Nina: bald fünfzig, geschieden, Mutter von zwei Kindern. Ihren Zustand beschreibt sie so: leichte Aggressionen, aufkommender Zynismus, Brustspannen. Doch dann verliebt sie sich in den zwanzig Jahre jüngeren David und bringt damit ihre fragile Lebenskonstellation ins Wanken.
Erscheinungstermin: 9. Januar 2025
Autor: Anika Decker
Einband: Hardcover
Seitenzahl: 464 Seiten
ISBN: 978-3-423-28434-9
Verlag: dtv Verlag

Ein Blick auf die Zerbrechlichkeit von Beziehungen und die Bedeutung von Intimität
In „Zwei Erwachsene Menschen, die sich mal nackt gesehen haben“ gelingt es der Autorin, die zwischenmenschliche Dynamik in einer Geschichte zu verpacken, die von der schlichten Bedeutung der Intimität handelt. Der Titel mag zunächst einen humorvollen Eindruck erwecken, doch der Roman ist weit mehr als ein witziges Spiel mit der Vorstellung von Nacktheit und dem Körper. Es geht um die verletzliche Realität, dass der wahre Kern von Beziehungen oft erst durch das Schauen hinter die äußeren Fassaden sichtbar wird.
Die Kunst der Beobachtung und das Entblättern von Emotionen
Das Buch erzählt die Geschichte von zwei Menschen, die durch eine schicksalhafte Begegnung miteinander in Kontakt treten und sich nicht nur körperlich, sondern vor allem emotional entblättern. Der Akt des „nackt Seins“ wird dabei als Symbol für das Entblößen von inneren Ängsten, Hoffnungen und Zweifeln genutzt. Das Besondere an diesem Werk ist, dass es den Leser nicht nur auf die körperliche, sondern auch auf die geistige und emotionale Entblößung hinführt.
Die Charaktere sind in ihrer Tiefe komplex und authentisch, was das Buch zu einer ergreifenden Lektüre macht. Ihre Dialoge, die teils humorvoll und teils melancholisch sind, laden den Leser ein, über die eigene Vorstellung von Intimität und Offenheit nachzudenken. Der Titel wird damit mehr als nur eine Metapher für körperliche Nacktheit. Er wird zur Reflexion über das Aufeinandertreffen von zwei Seelen, die sich nach und nach einander näherkommen, ihre Ängste und Wünsche teilen und dabei die Bedeutung von Nähe in all ihren Formen neu entdecken.
Die Autorin zeigt uns, wie wichtig es ist, sich auch als Erwachsene weiterzuentwickeln, zu verändern und den Mut zu haben, sich zu zeigen, wie man wirklich ist. Es ist eine Geschichte von Selbstfindung, von der Überwindung von Scham und dem Eintauchen in die wahre Bedeutung von Nähe und Vertrauen.
Fazit: Eine tiefgründige Geschichte über Intimität und die Verbindung zwischen Menschen
„Zwei Erwachsene Menschen, die sich mal nackt gesehen haben“ ist ein gelungenes Werk, das Humor und Tiefgang vereint. Es regt dazu an, über die Bedeutung von Nähe, Vertrauen und der Verletzlichkeit in Beziehungen nachzudenken. Mit einer Mischung aus Witz und Ernsthaftigkeit fängt das Buch die Essenz dessen ein, was es bedeutet, sich wirklich zu zeigen – sowohl körperlich als auch emotional. Ein eindrucksvolles Buch, das den Leser noch lange begleitet, nachdem die letzte Seite umgeblättert wurde.
Autorin
Anika Decker, geboren 1975 in Marburg, lebt und arbeitet als Drehbuchautorin und Regisseurin in Berlin. 2007 gelang ihr mit ihrem sensationellen Drehbuchdebüt „Keinohrhasen“ der Durchbruch, der Film zählt zu den 15 erfolgreichsten deutschen Filmen aller Zeiten, auch die Fortsetzung „Zweiohrküken“ war ein Publikumserfolg. 2015 debütierte Anika Decker als Regisseurin, der Film „Traumfrauen“ nach eigener Vorlage war eine der erfolgreichsten Kinoproduktionen des Jahres. Darauf folgte ihre zweite Regiearbeit „High Society„, die auf Anhieb auf Platz eins der Kinocharts landete. Ihr erster Roman „Wir von der anderen Seite“ schaffte es sofort auf die Bestsellerliste.
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