Tradition trifft Moderne

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Bremerhaven, 20.01.2016- Da staunten selbst die Chinesen, als Raoul Schoregge, Produzent und Tourveranstalter des Chinesischen Nationalcircus, im Mai 2011 anlässlich einer Einladung des Kulturministeriums in Peking einem internationalen Publikum eine „Kostprobe“ chinesischer Akrobatik vorführte: Wie konnte es einem Europäer gelingen, so authentisch und dabei so frisch die ureigen chinesische Hohe Kunst der Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele erlebbar zu machen? Als kreativer Gestalter hat er sich ein Jahrzehnt lang intensiv mit fernöstlicher Geschichte, Religionen und Mythen zu befasst.

Der Chinesische Nationalcircus ist kein wirklich existenter Circus. Es handelt sich hierbei vielmehr um ein Qualitätssiegel für talentierte chinesische Akrobatiktruppen. Die neue Show „Chinatown“ führte die Besucher in der Bremerhavener Stadthalle in eine der vielen weltweiten verbreiteten Enklaven chinesischen Lebens.

Die wohl besten Artisten der Welt trotzten wieder einmal den Gesetzen der Schwerkraft und überwanden die Grenzen menschlicher Anatomie. So traf an diesem Abend die traditionelle chinesische Akrobatik auf innovative westliche Kunstformen, Kampfkunst begegnete  Modern Dance. Nie war Tradition moderner.

Ein Ensemble von 25 Darbietungen mit goldenen Drachen und drehenden Tellern erwartete die Besucher. Leider blieben etliche Stühle leer, obwohl hochklassige Akrobatik zu sehen war. In dem zweistündigen Programm reihte der Nationalzirkus jedoch keineswegs nur Nummer an Nummer, sondern verstrickte alles in eine Geschichte von den chinesischen Emigranten des 19. Jahrhunderts, die in den Metropolen Paris, London oder New York ihre eigenen Stadtviertel gründeten. Daher auch der Name „Chinatown“ für die aktuelle Show. Das vielfältige Leben in diesen Städten zeigten die artistischen Talente des Nationalcircus’.

 

So balancierten drei Artisten kesselgroße Blumentontöpfe auf ihren Köpfen mit Leichtigkeit, sechs Zirkuskünstler in amerikanischen Polizeiuniformen zeigten ihr akrobatisches Talent, andere balancierten Tische auf ihren Füßen oder hielten sich nur mit dem Mund an einer Stange fest. Die zierliche Hao Shan stapelte Stuhl auf Stuhl und kletterte den dabei entstehenden Turm bis auf sieben Meter Höhe hinauf. Knapp unterhalb der Bühnendecke angekommen, begann sie mit akrobatischen Figuren und stützte sich nur mit einer Hand am Stuhl ab. In der Stadthalle hielt man den Atem an.



Die coole Hip-Hop-Szene und eine Kartenlegerin, die zahlreiche Kartendecks aus ihrem Kleid zauberte, gehören ebenso zum Leben der Chinatowns wie die traditionelle chinesische Kultur. Die großen bunten Drachen sind in aller Welt bekannt und fanden auch in der Show ihren Platz.
Zum Finale der Show schlüpften die „Emigranten“ wieder in eine traditionelle chinesische Tracht. Langer Applaus würdigte am Ende der fast 2,5 stündigen Show die Zirkuskunst aus dem Reich der Mitte. Man hörte ein durch und durch positives Feedback für die Show im nach herein. Warum die hochkarätige Show nicht für ein ausverkauftes Haus gesorgt hat, ist unerklärlich.