Interview mit „Golden Ace“

Petra Lautz

Von Petra Lautz

Am 27.04.2025 hatte ich vor ihrer Show am Abend im Metropol Theater in Bremen, die Möglichkeit mit dem Magierduo „Golden Ace“ ein Interview zu führen.

Zu Beginn habe ich mir von den Alexander Hunte und Martin Köster etwas über ihr Kennenlernen und den Werdegang zu „Golden Ace“ berichten lassen. Die beiden sympathischen Männer haben sich bereits im Studium kennengelernt und dann gemeinsam in einer Bar gearbeitet. In dieser Bar wurde auch der erste Grundstock zu Shows voller Magie gelegt, denn die zwei durften dort, zunächst kurze Auftritte machen, die sich schnell immer größerer Beliebtheit erfreuten und oft am Ende ihrer Schicht stattfanden.

Etwas später ergab sich für die beiden die Möglichkeit in einem kleinen Theater in Hannover aufzutreten und ihre Show zu zeigen. Der erste Auftritt fand vor 17 eingeladenen Gästen und einem zahlenden Zuschauer statt, zu dem Martin lachend berichtet, dass der Mann Timo Split hieß und er diesen Namen wohl niemals vergessen wird. Danach traten Alexander und Martin einmal im Monat in dem Theater auf und erlebten so die ersten Schritte und ein stetiges Wachstum in ihrer Karriere.

Fotocredit: Nordevents

Was ist für euch beide je das liebste Element der aktuellen Show?

Martin: Also bei mir ist es ganz klar die Hypnose, weil das einfach etwas ist, was mich selbst unfassbar fasziniert und anzusehen, wie andere Menschen auch darüber fasziniert sind ist einfach…, das ist schon Zauberei ansich eigentlich.

Habt ihr als Hypnotiseure einen Ethos? Also gibt es Dinge, die ihr nie machen würdet?

Martin: Jemanden lächerlich machen. Das ist eigentlich so eine goldene Regel. Wir wollen eigentlich eher zeigen, wozu ist das Unterbewusstsein fähig. Also was ist das Unmögliche, was Menschen denken, was unmöglich ist, ein bisschen zu erfahren. Neben dem lächerlich machen, fallen auch Kinder die zu jung sind weg.

Alexander: Ich kann mich dem eigentlich anschließen. Bei der Zauberkunst ist es so, dass die Zauberkunst ja nicht so spontan ist, da kommt immer ein Kartenkunststück, dann kommt was mit Münzen als Beispiel und die Leute sind zwar nicht austauschbar, aber die Reihenfolge ist relativ ähnlich. Und bei Hypnose sind die Karten neu gemischt. Da wissen wir nicht, wen wir auf die Bühne bekommen und wie es heute funktioniert. Und wir haben dann auf der Bühne die 15 Minuten, die das stattfindet, die Zeit herauszufinden, okay, wer geht besonders tief, mit wem kann man mehr machen und wer bleibt vielleicht nur an der Oberfläche und lässt sich an dem Abend gar nicht drauf ein. Und das ist eigentlich jedes Mal wie so eine kleine Herausforderung, der man sich stellt und die den Abend dann auch sehr spannend für uns macht. Zauberkunst ist auch eine Sache, die wir sehr gerne mögen, aber wir haben jetzt 90 Shows gespielt und können sagen die Zauberkunst beherrschen wir jetzt ganz gut, aber die Hypnose beherrscht man eigentlich nie, die ist immer ein bisschen eine Überraschung.

Ist es gewollt, dass ihr für die Bühne mehr Frauen auswählt? Lassen sich Frauen leichter hypnotisieren als Männer?

Alexander: Ich würde sagen Frauen sind nicht leichter zu hypnotisieren, aber Frauen lassen sich eher darauf ein, wenn andere zugucken. Männer sind dann eher so ein bisschen so „oh hier vor so einem Saal“… Frauen haben da glaube ich ein etwas größeres Selbstbewußtsein und sagen sich „Mensch, ich bin da interessiert dran, ich bin einfach jetzt offen“. Deshalb kommt es dazu, dass wir mehr Frauenhypnose dabei haben, als Männer.

Martin: In den vergangenen Shows würde ich fast sagen, hatten wir genauso viele Männer wie Frauen auf der Bühne.

Alexander: Wir haben es auch einfach häufiger, dass Frauen sich freiwillig melden. Das erhöht die Frauenquote auch auf jeden Fall.

Allgemein wird man auch ab und zu etwas belächelt, so am Anfang, aber das ist auch irgendwie so ein kleiner Anreiz zu sagen: „Okay, wir glauben dran. Wir brauchen halt einfach noch ein bisschen Zeit, aber wir werden unseren Weg schon gehen.“

Alexander Hunte

Arbeitet ihr an jedem Trick gemeinsam oder gibt es da eine Aufgabenverteilung? Oder kommt es drauf an, wem was einfällt?

Martin: Ich würde sagen, wir sammeln Informationen getrennt voneinander und tragen sie dann am Ende zusammen und feilen dann aber jedes Kunststück aus.Es gibt jetzt kein Kunststück, wo man sagt, das hat jetzt der eine entwickelt oder der andere. Sondern wir gucken uns verschiedene Bereiche in der Zauberkunst an, das teilen wir vielleicht ab und zu mal auf, und tragen dann einfach alles zusammen und bauen dann die Show.

Verratet ihr mir eure beruflichen und privaten Vorbilder?

Alexander: Also, wir haben ja Jura und Physik studiert und da waren die Vorbilder dann schon eher in diesem Bereich. Ein guter Physiker zu werden, oder ein guter Anwalt zu werden, aber im Laufe des Studiums, als dann die Kunst sozusagen gewachsen ist, hat sich das dann halt verschoben und dann war eigentlich schon während des Studiums klar, okay, das wird jetzt auf eine Bühnenkarriere hinauslaufen und dann tritt natürlich auch das Studium in den Hintergrund, wobei wir ganz klar gesagt haben, wir machen es einfach zuende, um einen Plan B zu haben. Zu den beruflichen Vorbildern aus der Zauberkunst, hatten wir gar nicht so eine Person, aber wir hatten eine Art, so eine Idee im Kopf, die unser Vorbild war. Wir wollten nicht diese große Bumbum Magie, wo da was explodiert und dann kommt ein Lamborghini rein und sowas. Wir wollten eigentlich schon immer dieses handgemachte, mit den Gästen auf der Bühne, was viele vielleicht auch als Kleinkunst beschreiben. Wo sich auch mal Zeit genommen wird, um was zu erzählen und auch ein bisschen Poesie in der Show drin. Magie ist nicht nur, dass irgendwo was erscheint oder verschwindet. Magie ist, für uns etwas, das noch weiter reicht.

Gibt es Ziele, die ihr mit „Golden Ace“ noch erreichen wollt?

Alexander: Inhaltlich wollen wir uns weiterenwickeln würde ich sagen. Es ist jedes Jahr der Ansporn ein kleines bisschen besser zu werden und das ist auf jeden Fall das Hauptziel. Das was wir jetzt geschaffen haben weiter auszubauen.

Wäre es auch mal etwas für euch in Las Vegas aufzutreten?

Alexander: Sind wir jetzt auch nicht abgeneigt, aber wir mögen das deutsche Zaubermetier sehr, sehr gerne. Las Vegas ist halt dieses typisch showmäßige, da kommt eine Assistentin und wird zersägt, da schreit jemand und große Effekte. Es ist ganz cool, aber es ist nicht das, was wir für Magie halten. Von daher sind wir ziemlich glücklich, da wo wir gerade sind.

Würdet ihr für den Erfolg eure Vorstellungen von einer Show verändern?

Alexander: Wenn die in Las Vegas rufen, würden wir schon kommen, aber wir würden auch versuchen unseren eigenen Stempel dort zu etablieren und wenn das da nicht gewollt ist, dann wären wir auch damit zufrieden wieder zurückzukommen. Also wir würden jetzt nicht so eine Show annehmen, die uns dann jemand vorschreibt oder skripted. Wir sind auch ganz froh, dass wir nicht so ein Management haben, sondern, dass wir wirklich noch sehr, sehr frei über alles entscheiden können, was wir wollen und was nicht. Und wem das gefällt, der darf gerne kommen.

Ich würde gerne noch wissen: Welche sind eure frühesten Erfahrungen mit der Magie?

Alexander: Dass es so richtig anfing, das war in der Bar sozusagen. Die Zauberkunst war zwar vorher so ein Hobby, was uns begleitet hat, aber, dass es richtig so Boom gemacht hat, war da in unserer Bar, wo Gäste waren, die etwas sehen wollten und wir auch den Anreiz hatten immer etwas neues zu bringen. Da wurde eigentlich so der Ankerpunkt gesetzt.

Und habt ihr etwas so aus Kindertagen?

Martin: Ich hab das tatsächlich. Mein Opa hat mich damals glauben lassen, dass ich zaubern könnte, indem ich das Licht mit einem Schnipser an und aus machen kann. Damals habe ich das noch nicht verstanden, dass er einfach den Lichtschalter im Rücken hatte und immer wenn ich geschnipst habe, ist das Licht an und ausgegangen und wenn meine Oma geschnipst hat, ist es halt nicht passiert. Und so haben sie mich halt glauben lassen, dass ich das mache und das ist etwas, wo ich mich super gerne dran erinnere.

Wie hat euer Umfeld reagiert, als ihr euch entschieden habt, von bodenständigen, recht sicheren Berufsfeldern ins Künstlermetier zu gehen?

Martin: Also während des Studiums eher noch schwieriger, weil meine Eltern jetzt ganz besonders die Angst hatten, dass ich das Studium abbrechen würde für die Kunst und das war so, ich musste mich immer beweisen, wir kriegen das hin, und sie haben mich letztendlich dazu gebracht, dass ich das Studium zuende bringe. Das war wahrscheinlich auch ganz gut. Es ist ja eigentlich immer gut einen Plan B irgendwie zu haben. „Ich höre jetzt auf zu studieren, ich werde jetzt Zauberkünstler“ ist erstmal ein Satz, den Eltern nicht gerne hören.

Alle lachen zustimmend.

Alexander: Allgemein wird man auch ab und zu etwas belächelt, so am Anfang, aber das ist auch irgendwie so ein kleiner Anreiz zu sagen: „Okay, wir glauben dran. Wir brauchen halt einfach noch ein bisschen Zeit, aber wir werden unseren Weg schon gehen.“ Ich wusste, dass ich das Studium zuende machen möchte, aber die Entscheidung, dann als Zauberkünstler einzusteigen, das waren schon Diskussionen, die man führen musste. Wäre aber auch komisch, wenn es nicht so wär.

Ihr wirkt als seid ihr euch beide sehr ähnlich. Oder ergänzt ihr euch eher gut?

Alexander: Das denkt man immer, aber tatsächlich sind die Sachen, die wir gut können sehr unterschiedlich. Dadurch ergänzen wir uns gut. Das stellen wir auch immer wieder fest, wie unterschiedlich wir auch von den Skills sozusagen sind. Den Softskills, wie wir mit Kollegen und dem Team Sachen aufbereiten. Je nachdem was für ein Problem auftritt, haben wir auch beide schon ein relativ gutes Gefühl, wer Dinge macht. Da haben wir unsere Stärken und Schwächen schon ganz gut im Blick. Hmm, die wir natürlich für uns behalten.

Erneutes Lachen.

Arbeitet ihr schon an eurer neuen Show?

Martin: Man kann das Jahr in zwei Teile einteilen, in On Show und Off Show. On Show ist immer unsere Saison ab November. Ich glaube die letzte Show diesen Sommer ist am ersten Juni. Danach beginnt sozusagen direkt die Showerstellung für die nächste Zeit. Das ist dann die Sommerzeit und da reisen wir tatsächlich auch so ein bisschen durch die Welt und gucken und gucken uns andere Zauberkünstler an, mittlerweile sind es ja auch Zauberkollegen, kann man so sagen, dass man sich mit denen trifft und holt so alles nach, was das Jahr über halt liegengeblieben ist.

Habt ihr Sorge, dass die Inspirationen mal ausgehen könnten?

Beide zeitgleich: Nee ( Lachen)

Martin: Es ist eigentlich genau andersrum. Es ist eher so, dass wir eine Informationsgewalt und Ideen für die neue Show und wir sozusagen eher kürzen und sagen müssen, das kommt erst nächste und das erst in der übernächsten Show. Eigentlich geht’s eher in die Richtung.

Gibt es Interviewfragen, die ihr gar nicht mehr hören könnt?

Alexander: Also ein Interview ist ja immer was, was auch ein Kompliment ist. Wenn jemand sozusagen kommt und sich die Zeit für einen nimmt und sagt, ich möchte gerne eure Geschichte erfahren und möchte gerne was zu euch wissen und dann hat man noch das Glück, dass es veröffentlicht wird. Was ja unser Projekt auch wieder pusht, wenn jemand den Artikel liest und denkt, das ist ja sogar ganz interessant was die gesagt haben, das gucke ich mir mal an. Dann haben wir ja auch wieder was davon. Von daher geht man in ein Interview eigentlich immer sehr positiv gestimmt rein und denkt sich nicht, oh ist das jetzt nervig. Sondern es ist eher so, es ist eine tolle Option, die einem da geboten wird und wir hatten auch noch nie ein Interview, wo man das Gefühl hatte, jetzt wollen die einen irgendwie schlecht machen oder sowas, um eine Sensation zu bringen, gibt’s ja auch manchmal. Ich glaube das fängt auch erst an, wenn man ganz, ganz groß in den Medien ist, solche Hollywoodstars, oder sowas, wo das Privatleben dann bis ins Letzte erforscht wird. Da gibt es dann, glaube ich, auch irgendwann die Reporter, mit so einer Einstellung, die dann gar nichts davon wissen möchten, was die Person eigentlich darstellt, sondern die wollen einfach irgendwas dann finden, was eine Sensation bringt. Und das haben wir nicht. Wir haben super Leute, die super interessiert sind an dem was wir machen und da kann man eigentlich kaum falsche Fragen stellen.

Nerven euch Vergleiche mit den „Ehrlich Brothers“ oder anderen Magier Duos?

Beide: Nö, gar nicht.

Alexander: Es ist ja auch meistens, wenn die Leute Vergleiche ziehen, dann machen sie es ja meist mit einem Zauberkünstler, der ihnen gut gefallen hat. Wenn die dann sagen, wir haben die „Ehrlich Brothers“ gerade letzte Woche gesehen und jetzt waren wir bei euch und das hat uns auch super gut gefallen und so, dann ist das ja auch irgendwie ein Kompliment. Da stören uns Vergleiche überhaupt nicht.

Vielen Dank an Alexander Hunte und Martin Köster als „Golden Ace“ für das tolle und angenehme Interview. Immer wieder gerne und ich wünsche euch tolle Impulse für eure kommenden Shows.


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