The return of a legend

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Hamburg, 31.08.22 (Sascha Beckmann) - Der Name klingt bombastisch und tatsächlich sind Colosseum so etwas wie Saurier in der Geschichte der Rockmusik: Ein Zusammenschluss von ungeheuer virtuosen Solisten, dabei trotzdem mit einem geschlossenen, kompakten Sound und in den verschiedenen Konstellationen musikalisch stets sehr innovativ. Gegründet wurde die Band 1968 von Schlagzeuger Jon Hiseman und dem Saxophonisten Dick Heckstall-Smith zusammen mit dem Organisten Dave Greenslade, dem Bassisten Tony Reeves und dem Gitarristen/Sänger James Litherland.

Der eigentliche Kopf der Band war Schlagzeuger Hiseman - sein musikalischer Werdegang prägte auch die Stilvielfalt von Colosseum: Er kam eigentlich vom Jazz, hatte aber auch Erfahrungen in Sachen Blues und Rock gesammelt und brannte darauf, komplexe musikalische Ideen mit einer Gruppe von handwerklichen Könnern umzusetzen. Etliche Größen der Musikszene wie Gary Moore, Neil Murray oder auch Don Airey gehörten schon den verschiedenen Line-Ups der Band an. Die aktuelle Besetzung besteht aus 81-jährigen Sänger Chris Farlowe, dem Gitarristen Clem Clempson, Mark Clarke (Bass/ Gesang), Malcolm Mortimore (Drums), Kim Nishikawara (Saxofon) und Nick Steed (Keyboards).

Bereits im Mai diesen Jahres sollte die Rückkehr der Legenden über die Bühne gehen, wurde aber aus den allseits bekannten Gründen in den August verschoben. Nun war es aber soweit und etwa 300, meist ältere Semester, zog es an diesem Abend in die bestuhlte Fabrik in den Hamburger Stadtteil Ottensen. Sie erlebten pünktlich zur Tagesschauzeit um 20 Uhr die ersten Takte des Songs "No Pleasin´" vom Album "Bread & Circuses" und wohl jeder im Saal war gespannt auf den bereits 81-jährigen Sänger Chris Farlowe, der dann ebenfalls die Bühne enterte und mit seiner nach wie vor sehr kraftvollen Stimme seinen Gesangspart übernahm.

In den vielen Solopassagen, die jeder Musiker in den diversen Stücken während des Konzertabends hatte, ließ es sich Chris aber nicht nehmen, sich währenddessen hinter der Bühnen zu setzen. Wie auch immer, "Story Of The Blues" und "Need Somebody" folgten, ehe die Jack Bruce Nummer "Rope Ladder To The Moon" gespielt wurde.

 

Beim Song "Hesitation" übernahm dann Clem Clempson das Mikrofon, während Chris sich eine seiner wohlverdienten Pausen könnte. Ein ausgedehntes "Valentyne Suite" beendete nach einer guten Stunde fulminant Set 1 des Abends und es folgte eine etwa halbstündige Pause.

Gegen 21.30 Uhr ging es dann weiter mit dem neuen Stück "First In Line" vom nagelneuen Album "Restoration". Sehr gelungen fügt sich dieser Song in die Setlist ein und es folgt "Walking In The Park", einer Nummer der Graham Bond Organisation. Dann bekommt der Bassist Mark Clarke das Mikrofon überreicht und er darf die Stücke "Tonight und A Cowboy´s Song" performen. Der Song Colosseum´s überhaupt – "Lost Angeles" – folgt als letzter Song des Abends in Solos ausschweifend und als sehr lange Version. Atemberaubend gut.

Als Zugabe fungiert ein weiterer Jack Bruce Track, nämlich "Theme From An Imaginary Western", welcher seit 1970 immer wieder den Weg auf die Setlist der Band findet und auch hier als sehr gelungene Coverversion viel Anklang findet.

Fazit des Abends: Die Rückkehr der Legenden scheint durchaus gelungen, obgleich keines der heutigen Bandmitglieder in der Urformation zu finden ist. Aber alleine der 81-jährige Chris Farlowe mit seiner noch immer unverwechselbare Stimme und seinem Humor sind ihr Eintrittgeld wert. Hingehen ein Muss!