Folk Party
Allen sechs Musikern der 1990 gegründete Folk-Rock-Band Fiddler’s Green aus Erlangen war es am Gesicht abzulesen, wie viel Spaß sie dabei hatten, die Menge mit ihren Melodien zu begeistern. Fiddler’s Green, das ist die irische Bezeichnung für das Seemannsparadies. Die Band hat bislang schon 15 Studioalben veröffentlicht. Ihr Song „Perfect Gang“ sollte dann das Motto für ihren Auftritt werden. Ein Hintergrundbanner im Steampunkdesign, Rauch stieg neben dem Drumset aus einem Leierkasten auf und schon ging es los.
Während die beiden Sänger Ralf alias „Albi“ Albers und Pat Prziwara noch zusätzlich abwechselnd ihr Können an Akustik- oder E-Gitarre, am Banjo, der Mandoline oder an der Bouzouki unter Beweis stellten, überzeugte Tobias Heindl komplett mit seinen Fiedelkünsten an der Geige. Die Band hat schon 3 Geiger verschlissen, Tobias Heindl (seit 2000) ist mittlerweile der Vierte. Des Weiteren begeisterte Stefan Klug am Akkordeon und an der irischen Bodhrán, Rainer Schulz gab alles am Bass und Frank Joos untermalte das Ganze rhythmisch mit dem Schlagzeug und Percussions. Die wilde Irish Speed Folk Party kam zu ihrem Ende und eine glückliche, ausgepowerte Menge wartete nach diesem Gig auf den nächsten Act.
Fiddler’s Green © Nordevents
KEin ohrenbetäubendes Drei-Mann-Gewitter
Leider war die angekündigte Stoner-Rockband Wolfmother aus Erskineville, einem Stadtteil von Sydney, ausgefallen. Nach offiziellen Angaben hätten sie den Flug verpasst. Somit spielten alle Bands etwas länger, um den Auftritt zu kompensieren. Dadurch wurden auch die Pausen zwischen den Acts sehr lang, teilweise waren es 45 Minuten.
Give me a D, give me an Darkness!
Die britische Rock-Glam-Band The Darkness aus Glasgow ist bekannt für ihre energiegeladenen Live-Auftritte und ihren theatralischen Stil, insbesondere vom charmant-witzigen Frontmann Justin Hawkins, der dieses mal nicht in einem Spandex-Anzug mit Ausschnitten bis zum Bauchnabel auftrat.
Dan Hawkins gründete die Band im Jahre 2000 mit dem Bassisten Frankie Poullain, den er in London kennengelernt hatte. Als Schlagzeuger stieß Ed Graham, ein alter Schulfreund Dans hinzu. Allerdings fehlte noch ein Sänger. Als Dan Hawkins zum Jahrtausendwechsel zurück nach Hause kam, fand er dort seinen Bruder Justin vor, wie dieser zu Queens „Bohemian Rhapsody“ sang und tanzte – ein Sänger war gefunden.
Schick mit feiner Hose, offenem Hemd und regenbogenfarbenen Socken kam Justin Hawkins auf die Bühne und wurde nur von dem Bassisten Frankie Poullain im Anzug übertroffen. Mit „Hey, we are Wolfmother from Australia” machte er augenzwinkernd auf den ausgefallenen Act aufmerksam.
Mal wurde zwischendurch David Hasselhoffs „Looking for Freedom” oder auch „Live is live” von Opus gecovert. Oder Justin forderte die Zuschauer mit den neongrünen Hüten, die von einer Krankenkasse auf dem Gelände verteilt wurden, auf, mitzusingen. Kurzum machte er einfach mal einen Handstand vor dem Drumset. Nach 3 Songs flog sein Hemd in die Ecke und Justin Hawkins` Falsett-Stimme schraubte sich in die Höhe.
Die Band schaffte es wieder, die Stimmung auf und vor der Bühne zum Kochen zu bringen. Die vorgetragenen Gitarrensounds und vor allem der passionierte Gesang entfachten Jubel im Publikum. Eine energiegeladene und unterhaltsame Live-Show. „Barbarian“ vom aktuellen Album „Last Of Our Kind“ sowie „Growing On Me“, „Black Shuck“ und „Mudslide“ standen auf der Setlist. Sich nicht zu ernst nehmen und eine schöne Zeit haben zu guter Rockmusik. Wer dies sucht, ist bei The Darkness goldrichtig.
Es war ein Konzert, welches mit Feel-Good-Rocknummern Spaß machte. Hawkins betont aber immer wieder, dass sie keine Klamaukband sind, sondern nur Spaß auf die Bühne bringen wollen. Wer diesen Spaß erleben möchte, hat am 03.10.2025 in der Hamburger Fabrik die Möglichkeit.
The Darkness © Nordevents
Amore und Rockstartum
Die Wiener Rock-Pop-Band Wanda, die gerade auf ihrer „Summer in the City” Open-Air-Tour unterwegs sind, war als nächste dran. Sänger Marko, der mit seiner Halbglatze, beiger Hose und brauner Windjacke an einen Gebrauchtwagenverkäufer erinnert, gab wieder alles. Und wie Gebrauchtwagenverkäufer es eben so tun, er kam mit Bierflasche auf die Bühne und zündete sich im ersten Lied erst mal eine Zigarette während des Singens an.
Wanda spielen an diesem Abend ungefähr die Playlist, die sie auch auf der laufenden Tour spielen, nur kürzer. „Bussi Baby“, „1,2,3,4″, „Luzia“ – alles dabei. Die Wiener Combo verfeuert ihre schnellen Nummern wie sehr oft gleich zu Beginn. Beim letzten Song gab die Band noch einmal alles. Am Ende wurden die Gitarren auf den Bühnenboden gelegt, darauf gespielt und Drumsticks, Handtücher, Plektrons und volle Bierdosen in die Crowd geworfen.
Es gab Zugabe-Rufe aus dem Publikum, es nutzte nichts, Wanda traten ab. Der Alternative-Austro-Popschlager, den Wanda mit so unwiderstehlichem Wiener Schmäh und viel Verve spielen, liefert zwar seit zehn Jahren wenig Tiefgang. Dennoch sind Wanda live eine Bank und keiner geht an diesem Abend mit leerem Herzen nach Hause. Denn Amore- Liebe-, steht in schwarzen Lettern auf der weißen Bassdrum.
Wanda © Nordevents
Heißer Island-Rock
Selbst wer sich nicht mit Rockmusik aus Island auskennt, hat die Musik von Kaleo mit großer Wahrscheinlichkeit trotzdem schon einmal gehört. Wenn auch vielleicht unbewusst. Zum Beispiel als Soundtrack in „Marvel“-Filmen oder TV-Serien wie Grey’s Anatomy und Riverdale. Der Hit „Way Down We Go“ aus dem Jahr 2016 untermalte Szenen in „Lucifer“ und „Suits“. Der Name Kaleo hat seinen Ursprung im Hawaiianischen und bedeutet „die Stimme“ oder „der Klang“.
Kaleo © Nordevents
Die vierköpfige Band aus Mosfellsbær, einer kleinen Ortschaft nördlich von Reykjavik, macht Musik, die wütend und wehklagend und voller Energie ist. Jökull Júlíusson (Gesang, Gitarre, Klavier), Rubin Pollock (Leadgitarre), Daníel Ægir Kristjánsson (Bass) und Davíð Antonsson (Schlagzeug) spielen mit den Genres und kreieren dabei einen eigenen Sound aus Rock, eine Prise Blues und Folk, ein Hauch Country.
2016 feierte die Band ihren Durchbruch, auch in den USA, wo sie sich mit Auftritten in den berühmten Late-Night-Formaten von Seth Meyers, Jimmy Kimmel oder Stephen Colbert eine große Fangemeinde erspielte. Für „No Good“ waren Kaleo 2018 für einen Grammy in der Kategorie „Best Rock Performance“ nominiert, mit Platin wurde das Album „A/B“ ausgezeichnet. Bis heute haben sie weltweit mehr als 4 Milliarden Streams erreicht und 60 internationale Zertifizierungen erhalten.
Sänger Júlíusson kam als Letzter auf die Bühne und sah mit seinem Cowboyhut aus wie ein Countrysänger. Country-Musik aus Island? Gitarrist Rubin Pollock schien ein Fan vom FC St. Pauli zu sein, er trug ein entsprechendes Shirt. Zu Beginn des Auftrittes gab es den Song „Bloodline“. Bei „Automobile“ bewies der Sänger, dass er auch sehr gut pfeifen kann. Und ohne Mundharmonika von Þorleifur Gaukur Davíðsson geht es bei den Songs von Kaleo sowieso nicht. Ein letztes sanftes Lied, und der erste Festivaltag neigt sich dem Ende.
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