Sonne, Staub und Bier

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Scheeßel, 15./16.07.2023 - "Alltag aus, Hurricane an", so der Slogan des Veranstalters. Auf dem 15,4 ha großen Gelände der Motorrad-Sandrennbahn Eichenring bei Scheeßel zwischen Bremen und Hamburg war in den letzten Tagen reges Treiben, nun kamen bereits Zehntausende am Donnerstag, dem Hauptanreisetag und staute sich wie erwartet – teilweise bis zu fünf Kilometer auf den Bundesstraßen 71 und 75 und auf der Kreisstraße zwischen Rotenburg und Westervesede. Mehr als 20 Prozent der Besucher kommen aber mit dem Zug nach Scheeßel.

4.500 Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Festivls. Knapp 80.000 Musik-Begeisterte kamen 2022 und es wurde an einigen Stellen wie vor dem VIP-Aufbau unverantwortlich eng. Zum Glück ist nichts größeres passiert. Trotz der diesjährigen angespannten Lage auf dem Festivalmarkt und höheren Ticketpreisen war das Festival überraschend gut gefüllt. Der typische Run auf die Tickets ist bei anderen Veranstaltungen ausgeblieben oder auch große Festivals sind abgesagt worden.

Das Line-Up aus fast 90 Bands und Künstler auf vier Bühnen in den Bereichen Rock, Pop, Alternative, Indie, Hip-Hop und Elektro ist im Gegensatz zum Deichbrand Festival erfreulich international, es sind einige Acts aus Großbritannien und Nordamerika dabei. Ausgewählte Konzerte werden auf "Arte Concert" und ndr.de übertragen.

Der Donnerstag begann staubig und warm, nach der Trockenperiode kein Wunder. Die Veranstalter haben vorsorglich extra Wasserstellen eingerichtet, da es auf dem Festivalgelände kaum Schatten gibt. Bei der Warm Up Party im 15-Mast-Zelt (mit Platz für 9400 Personen) auf der Wild Coast Stage gab es die ersten sechs Acts, darunter Rogers, Zugezogen Maskulin und Querbeat. Am Freitag eröffnete wie immer das Hurricane Swimteam um 15:00 Uhr die Acts auf dem Infield. Weiter ging es auf der Water Stage mit Dylan und auf der Mountain Stage mit der britischen Alternative-Rock Deaf Havanna.

Damit nicht genug. Auf der großen Forest Stage spielten im Anschluss noch die deutsche Alternative-Rock-Band Donots aus Ibbenbüren und Popmusiker Bosse im 19 Uhr-Slot schwitzte schon nach dem ersten Song und spielte seine Hits runter. Peter Fox hat gerade ein weiteres Konzert auf der Trabrennbahn Bahrenfeld am 4. September bekannt gegeben, seine "Comeback"-Platte "Love Songs" lief gut an. Es gab sowohl neue Songs als auch alte Hits wie "Schüttel Deinen Speck". Sleaford Mods hatten ordentlich Verspätung. Die kanadische Rockband Billy Talent, die heute ihr Livealbum „Live At Festhalle Frankfurt“ veröffentlicht haben. Songs wie "Try Honesty" sind mittlerweile schon stolze 20 Jahre alt.

Auch die oberschwäbische Indie-Pop-Band Provinz bei denen Drei der vier Bandmitglieder Cousins sind, die US-amerikanischen Polit-Punker Anti-Flag und die britische Post-Hardcore-Band Enter Shikari.

 

 

Bei der fünfköpfigen Rap-Rock-Band Kraftklub standen die Leute bis zum Horizont vor der River Stage. Stagediving gabs auch und während ihres Auftritts spielten sie sogar mal mitten im Publikum.

Betterov aus Thüringen ist sichtlich erfreut, dass so viele hier sind. Sein frisches Debütalbum "Olympia" kommt wohl super an. Tatsächlich stellte er mit seiner Band schon eine neue Single vor. Multiinstrumentalistin Tash Sultana aus Australien begann ihren Auftritt wie gewohnt alleine und spielte ihre Loops ein. Der bekannteste mit dieser Technik ist Ed Sheeran, auch er steht bei seinen Konzerten alleine auf der Bühne. In dieser Form kann man es aber nur bei ihr sehen, ob Bass, Gitarre, Saxophone, Synthy, Drums, Flöte, sie kann wohl alles spielen – Respekt.Zwischendurch kamen noch andere Musiker dazu. Anfänglich hatte sie mit Technikproblemen zu kämpfen und der Sound war kurz ganz weg.

Der Veranstalter weist das Essensangebot als "hochwertig, vielseitig, veggie und vegan – einfach lecker!" aus. Wie im vergangenen Jahr gab es statt eines Supermarktes lediglich einen Shop auf dem Gelände. Warmes Bier und ausverkaufte Regale garantiert. Das macht Deichbrand besser.

Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht Foodstände zu besuchen und über sie zu berichten, da sie einen großen Anteil am Gelingen eines Festivals haben. So schauten wir uns an diesem Tag den Foodtruck „Beef Brothers by Ruff’s Burger“ an. Angeboten werden von dem 2008 in München gegründeten Unternehmen verschiedene Cheese Burger Variationen und Pommes. Betreiber Kazim Ünver erklärte uns, dass insgesamt 5.000 Patties hierfür täglich geplant und täglich frisch vom Metzger abgeholt werden. Der Foodtruck ist ein Totalumbau eines amerikanischen Post-LKWs und hat alles, was man bruacht um autark zu arbeiten. Wir haben den Chilli Cheese Burger mit nach eigener Rezeptur selbst gekochten Chilli Sauce probiert – einfach Klasse.

Die Festivalbesucher zogen sich nachts ziemlich gerädert in die Zelte zurück um für den nächsten Tag zu mindestens etwas Schlaf zu bekommen.