Von Karsten Rudolph
Erscheinungstermin: 21.08.2025
Genre: Sachbuch
Einband: Taschenbuch
Seitenzahl: 240 Seiten
ISBN: 978-3-406-83690-9
Verlag: C.H. Beck

Zwischen Anspruch, Auftrag und Zeitenwandel
Mit Sendestörung legt Karsten Rudolph ein Werk vor, das den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland aus einer spannenden Mischung aus historischer, politischer und gesellschaftlicher Perspektive beleuchtet. Statt reiner Medienkritik oder nostalgischer Rückblicke geht es um eine faire Bestandsaufnahme: Woher kommt das System, das Generationen geprägt hat – und wie kann es sich in einer digitalen, schnelllebigen Welt behaupten?
Vom Nachkriegsprojekt zum demokratischen Grundpfeiler
Rudolph zeichnet eindrucksvoll nach, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach dem Zweiten Weltkrieg entstand – als bewusster Gegenentwurf zu staatlich gelenkter Propaganda. In der Tradition der BBC sollte ein unabhängiges, staatsfernes System entstehen, das Meinungsvielfalt, Bildung und kulturelle Teilhabe garantiert.
Über Jahrzehnte war das Radio und später das Fernsehen nicht nur Informationsquelle, sondern verbindendes Element einer ganzen Gesellschaft – das berühmte „Lagerfeuer der Nation“. Karsten Rudolph beschreibt diese Phase mit Respekt und Verständnis für die historische Bedeutung, ohne dabei die Augen vor strukturellen Schwächen oder verpassten Modernisierungsschritten zu verschließen.
Zwischen Krise und Erneuerung
Besonders gelungen ist Rudolphs Blick auf die Gegenwart: Er erkennt, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter Druck steht – durch sinkende Reichweiten, neue Mediengewohnheiten und gesellschaftliche Vertrauenskrisen. Doch anstatt den Untergang zu prophezeien, sieht er in dieser Umbruchphase eine Chance.
Er fordert kein Ende, sondern eine Erneuerung des Auftrags: mehr Transparenz, mehr Nähe zu den Menschen, mehr Mut zur Digitalisierung. Sein Ansatz bleibt konstruktiv – kritisch, aber lösungsorientiert. Damit wirkt das Buch nicht belehrend, sondern inspirierend.
Verständlich, fundiert und relevant
Rudolph gelingt es, komplexe Entwicklungen verständlich zu machen, ohne sie zu vereinfachen. Der Text liest sich angenehm flüssig, ist zugleich wissenschaftlich fundiert und immer wieder mit Beispielen aus der Praxis unterlegt. Man merkt, dass hier jemand schreibt, der sowohl die historische Dimension kennt als auch die politische Realität versteht.
Sendestörung ist daher kein reines Fachbuch, sondern auch ein gesellschaftliches Plädoyer: für Qualitätsjournalismus, für unabhängige Medien und für eine informierte Öffentlichkeit.
Fazit
Karsten Rudolph liefert mit Sendestörung eine kluge, ausgewogene und aufrüttelnde Analyse des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Er zeigt, warum dieses System trotz aller Kritik so wichtig bleibt – gerade in Zeiten von Fake News, Polarisierung und digitaler Schnelllebigkeit. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig Mut macht, an die Stärke unabhängiger Medien zu glauben.
Autor
Karsten Rudolph ist Historiker und apl. Professor an der Ruhr-Universität Bochum. Er war viele Jahre selbst politisch aktiv und kennt die Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Medien und Politik aus eigener Erfahrung. Diese doppelte Perspektive verleiht seinem Schreiben Tiefe und Glaubwürdigkeit – und macht Sendestörung zu einem ebenso sachlichen wie engagierten Beitrag zur aktuellen Mediendebatte.














