INTERVIEW MIT ALBERT HAMMOND

Gregor Eder

Von Gregor Eder

Der weltberühmte Musiker und Songwriter Albert Hammond hat am 01.03.2024 nach 20 Jahren einmal wieder von sich hören lassen. „Body Of Work“ nennt sich sein neues Album und im Rahmen der Veröffentlichung hatte ich die Ehre mich mit ihm via Zoom treffen zu dürfen.

Ehrlich gesagt war ich als großer Fan von Hammond vor dem Interview nervöser als sonst, doch schon während der Begrüßung verflog meine Nervosität und schlichte Freude kam in mir auf. Ich erklärte Albert, dass ich mich von dem Album die letzten Tage nicht losreißen konnte und er meinte lachend dazu: „Das macht mich glücklich. Ich hab es mir heute Morgen, nach einer Zeit, einmal wieder selbst angehört und war überrascht über den ein oder anderen Song, da ich sie schon fast vergessen hatte.“

Fotocredit: Rita Carmo

Diese Aussage brachte mich direkt zu meiner ersten Frage: „Die 17 Songs sind schon eine gute Menge. Wann hast du begonnen sie zu schreiben, beziehungsweise wann war der Start der Produktion?

„Also ich begann ca. vor einem Jahr die Songs zu schreiben. Ich habe nicht nur 17 Songs geschrieben, sondern 38 oder 40. Dann habe ich die 17 ausgewählt. Als ich das Album mit meinem guten Freund John Bettis geschrieben habe und dann mit einem anderen Freund in zig Studios in Berlin aufnahm, begann sich das Ganze anzufühlen wie mein persönliches „White Album“. Sobald ich dieses Gefühl hatte, begann ich aus den Songs einige auszuwählen, welche unterschiedlich waren, aber trotzdem im Großen und Ganzen zueinander passten. Irgendwie ähnlich wie die Beatles bei ihrem „White Album“. Jeder Song ist unterschiedlich und der Sound variiert ja von Rock bis zu ruhigen Balladen. Diese Auswahl fühlte sich einfach genau richtig an. sie „: meinte Albert.

Ich konnte hier nur zustimmen und meinte: „Ja, dass finde ich eben so schön an dem Album. Es ist abwechslungsreich, aber schlussendlich im Ganzen sehr stimmig.“

Albert führte aus: „Selbst die letzte Nummer „Goodbye LA„, welche live und nicht in Berlin oder Nashville aufgenommen wurde, passt gut zum Gesamten. Sie wurde in LA aufgenommen. Ich flog hin, traf mich mit meinem Sohn und einem Freund von mir, welcher einmal mit Paul McCartney in Wings gespielt, namens Laurence Juber. Er kam jedenfalls auch vorbei und wir nahmen den Song im Wohnzimmer meines Sohnes auf. Es waren nur 2 Gitarren und ich. Der Song ist einfach eine bluesige Live-Aufnahme, mit welcher man nicht mehr machen konnte. Ich konnte meinen Gesang nicht neu einsingen, oder nochmal die Gitarren verändern, weil es einfach live war.“

Man kann also sagen, dass Albert es geschafft hat in verschiedenen Studios, auf unterschiedliche Arbeitsweisen ein sehr stimmiges Album zu produzieren. Sowas findet man auch nicht alle Tage!

Eine der Nummern, „Sombodys Child„, hatte mich besonders berührt, da in jenem aufgerufen wird daran zu denken, dass man im Umgang mit Menschen bedenken sollte, dass jedes Individuum auch immer ein Kind von Jemanden ist. Daher fragte ich: „Was ist die Hintergrundgeschichte zu „Sombodys Child“? Wie kam dieser Song zustande?

„Der Song bezieht sich mitunter auf das was gerade in den Vereinigten Staaten passiert. So viele Tode durch Schusswaffen, meist mit unschuldigen Menschen im Fadenkreuz, welche nur die Straße hinab gehen, oder in ihrem Garten spielen. Ich bin ein Mensch, ein mitfühlender Typ und ich glaube, dass wir uns untereinander etwas mehr lieben sollten als wir es momentan tun. Wenn man von all den Morden in den Straßen hört sollte man auch daran denken, dass jeder Mensch auch das Kind von jemanden ist und mitfühlen. Viele Menschen, vor allem die Reichen, scheinen diesen Umstand gar nicht wahrzunehmen, bis es ihnen selbst passiert. Die Story hinter diesem Song ist also allzu real, zumindest für mich und John. Ich meine, ich habe nun schon seit 20 Jahren kein eigenes Album mehr produziert und auch oft garnicht für mich selbst geschrieben. Diesmal habe ich mich entscheiden einmal für mich selbst zu schreiben und wenn ich das tue, dann schreibe ich eben über das, was ich im Leben sehe. Dieser Song ist eben eine Darlegung meiner Beobachtungen und auch die anderen Songs sprechen Sachen an, welche gerade in der Welt passieren.“ erklärte Albert.

Es war wirklich schön zu hören mit welchen Ansatz Albert an die Musik heran geht, welche er für sich selbst schreibt. Keine Kinkerlitzchen, kein großartiges Konzept, sondern simple Lebenserfahrung von welcher Meister Hammond definitiv genug hat.

Da ich ja selbst Musiker bin und einige Songs von Albert schon oft gespielt habe, erzählte ich ihm dies, worauf er erheitert meinte: „Das ist wirklich schön! Wenn ich höre, dass in deiner Setlist noch heute Songs von mir sind, dann bekomme ich das Gefühl, dass ich wirklich ein Teil der Pop-Geschichte bin. Ich hatte in all der Zeit viel Spaß und nun werde ich in ein paar Monaten 80. Ich kann es fast nicht glauben. Ich weiß nicht wie lange ich das Ganze noch machen werden, aber ich bin mir sicher, dass ich bis zum letzten Atemzug weiter Musik schreiben und aufnehmen werde. Momentan arbeite ich sogar an einem Weihnachtsalbum, genau genommen seit November. Hoffentlich schaffe ich es dieses Jahr dieses Album auch noch zu veröffentlichen. Ich glaube das Album unterscheidet sich etwas von den traditionellen Weihnachtsalben. Es gibt kein Orchester oder ähnliches, es ist einfach meine Art ein Weihnachtsalbum zu machen. Es ist so geschrieben, dass jeder der singen und Gitarre spielen kann es zu Weihnachten der Familie vortragen kann. Ich habe ein paar Songs selbst geschrieben, aber es gibt auch neue und alte Weihnachtslieder darauf zu hören.“

Wir dürfen also Alle auf ein interessantes Weihnachtsalbum von Albert Hammond freuen! Ich bin schon gespannt, welche Songs darauf zu hören sein werden.

„Man wird einfach auch hier und da verlieren, aber das Wichtige ist einfach nicht aufzugeben. Wenn du fällst, dann steh auf und mach weiter. Das ist einfach Teil des Lebens.“

Albert Hammond

Zum Abschluss stellte ich eine meiner Lieblingsfragen: „Hast du einen Ratschlag für junge Musiker?

Albert antwortete sehr schnell: „Ja! Denselben den ich mir selbst gegeben habe, beziehungsweise welchen ich erlernt habe als ich jung war und auch ein paar Male „hingefallen“ bin. Da gibt es sogar eine Zeile in dem Song „Looking Back“ welcher wie folgt lautet: „I am glad that I ran every losing race.“. Man wird einfach auch hier und da verlieren, aber das Wichtige ist einfach nicht aufzugeben. Wenn du fällst, dann steh auf und mach weiter. Das ist einfach Teil des Lebens. Genau das würde ich jungen Menschen raten, genauso wie das zu tun, was man liebt. Wenn du einen Job findest, es muss nicht Musik sein, dann sei dir sicher, dass du ihn liebst, denn man muss jeden Tag aufstehen und dann zu eben jenem gehen. Du möchtest ja nicht aus dem Bett steigen wollen, weil du das, was du machst, nicht magst. Ich glaube „The Free Electric Band“ war ein Song der diesbezüglich viele Leute zum Umdenken bewegt hat. Zumindest war der Song für mich ein Punkt, an dem ich genau diesen Umstand ernst genommen habe. Wie auch immer, einfach nicht aufgeben!

Ich versprach Albert nach diesen Worten, dass auch ich nicht aufgeben würde und so verabschiedeten wir uns voneinander.

Abschließend kann ich mich nur bei Albert Hammond für das gemütliche Gespräch und die Einblicke in seine Arbeit bedanken. Wenn ihr Lust auf ein wirklich gelungenes, abwechslungsreiches und mitreißendes Album habt, dann kann ich euch „Body Of Work“ nur empfehlen. Was ich ganz genau von dem Album halte, könnt ihr in der dazugehörigen –> Rezension nachlesen.

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