30 Jahre a-ha-Effekt Bremen, 16.04.2016 - Im Rahmen der „Cast In Steel“-Tour gastierte die norwegische Band a-ha in der gut ausverkauften ÖVB Arena. Als Support spielte die Föhrer Band Stanfour. Bereits vor 7 Jahren begleiteten Stanfour die Norweger und konnten damals die Zuschauer bis in die letzte Reihe begeistern, so dass a-ha auch diesmal nicht zögerten, die Band erneut einzuladen. Sänger Konstantin Rethwisch begrüßte das Publikum mit „Hallo Bremen, wie geht es euch? Wir sind extra nach Bremen gekommen, damit Werder mal wieder gewinnt!“ Das Eis war sofort gebrochen und die Stimmung gut. Neben ihren Hits „Wishing you well“ oder „In your arms“ präsentierte die Band auch ihre brandneue Single „Hearts without a home“. Nach einer Umbaupause wurde zu Beginn des Hauptact um 21:00 Uhr auf dem Videohintergrund Gewitterregen auf nasser Straße eingespielt. A-ha schlugen vor ca. 7000 Fans deutlich rockigere Töne an als erwartet: mehr Schlagzeug und Gitarren als künstlicher Synthie-Pop. Diese Band gehörte für eine ganze Generation von Heranwachsenden zu den 80ern, heute diese Generation um die 50. Im Publikum waren die Best-Ager nicht so vertreten, der Publikumsdurchschnitt war eher im jüngeren bis mittleren Alter. Etwa 80 Millionen Tonträger haben a-ha bis heute weltweit verkauft und nach der Comeback-Tour dürften es wohl noch einige mehr werden. Ein fliegersonnenbebrillter Leadsänger Morten Harket (56) mit roter Lederjacke, Keyboarder und Gitarrist Magne Furuholmen (53) und Gitarrist Pål Waaktaar-Savoy (54) hatten bei ihrer „Abschiedstournee“ von 2010 auf einen Bassisten verzichtet. Das Instrument wurde damlas nur technisch eingespielt. Jetzt haben sie wieder einen jungen, bärtigen, langhaarigen Bassisten Typ Death-Metaler. Der Frontmann begrüßte seine langjährigen Fans mit „Hallo Bremen, wir sind wie die Bremer Stadtmusikanten. My german is bad, I continue in english!“ Dank Harkets auch mit 56 Jahren einwandfreiem Falsettgesang ging der typische a-ha-Sound nicht verloren und er kam noch immer problemlos in die Höhen. Nach dem zweiten Lied nahm Morten seine Sonnenbrille ab und zog die rote Lederjacke aus. Es gab gleich Kreischalarm bei den weiblichen Fans. Eine Reaktion des Künstlers blieb aus. Er faltete aber lieber seine Jacke zusammen und legte sie zur Seite. Die Zuschauer konnte die Gruppe vor allem mit älteren Hits mitreißen, fast die Hälfte der Songs stammt von ihren ersten beiden Alben aus den 80ern, die andere Hälfte ist auf die restlichen verteilt. Hits wie „Take on me“, "The Sun Always Shines On TV", „Living Daylights“ , "Crying in the Rain" bis „Foot of the Mountain“ - unzerstörbar und nie altbacken. Ein bisschen nostalgisch aber durch das oben beschriebene Arrangement klang es immer noch frisch und modern. Das aktuelle Album "Cast In Steel", nach dem die Tour benannt ist, nahm im Live-Repertoire wenig Platz ein. Alle Freunde des typischen melodischen Synthie-Poprocks kamen auf ihre Kosten. |
Beeindruckend allein schon die Video-Licht-Show auf sieben Videoelementen, die die gesamte Bühnenbreite einnahmen. "Cry Wolf" mit heulenden Wölfen, psychedelische Animationen und leuchtenden Kirchenfenstern opulent in Szene gesetzt oder die Bühnenaufnahmen passend in Sepia oder anderen Farben getaucht. Backgroundsängerin Anneli Drecker war mit ihrem Ellenbogen-Tanz ständig in Bewegung. "Here I Stand And Face The Rain" sang sie im Duett mit Morton. Obwohl ein Liebeslied merkte man die Zurückhaltung des Frontmannes. Zuletzt dann die Kracher „The Sun always shines on T.V.“, den Bond-Song „The Living Daylights“ und schließlich nach rund 100 Minuten als Zugabe den Durchbruch-Überhit von 1985 „Take on me“, bei dem es dann endlich kein Halten mehr gab. Ein Best-of-Programm mit technisch perfektem Sound und gutem Bühnen- und Lichtdesign. Leider gab es wenig Interaktion oder Nähe mit dem Publikum, noch weniger zwischen den sieben Musikern untereinander. Morten wirkte unterkühlt, für auffällige Gesten oder große Worte schien er nicht viel übrig zu haben, nur sein linker Daumen wandete immer wieder in die Hosentasche. Als Redner diente Magne, der sich immer wieder (auch mit deutschen Floskeln) direkt an die Fans wendete, sein Keyboard auch mal mit der Akustikgitarre tauschte und ein Lied sang, in dem er auch eine in deutsch gesungene Strophe über Bremen einbaute. Da bei bestuhlten Sitzkonzerten die Zuschauer gerne bequem sitzen bleiben, dauert es immer länger bis der Funke überspringt. Da beim ersten Ton der Band plötzlich die jungen weiblichen Fans mit einem lauten Knall gegen die Metall-Absperrzäune sprangen, musste die erste Reihe und dann natürlich auch alle anderen aufstehen, um etwas zu sehen. Das hatte die positive Auswirkung, dass die Zuschauer schneller mittanzten und klatschten, als es offensichtlich in anderen Hallen der Fall gewesen war. Die Norweger hatten sich 2010 eigentlich von der Bühne verabschiedet, sich aber zum 30-jährigen Bestehen der Band für ein Album und eine Tour noch einmal zusammengetan. Trotz einem technisch perfekten und musikalisch erstaunlich guten Konzert merkte man dies den Musikern leider an. Aber da macht die Band auch keinen Hehl draus. Nach dem Rücktritt vom Rücktritt mit 13 Deutschlandkonzerten will das Trio ab Mai wieder getrennte Wege gehen. |
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