Großes Kino auf der Musical-Bühne

Zur Bildergalerie

Bremen, 16.01.2020 - Der Film aus dem Jahr 1992 mit Whitney Houston und Kevin Costner war BODYGUARD ein echter Blockbuster. Die Mega-Ballade „I will always love you“ wurde zum globalen Nummer 1 Hit, der Soundtrack des Films verkaufte sich über 44 Millionen Mal und zählt somit zu den meistverkauften Tonträgern aller Zeiten. Und so war es fast schon klar, dass er irgendwann BODYGUARD – DAS MUSICAL geben wird. Fast genau zwanzig Jahre nach dem Kinoerfolg war Premiere im Londoner West End und das Musical kam 2015 schließlich fest in den Kölner Musical Dome. Vier Millionen Besucher in zwölf Ländern haben die packende Love-Story bislang live auf der Bühne erlebt. Nun geht die deutsche Inszenierung des Musicals erstmals auch auf Deutschlandtournee. Nordevents hat sich die Premiere im Bremer Metropol Theater angeschaut.

Die Geschichte ist in beiden Versionen eher simpel und durchschaubar. Konventionelle Crime-Handlung trifft auf Love-Story, gewürzt mit gekannten Songs. Und genau dieser Aspekt kommt bei diesem Musical noch stärker als bei manch anderen zum Tragen. „One moment in time“, „All at once“, „Run to you“, „How will i know“ oder „I wanna dance with somebody“, insgesamt 16 Songs garantieren einen erstklassigen Musical-Abend. Die Liedtitel sind – zum Glück – im englischen Original zu hören.

Whitney Houston war eine Ausnahmesängerin, deren einzigartige Stimme ihre Songs so unvergesslich gemacht hat. Es ist den Machern gelungen, nicht nur für Rachel Marron, sondern auch für deren Schwester Nikki (Andrea Del Solar) Darstellerinnen zu finden, die diese Songs mit unglaublicher Power und Leidenschaft interpretieren können, auch der Kinderdarsteller war top.

Es die Geschichte vom früheren Geheimagent und Personenschützer und der Diva, die ihn erst einmal für völlig überflüssig hält und es ihm auch recht zickig spüren lässt. Aber was sich neckt, das verliebt sich ganz schnell. Los geht die Show mit einem Knalleffekt, das Publikum zuckt zusammen. Es bleibt erst einmal ein paar Minuten lang grell und turbulent. Die berühmte Soul-Sängerin Rachel Marron (Marina Maniglio) gibt eines ihrer Konzerte mit Tänzern in einer gleißenden Lichtshow.

Im Laufe der Show wird aus dem exzentrischen Biest eine liebesbedürftige Frau und aus dem harten Hund der besorgte Liebhaber (der Kölner Schauspieler Jo Weil, „Verbotene Liebe“ pp.). Und das Böse lauert der Diva ständig auf, in Gestalt eines üblen Stalkers (Christopher Neris).

Im Unterschied zum Film darf im Musical auch mal gelacht werden. So ist eine Szene in einer Karaoke-Bar recht komisch ist und ein angenehmes Gegengewicht zu dem Handlungsstrang um Rachels Stalker.

 

 

Der Star zum Bodyguard: „Wieso bist du Bodyguard geworden?“. Er: „Weil ich nicht singen kann…!“

Es gibt ein großartiges Bühnenbild, das mit Lichteffekten und Videoprojektionen ebenso spielt, wie mit bühnenhohen, verschiebbaren Elementen. Das Bühnenequipment aus 7 Trucks mußte Tage zuvor aufgebaut werden. Ein solches Bühnenbild sieht man nicht alle Tage im Metropol Theater. Die sich bewegende Kulisse verwandelt sich mit rasend schnellen Szenenwechseln von Rachels Villa in eine Karaoke-Bar in oder von einem Club in eine alte Holzhütte. Etliche Kostüme, in die Rachel während der Geschichte schlüpfen muss, dreimal davon unbemerkt in Sekundenschnelle auf der Bühne. Es gibt eine im Backstage spielende hervorragende Acht-Mann-Live-Band die erst zum Schluss auf der Bühne erscheint, akrobatischen Tänzer mit quietschvergnügten Tänzerinnen und natürlich auch gute Musical-Darsteller. Die Sängerin Maniglio und ihr Beschützer Weil ergänzen sich als Liebespaar perfekt.

Als zum Finale Dolly Partons Coversong „I will always love you“ während einer Oscar-Verleihung schallte, war kollektive Gänsehaut vorprogrammiert. Dazu wird die Sängerin auf einem Podest in die Höhe gefahren, nach einem kurzen dramatischen Teil mit eingespieltem Slowmotioneffekt regnet es goldenen Glitter, und im Hintergrund erscheint ein Sternenhimmel. Kitsch pur und recht amerikanisch – aber es funktioniert. Die Drittverwertung dieses Musicals in dieser Form kann man sich wirklich gefallen lassen. Immerhin war der Film schon ein Aufguss, die Story hatte Lawrence Kasdan eigentlich 1975 für Steve McQueen und Diana Ross geschrieben. Es gibt an der Aufführung absolut nichts zu mäkeln, es ist ein Bühnenereignis der Extraklasse sowie Kinoblockbuster und Konzertbesuch in einem. Prädikat: Sehenswert. Nach einer Standing Ovation und vielen Gänsehautmomenten gingen die Zuschauer begeistert nach Hause.

"Bodyguard - Das Musical" ist noch bis einschließlich 26. Januar 2020 live im Metropol Theater zu sehen! Es gibt noch Karten.