The Addams Family- Ein Grusical

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Bremen, 28.11.2014 - Die schaurigste Familie der Fernsehgeschichte und höchst liebenswerte Ansammlung von Exzentrikern lebt in der verfallenen Villa mitten im Central Park und eroberte die Bühne bei der Premiere im Musicaltheater Bremen.

Seit den 1930er Jahren geistert die morbid-charmante Familie Addams durch die Medien: Von Comiczeichner Charles Addams entwickelt, folgten zahlreiche Adaptionen für Film und Fernsehen. Ihre jüngste Reinkarnation feierten die Addams 2010 am Broadway in einer Musicalfassung.

Der Vorhang öffnete sich nur einen Spalt im vollbesetzten Musicaltheater. Ein kleinwüchsiger Haarballen wuselte auf die Bühne und brabbelte etwas. Die seltsame Figur ist, wie die Fans wissen, niemand geringeres als Vetter It, entfernteres Mitglied einer der wohl berühmtesten Familien des US-Fernsehens: der Addams Family. Dann ertönte die berühmte Titelmelodie mit dem Fingerschnippen, der Vorhang ging auf und das Grusical konnte beginnen.

Auch wenn das Stück selbst eher Mittelmaß ist, kam beim Publikum keine Langeweile auf und gab vielen Späßen der sympathischen Grufties freien Raum. Die Handlung ist schnell erzählt: Tochter Wednesday verliebt sich in einen Normalo. Als sie ihn und seine Eltern zum Besuch in das Spukschoß einlädt, nimmt das Grauen bei einem Abenddinner seinen Lauf.

Unbestrittener Star der Show war Uwe Kröger, der mit dick aufgetragenem spanischem Akzent und reichlich großen Gesten den Patriarchen Gomez Addams gab. Auch gesanglich überzeugte Kröger voll. An seiner Seite schwebte Edda Petri als kühl-dominante Familien-Chefin Morticia mit surrealer Grazie über die Bühne. Meisterlich beherrschte Petri es, ihre Pointen zu setzen und ihren gesamten Körper für ihre spröde Komik einzusetzen.

Lisa Antoni spielte die 18-jährige Tochter Wednesday, ihren Bruder Pugsley der elfjährige Noah Walczuch aus dem Saarland. Er war über eine Casting-Anzeige in einer Zeitung zum Musical gekommen und adaptierte seine Rolle phantastisch. Der Kleine mit dem Hang zum Bomben bauen konnte schön böse gucken aber auch solo vor dem prallgefüllten Theater perfekt singen.

 

April Hailer (bekannt aus „Wie bitte?!“ ,Tatort“ oder „Das Traumschiff“) spielte Mutter Alice als harmoniebedürftige Hausfrau mit sonnigem Gemüt. Vor allem die Szenen, in denen beide Mütter aufeinandertrafen und sich über ihr langjäriges Eheleben austauschen, waren sehr gelungen.

Benedikt Ivo gab den jugendlichen Spießer Lucas mit besten Schwiegersohnmanieren aus einer „normalen“ Familie, hatte aber stückbedingt nur wenig mehr zu bieten als schmachtende Liebesschwüre. Ethan Freeman als Mal konnte seine Rolle dann auch nicht besser machen als die Vorlage hergab: Als stinklangweilige Verkörperung der Normalität ging der gutbürgerliche Vater zwischen den bizarren Addams etwas unter. Freeman spielte bereits das Phantom der Oper in Wien und London.

Das Bühnenbild mit drei beweglichen Elementen vor einer durchgehend bespielten Videowand zeigte die verfallene viktorianische Addams-Villa auf die Bühne. Schnelle Szenenwechsel waren kein Problem und auf der eher kleinen Bühne gut gemacht. Auch das Live-Orchester vollbrachte eine tadellose Leistung.

Auch wenn "The Addams Family" nur wenig Potential zum Kultmusical hat, so lohnt sich die Vorstellung allemal. Das meinte auch das Publikum, welches am Ende aufstand und dem 20-köpfigen Ensemble lange Beifall zollte.

Das erstmals in deutscher Fassung dargebotene Grusical ist noch bis zum 07.12.2014 im Musicaltheater zu sehen.