Interview mit Rauschflut

Von Gregor Eder

Time for some Rock`n`Roll! Die Herren von Rauschflut präsentieren nächsten Monat ihr neues Album „Kirmes Deluxe“ und im Rahmen der Veröffentlichung durfte ich direkt mit fast der ganzen Band ein Interview führen. Marko Butt (Vocals/Guitar), Michael Klöckner (Bass), Andres Mahler (Drums/Vocals) und ich fanden sich online zusammen um über die neue Scheibe etwas zu plaudern. Rasco Hartig-Perschke (Guitar/Vocals) war leider nicht abkömmlich, ließ mir aber über die Kollegen liebe Grüße ausrichten. 

Nach einer kleinen Begrüßung und einer kurzen Vorstellung meinerseits, stürzte ich mich direkt mit meinen Fragen auf die drei Anwesenden. Da es sich bei „Kirmes Deluxe“ um eine Eigenproduktion der Band handelte stellte ich folgende Frage: „Wie ist dieses Album eigentlich entstanden? Speziell würde mich interessieren wie ihr an das Komponieren herangeht und wie die Songs schlussendlich im Studio umgesetzt werden?“ 

Marko antwortete: „Meistens ist es so, dass Rasco, Michael oder ich schon eine grobe Skizze eines Songs haben. Damit kommen wir dann in den Proberaum. Dann legen wir los und der Song wird einmal, zweimal, gespielt. Andi bringt dann seine eigenen Ideen am Schlagzeug dazu und Michael am Bass. Da unterscheiden wir uns glaube ich nicht viel von anderen Bands. Es wird zusammen an den Nummern gearbeitet und dann fehlt hier einmal eine Endung oder ein Anfang, welche wir gemeinsam zusammenschustern. Wenn es dann um die Studiosituation geht ist es eine eher unverfängliche Wohnzimmeratmosphäre kann man sagen. Wir starten immer mit den Schlagzeugspuren und Rasco spielt dafür eine „Guide-Line“ ein zu welcher dann im Proberaum das Schlagzeug aufgenommen wurde. Danach haben wir die Gitarren aufgenommen, welche teils über Plug-Ins, teils über Mikrofon aufgenommen wurden. Rasco und ich sind da relativ flexibel, denn wenn wir aus der Dose schon einen guten Sound bekommen, dann ist die Mikrophonierung nurmehr Zusatz. Schlussendlich haben wir dann den Bass via DI-Signal und Mikrophon aufgenommen und dann die Vocals. Also ganz klassisch.“

Das war einmal eine konkrete Antwort. Man kann also sagen, dass Rauschflut beim Kreieren eines Albums auf relativ klassische Art und Weise vorgeht und nicht in irgendwelchen Set-Ups festgefahren ist. Marko, Michael und ich  fachsimpelten etwas über Bass-Aufnahme bis wir zum Thema Schlagzeug kamen.

Hierzu schaltete sich klarerweise Andi hinzu und meinte: „Es ist einfach so, dass ich auf einen klassischen Schlagzeugsound stehe und ich mag es nicht sonderlich verfremdet. Das hört man auch auf dem Album raus, dass es eine klassische klare Snare ist. Das ist mir wichtig! Mit E-Drums zusammengemischt ist nicht meines. Könnte vielleicht mit meinem Alter zusammenhängen. Ich spiele ja Ludwig und die Bassdrum hat einfach so schon einen feinen Sound.“ 

Ich  bin da mit Andi auf einer Linie, driftete dann aber etwas in Erklärungen ab, warum ich mit beidem schon gearbeitet habe. Nachdem ich mich wieder im Griff hatte stellte ich meine nächste Frage: „Nachdem das Instrumentale geklärt ist würden mich die Songtexte interessieren. Wie entstehen jene und wie werden sie weitergehend innerhalb der Band diskutiert? Es wird doch sicherlich nicht nur ein Songtext geschrieben und der geht dann direkt so durch?“

Marko meinte direkt: „Da muss ich dich enttäuschen! Ich glaube zu diskutieren gäbe es zwar hier und da etwas, aber wir hatten da nie große Diskussionen. Manchmal besprechen wir, dass ein gewisses Wort nicht passt und Andi bringt als Backing-Vocalist auch einige Sachen ein. Grundsätzlich entstehen die Songs aus simplen Einfällen. Zum Beispiel habe ich ein neues Handy und wollte da einen neuen Klingelton einstellen, einen ganz Normalen. Unter der Rubrik „Retro“ habe ich dann einen gefunden und zu meiner Frau gesagt: „Mein Leben ist Retro“. Direkt darauf habe ich den Satz als Idee notiert. So kommen die Text-Ideen. Meistens entsteht das Instrumentale zuerst und dann kommt der Rest. Meist setze ich mich hin und baller die Texte in ca. 2 Stunden so hin. Wenn das steht wird das im Proberaum ausprobiert und dann wird noch an Strophen gearbeitet. Tatsächlich ist es einfach für mich Texte zu finden und meistens sind es einzelne Sätze zu denen ich Kopfkino bekomme. Bei Albatros war es so, dass ich die Idee zum Musikvideo hatte und dann kam erst der Song.“

Michael ergänzte: „Also ich kann das nur bestätigen. Marko ist da unheimlich kreativ und unser Beitrag ist dann maximal Andi, der als Politikpolizei meint, dass man gewisse Begriffe austauschen, denn jene könnten missverstanden werden.

 

Das ist uns auch unheimlich wichtig. Wenn du in Deutschland von Deutschrock sprichst, dann kommst du schnell in eine rechte Ecke und das versuchen wir mit allen Mitteln zu vermeiden, da wir es erstens nicht sind und zweitens auch keine Lust hätten in die Ecke gedrängt zu werden. Genauso wichtig ist es, dass wir nicht in linksextreme Sachen involviert sein wollen. Wir stehen alle mitten im Leben und wissen schon zu schätzen, dass wir in Freiheit und Frieden leben können und haben auch nicht das Bedürfnis uns in die eine oder andere Ecke stellen zu lassen.“ 

So wurde etwas mehr als meine Frage beantwortet und die dargelegte Position war für mir nur allzu verständlich. Als Musiker muss man heute wirklich auf die konkrete Wortwahl achten um nicht vom wütenden Mob „gecancelt“ zu werden. Eine Frage die ich immer wieder gerne stelle ist folgende: „Was sind eigentlich die Genre die ihr privat gerne hört?“ 

Andi schoss direkt los: „Also ich ärgere mich etwas über mich selbst, denn ich finde ich habe viel Musikaffinität verloren und bin noch etwas im gestern. Ich komme historisch zwar aus der Metal-Ecke, bin aber auch sehr stark vom Grunge beeinflusst worden. Das war hauptsächlich mein Ding, sowie der Alternative-Kram. Ich finde das super bei Marko, denn der ist immer noch am Puls der Zeit. Der weiß was los ist und ich bin da schon etwas raus. Meinem Schlagzeugspiel merkt man es etwas an, dass ich vom Grunge geprägt bin. Ich muss mich immer konzentrieren, dass ich „straight“ spiele, dass ich nicht zu viele Funk-Beats oder ähnliches spiele.“

Michael schloss direkt an: „Als wir uns kennengelernt haben war ich eher der Typ der viel Rage against the Machine, Faith no more und auch die ganze Seattle-Rock-Geschichte gehört hat. Das hat mich sehr lange begleitet. Für mich war Rage against the Machine schon fast wichtiger als die Beatles und die Stones. Die haben ihre Instrumente auf eine komplett neue Art und Weise interpretiert, so wie es bis dahin kein Anderer gemacht hat. Gilt auch für den Gesang.

Heute achte ich sehr viel auf die deutsche Musikszene. Das war mir auch wichtig bei der Gründung der Band, dass wir nicht verkrampft versuchen auf international zu machen. Heute höre ich zum Beispiel gerne Bands wie Lefly und Kraftklub. Die Art wie die singen ist einfach natürlich und bei Kraftklub kommt es schon fast so rüber als würde dir ein Freund etwas erzählen.“ 

„Also bei mir war es auch schon immer so, dass ich alles gehört habe. Ich liebe Katy Perry und Taylor Swift, höre aber auch Papa Roach. Es gibt Bands die mich seit 20 Jahren begleiten, wie eben Papa Roach, aber ich feiere auch die neuen Singles von The Hives ab. Meine Tochter ist ein riesen Kraftklub Fan und ich natürlich auch. Es ist schon schön so etwas mit seinem Kind zu erleben. Aber im deutschsprachigen Bereich finde ich auch Deichkind sehr gut. Bei mir gibt es einfach keine Grenzen, ich finde auch Rap und Hip Hop cool. Schlager und Punk kann ich jedenfalls ausschließen, aber sonst höre ich sogut wie alles.“ legte Marko direkt nach. 

Man merkt, dass sich hier doch so einige Genre ansammeln und mit diesem Wissen ist es wirklich nicht verwunderlich, dass die Band es immer wieder schafft Rock`n`Roll auf verschiedenste Arten zu spielen. Michael, Marko, Andi und ich unterhielten uns noch etwas bis unsere Interviewzeit zu Ende war und verabschiedeten und schlussendlich mit großer Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen. 

Abschließend möchte ich mich bei allen Beteiligten aufs Höchste für dieses gemütliche Gespräch bedanken und freue mich schon enorm darauf was Rauschflut noch so weiter bringen wird. Vorerst sei euch da draußen aber „Kirmes Deluxe“ wärmstens ans Herz gelegt. Was ich konkret von der neuen Scheibe halte findet ihr --> hier.