Zwischen Funpunk und ernstem Rock

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Bremen, 07.04.2018 - Die Beatsteaks gelten als eine der beste Live-Band in und aus Deutschland. Dies konnten wir auch nach ihren Auftritten beim Deichbrand Open Air 2012 und 2015 bestätigen (wir berichteten darüber). Wer einmal auf ein Konzert der Beatsteaks gehen will, sollte wissen, dass deshalb die Termine schnell ausverkauft sind. So auch das erste Konzert der „Yours“-Tour im Bremer Pier 2, es war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

Als Supportband kam Turbostaat auf die Bühne, eine deutschsprachige Punkrockband aus Husum, die mittlerweile schon 18 Jahre die Bühne rocken. Gemeinsam mit den Beatsteaks nahmen sie 2003 den Track "Frieda Und Die Bomben", eine eingedeutschte Version der Fu Manchu-Nummer "Hell On Wheels", auf. Sie brachten die Zuschauer schon auf Temperatur.

Auf ihrem achten Studioalbum "Yours" brechen Arnim Teutoburg-Weiß, Drummer Thorsten Götz, die Gitarristen Bernd Kurtzke und Peter Baumann sowie Bassist Torsten Scholz als Beatsteaks mit allen Konventionen. Sie gelten schon etwas länger nicht mehr als reine Alternative-Rock-/Punkband. Auf dem Album hört man z.B. Lieder, die gar nicht nach Beatsteaks klingen. "L auf der Stirn" klingt sehr nach Deichkind. Die singen ja auch mit, ebenfalls dabei waren Farin Urlaub, Stereo Total, Jamie T. und Chad Price. Die Beatsteaks hatten zur Produktion Freunde eingeladen, mitzumachen.

Die Beatsteaks rockten dann ab 21 Uhr und die Band hatte richtig gute Laune. Aber zunächst stand ihr DJ auf der Bühne und spielte etwa 10 Minuten lang einen Songfetzen nach dem Nächsten an. Dann wurde es dunkel und ein rotes Neon-BS leuchtete auf der Bühne. Der 43-jährige Teutoburg-Weiß sprang am Anfang den Fans förmlich entgegen und performte vor seinem schmachtendem Publikum, dass ihm förmlich zu Fuße stand. Die 5 Freunde aus Berlin haben sich in 23 Jahren von einer kleinen Punk-Attraktion zu einer der größten Rockbands Deutschlands entwickelt. Unterstützt wurden wurden sie an diesem Abend von Live-Drummer Dennis Kern

Los ging die Setlist mit "Gentleman of the year", gefolgt von "Cut off the top" und "Summer". Vorgestellt wurde an dem Abend nicht nur Songs vom aktuellen Album sondern auch ältere Lieder. Mit „Hello Joe“, „Automatic“, "Shiny Shoes", "As I please" und „Sabotage“ lieferten sie in Bremen ein paar echte Kracher aus ihrer Bandhistorie.

 

Es war eng, es war warm, es war laut. Ständig wurden Crowdsurfende nach vorne getragen, was das Fotografieren im Graben nicht gerade erleichterte, weil man ständig Füße im Nacken hatte. Aber die Stimmung war sehr gut, und so wurden die Damen von der Security polonaisetanzend aus dem Graben geführt. Textsicher wurde mit gebrüllt, es wurde getanzt und die Raumtemperatur stieg von Minute zu Minute. Einen solchen Abriss hat das Pier 2 selten erlebt. Dann nach 50 Minuten plötzlich eine Zwangspause wegen Soundproblemen. Weiter ging es dann nach 10 Minuten, laute Dröhnen blieb zunächst, da half auch ein Mützenwechsel des Sängers nichts. Irgendwann fand aber jemand offentsichtlich den Fehler. „Jetzt spielen wir keine Setlist mehr, alle Platten, von der Ersten bis zur Letzten. Und wenn es 3 Stunden dauert...“ so das vollmundige Versprechen von Arnim.

Teutoburg hatte eine ausgezeichnete Körpersprache, er kann sich gut bewegen. Mal animierte er die Menge auf einem Lautsprecher stehend, mal machte er seine Moves oder ging zum Queen-Cover „I want to break free“ durchs Publikum bis zur anderen Seite der Halle. Zwischendurch kam Turbostaat-Sänger Jan Windmeier noch einmal auf die Bühne, um einen Song mitzusingen. Einiges der wenigen deutschsprachigen Lieder war das Ilona Schulz Cover „Hey du“ und wurde von gitarrist Peter Baumann im besten Berlinerisch gesungen.

Nach mehr als zwei Stunden war dann nach etlichen Zugaben Schluss, die durchgeschwitzten, glückseligen Fans vor der Bühne gingen entweder nach Hause oder zur offiziellen Aftershow-Party im Bremer Tower.