Abbruch auf dem Kiez

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Hamburg, 28.02.2020 (SD) - Im Januar brachte die Antilopen Gang ihr drittes Album "Abbruch Abbruch" (unsere --> Rezension) raus, nun geht es damit auf Tour. Während der 19 Konzerte die über Deutschland, Österreich und der Schweiz verteilt sind, halten die Antilopen an diesem Freitag auch in Hamburg an und spielen in der ausverkauften Großen Freiheit 36. Im Vorprogramm hatten sie Amewu dabei und Danger Dan ließ es sich nicht nehmen ihn an diesem Abend persönlich anzukündigen. Der Berliner Rapper kam pünktlich um 19 Uhr auf die Bühne, um mit seiner DJane 40 Minuten die Crowd anzuheizen. Um warm zu werden ließ er das Publikum Liegestütze und Kniebeugen machen. Der 37-Jährige rappte in einem atemberaubenden Tempo tiefsinnige Texte und sein "Groove" sprang schnell aufs Publikum über.

Dafür, dass die Antilopen bei Wikipedia als Hip-Hop / Rap Band beschrieben werden, sieht man wenige Baggyhosen im Publikum. Eher bunte Haare, Karohosen und Sea Shepard Pullover zeichnen das Bild der Crowd. Vielleicht liegt es daran, dass die Antilopen auf dem Label der Toten Hosen gesignt sind oder daran das sie keinen 0815-Standard-Deutschrap machen? Immer wieder hat man das Gefühl (nicht zu Letzt durch die grandiose Liveband), eher auf einem Punkkonzert zu sein, anstatt auf einem Hip-Hop Event.

Der Opener des Abends war der reflektierende Song "2013". Von der Melancholie des Songs welche autobiografisch ist, war im Publikum nichts zu spüren, von Beginn an herrschte eine super Stimmung in der großen Freiheit. Neuerdings nicht mehr wegzudenken bei Konzerten dieses Genres, gab es natürlich auch einen Mosphit an diesem Abend. Fröhlich und in Ekstase sprang das Publikum zu "Smauldo" im Kreis. Beim darauf folgenden Song "Der goldenen Presslufthammer" öffnete sich der überdimensionale Fächer auf der Bühne und die Liveband kam zum Vorschein. Gaben die Antilopen bisher Vollgas auf der Bühne, wurde es nun etwas ruhiger.

Bei dem Song "Keine Party" vom neuen Album saß Danger Dan am Klavier und die 3 Düsseldorfer spielten diesen Song unplugged. Im Publikum konnte man vielfach Feuerzeuge und Handylichter sehen und selbst Koljah schwenkte im Takt des Liedes eine Wunderkerze auf der Bühne. Obwohl der nächste Song "Wünsch dir nix" hieß, schrie Danger Dan die Crowd an "er hätte sich noch nie etwas mehr gewünscht als diesen Song in Hamburg zu performen."

 

 

Vom "Lied gegen Kiffer" ging es zum nächsten Song "Patientenkollektiv" über, um im Anschluss den Song "Egotrip" zu performen. Nun ging es weiter mit einem Solo von Koljah. Allein auf der Bühne rappte er die "Antithese". Danach hatte Danger Dan seinen Auftritt, wieder am Klavier sitzend, spielte er das Lied "Ölsardinenindustrie"

Darauf folgte einer der größten Hits der Antilopen und so war es nicht verwunderlich, dass beim "Enkeltrick" augenscheinlich jeder Besucher mitsang. Völlige Eskalationsstimmung im vielfach linksorientierten Publikum herrschte beim darauffolgenden Song "Beate Zschäpe hört U2" Die Crowd war nicht mehr zu bändigen und das Publikum sprang wild durch die Gegend.

Zugaben gab es am diesem Abend natürlich auch, die Antilopen spielten unter anderem ihren 2017 veröffentlichten Song "Pizza", der mittlerweile sowas wie die Antilopen Hymne geworden ist. Anschließend gab es "Fick die Uni" und die Antilopen stellten ihre Band vor und es gab tosenden Applaus von dem Publikum. Der Abend endete mit dem "Anti alles Aktion" Song. Typische Crowdsurfer fanden nun den Weg zur Bühne und selbst Danger Dan wagte auch einen kurzen Besuch nach vorne und ließ sich auf Händen vorne am Zaun vom Publikum halten.

Fazit: Ob Hip-Hoper oder Punker, wer auf teils ironisch / humorvolle aber selbstreflektierende und auch melochonische Songs steht, die im politischen Kontext eher links eingeordnet sind, sollte sich ein Konzert der Antilopen nicht entgehen lassen.