Auf Tour im Norden: 30.11.17-Köln-YUCA, 01.12.17-Hamburg-Nochtspeicher, 03.12.17-Berlin-Musik & Frieden und am 10.12.17 in der Kranhalle in München Rezension: Gregor

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NIGHTWISH- "Decades"

Decades‘ heißt das neue Best-Of-Album der 1996 im finnischen Kitee gegründeten Symphonic Metal Band Nightwish. ‚Nightwish‘ ist eine der erfolgreichsten Bands Finnlands und gilt als stilprägend für das Genre. Die Gründung der Band geht auf Keyboarder Tuomas Holopainen zurück, der schon zuvor in verschiedenen Bands spielte, bei welchen er jedoch das Gefühl hatte, dass ihm dort musikalisch nicht genug Platz eingeräumt wurde. Gemeinsam mit der ausgebildeten Sopranistin Tarja Turunen und dem Gitarristen Emo ‚Emppu‘ Vourinen nahm er das erste Demo auf. Dieses Demo enthielt unter anderem die Nummer ‚Nightwish‘, die der Band schließlich ihren Namen gab. Zu dieser Zeit benutzte die Band nur Keyboard, akustische Gitarre und Gesang. Anfang 1997 probierte die Band mit Jukka ‚Julius‘ Nevalainen aus, wie die Stücke mit Schlagzeug klingen würden. Bei den darauffolgenden Bandproben wurde die akustische immer häufiger durch eine elektrische Gitarre ausgetauscht. Während dieser Zeit entwickelte sich der Stil der Band immer mehr in Richtung Metal. Insgesamt veröffentlichte die Band bisher 8 Studioalben. Das Debütalbum ‚Angels Fall First‘ erschien 1997, der Nachfolger ‚Oceanborn‘ kam 1998 heraus, dem folgte 2000 ‚Wishmaster‘, 2002 ‚Century Child‘, 2004 das kommerziell bisher erfolgreichste Album ‚Once‘, 2007 ‚Dark Passion Play‘, 2011 Imagenaerum‘, und 2015 ‚Endless Forms Most Beautiful‘. Im Jahr 2005 trennte sich ‚Nightwish‘ von Tarja Turunen. Zurzeit besteht die Band aus Tuomas Holopainen an den Keys, Floor Jansen am Gesang, Marco Hietala an Bass und Gesang, Emppu Vuorinen an der Gitarre, Troy Donockley an Pfeifen und Flöten, sowie Kau Hahto am Schlagzeug.

Das neue Best-Of-Album bietet einen Querschnitt durch das Schaffen der Band, von den ersten Demos an bis heute und erscheint zeitgerecht zur Welttournee 2018. ‚The Greatest Show On Earth‘ stammt vom achten Album der Band, dass zugleich das erste Album mit Floor Jansen als Sängerin. Es ist ein Konzeptalbum über Charles Darwin’s Evolutionstheorie. Die Nummer ist elegisch, hymnisch getragen und ein gutes Beispiel dafür, dass ‚Nightwish‘ nichts von ihrer Kraft und Energie eingebüßt haben. Es klingt wie die Musik zu einem Film, den man unbedingt sehen möchte. Auch die zweite Nummer ‚Élan‘ stammt vom Album ‚Endless Forms Most Beautiful‘. Es ist eine eingängige, leicht folkloristische, doch auch balladenhaft poppige Nummer. Der dritte Track ‚My Walden‘ stammt ebenfalls von diesem Album und klingt erdig, zugleich ätherisch. Die vierte Nummer ‚Storytime‘ stammt vom siebten Album der Band, betitelt ‚Imaginaerum‘. Am Schlagzeug hören wir hier noch Jukka Nevalainen, die Sängerin ist Anette Olzon. Die Nummer beginnt wie das Thema eines Horrorfilms und fesselt den Hörer mit angenehmen Industrial-Anklängen. Der fünfte Song ‚I Want My Tears Back‘ wurde ebenfalls dem 7. Album entnommen und überzeugt vor allem durch den herausragenden Flöteneinsatz. Die sechste Nummer ‚Amaranth‘ stammt vom sechsten Album der Band, betitelt ‚Dark Passion Play‘, welches das erste Album mit Sängerin Anette Olzon war. Es ist eine kraftvolle, spannungsreiche Nummer, mit packendem Grundrhythmus. Auch die siebte Nummer ‚The Poet And The Pendulum‘ wurde diesem Album entnommen. Der Song ist stimmungsvoll, ein wenig schaurig, ein Eindruck der vor allem dem Gesang geschuldet ist. 

Der achte Song ‚Nemo‘ entstammt dem fünften Studioalbum ‚Once‘, welches das letzte Album mit Tarja Turunen als Sängerin war. ‚Nemo‘ ist das lateinische Wor für Niemand, die Nummer ist gleichsam hart und einfühlsam. ‚Wish I Had An Angel‘ ist getragen und hymnisch, zugleich stampfend und drängend. Die zehnte Nummer ‚Ghost Love Score‘ stammt ebenfalls vom Album ‚Once‘, der Klang ist atemberaubend und episch. ‚Slaying The Dreamer‘ vom vierten Album erinnert vom Grundriff her beinahe ein wenig an ‚Slipknot‘, der Gesang ist wie bei ‚Nightwish‘ üblich klassisch beeindruckend. Auch die zwölfte Nummer ‚End Of All Hope‘ wurde dem Album ‚Century Child‘ entnommen, klingt tragisch, dramatisch, mystisch. ‚10th Man Down‘ stammt von der zweiten DVD der Band ‚End Of Innocence‘. Verstörend und fesselnd zugleich, bildreich und gewaltig klingt diese Nummer. Die vierzehnte Nummer ‚The Kinslayer‘ ist nahezu ein wenig an ‚Judas Priest‘ erinnernd, doch komplexer und mittelalterlicher, mit einem dezenten Anklang an Carl Orff.  ‚Dead Boys Poem‘ ist ebenfalls dem Album ‚Wishmaster‘ entnommen. Es ist eine ruhige, minimalistische Nummer, mit geradezu unglaublichem, unter die Haut gehendem Gesang und anfangs akustischer Gitarre. ‚Gethsemane‘ stammt vom zweiten Album der Band, betitelt ‚Oceanborn‘. Hier ist Sami Vänskä am E-Bass zu hören. Klanglich lässt diese Nummer etwas an Johann Sebastian Bach denken. Auch die siebzehnte Nummer ‚Devil & The Deep Dark Ocean‘ klingt aufregend, kraftvoll, stürmisch – überraschend ist der männliche Gesangspart, der irgendwie an Till Lindemann gemahnt. ‚Sacrament Of Wilderness‘ ist ebenfalls dem Album ‚Oceanborn‘ entnommen. Es ist eine wilde Nummer, rasant, heftig, mit wundervollem, dichtem Klang, und wiederum mit stark klassischem Einschlag.  ‚Sleeping Sun‘ ist eine ruhige, gefühlsbetonte Ballade, entspannt und zugleich ekstatisch. Der zwanzigste Track ‚Elvenpath‘ stammt vom Debütalbum der Band, betitelt ‚Angels Fall First‘. Es ist eine poetische Nummer, mit sämtlichen Elementen des ursprünglichen Heavy Metal.  ‚Carpenter‘ vom Debütalbum ist musikalisch von düsterem Klang geprägt und den Tönen einer akustischen Gitarre. Auch diese Nummer zeichnet sich besonders durch den männlichen Gesangspart aus. Die letzte Nummer dieses Best-Of-Albums ist Teil der allerersten Demoaufnahmen von ‚Nightwish‘, eben betitelt ‚Nightwish‘. Diese Nummer setzt mit sphärisch-dämonischen Klängen ein, wird im Hauptpart von der Akustikgitarre getragen und geht dem Hörer unter die Haut.

 
Bewertung:

GENRE:  Symphonic Metal

TRACKLIST:

CD1

1. The Greatest Show On Earth
2. Élan
3. My Walden
4. Storytime
5. I Want My Tears Back
6. Amaranth
7. The Poet And The Pendulum
8. Nemo
9. Wish I Had An Angel

CD2

1. Ghost Love Score
2. Slaying The Dreamer
3. End Of All Hope
4. 10th Man Down
5. The Kinslayer
6. Dead Boy’s Poem
7. Gethsemane
8. Devil & The Deep Dark Ocean
9. Sacrament Of Wilderness
10. Sleeping Sun
11. Elvenpath
12. Carpenter
13. Nightwish (Demo)

VÖ: 09.03.2018
Format: CD / LP / Digital
Label: Nuclear Blast Records
Vertrieb: Nuclear Blast Records
Auf Tour im Norden: 06.11.2018 Barclaycard Arena Hamburg


Rezensent: Florian

 

 

FAZIT: Was lässt sich über das Gesamtwerk einer solch außergewöhnlichen Band sagen? Was mehr kann man tun, als anerkennen, dass es diesem Best-Of-Album durchaus gelingt das Schaffen der Band in nur zweiundzwanzig Tracks doch trefflich und stimmig zusammenzufassen, gewissermaßen das musikalische Genie in einer Nussschale. Ein absoluter Höhepunkt für jeden Fan, der nicht ohnedies bereits die gesamte Discographie der Band besitzt und gewisslich ein guter Einstieg für all jene, die ‚Nightwish‘ erst kennenlernen möchten. Dafür gibt es 10 von 10 möglichen Punkten.

--> Musikvideo: Die Songauswahl für 'Decades'