Deichbrand 2012- Der Tanz mit dem Wetter Cuxhaven/Wanhöden- Es wächst und wächst. Noch vor 7 Jahren tummelten sich nur 800 Musikfans auf dem kleinen und überschaubaren Gelände des Deichbrand-Festivals. Bei der 8. Auflage war es bereits die größte Musikveranstaltung im Elbe-Weser-Dreieck, insgesamt 25 000 Besucher waren diesmal dabei. Erstmalig lagen alle Campingbereiche und das riesige Parkgelände kompakt zusammen und somit war es ein Festival der kurzen Wege. Das ausverkaufte Festival an der Nordsee hatte so einiges zu bieten: So standen unter anderem Künstler wie die BEATSTEAKS, CLUESO, DEICHKIND, THE SUBWAYS und THE SOUNDS auf der Bühne. Insgesamt standen fast 60 Acts live an vier Tagen auf den Bühnen und heizten das Publikum ordentlich ein. Was Petrus am Donnerstag da veranstaltet hat, war grenzwertig. Er sorgte für anhaltenden starken Regen und stürmischen Wind, so dass das Festivalgelände eher an eine durchgeweichte Sumpflandschaft erinnerte. Am ersten Abend kam zu Ausfällen: Der Red Bull Tourbus war auf Grund des starken Windes nicht bespielbar. Dadurch fielen Die Orsons und When Sky Falls Down aus; Großstadtgeflüster spielten zu später Stunde noch im Festzelt, nachdem die geplanten Konzerte dort zu Ende waren. Der Zustand der Bühnen war durch den starken Wind in Mitleidenschaft gezogen worden. Insbesondere die Firestage, deren Dach gerissen war. Die Reparatur wurde für den nächsten Tag angekündigt. Andernfalls hätte man das Festival bereits zu diesem Zeitpunkt absagen müssen. Zum musikalischen an diesem Tag: Doro rockte wie bereits seit 29 Jahren über die Bühnen und hatte noch genau so viel Energie wie zu ihren Anfängen. Die Fans gingen mit und genossen sichtlich den Auftritt der Metalikone. Anschließend folgte mit Saltatio Mortis eine Band, die sich noch nie Sorgen um die Stimmung im Publikum machen musste. Sie spielten ein solides und energiegeladenes Konzert, sehr zur Freude des Publikums. Die Bühnen waren auch am Freitag noch dermaßen stark beschädigt, dass eine Auftritte von Bands ausfallen mussten. Grund dafür war in erster Linie das nach wie vor gerissene Dach der Firestage. Erst gegen 18:00 Uhr wurden überhaupt die ersten Leute auf das Festivalgelände gelassen. Gegen 20:00 Uhr begann das Programm mit Samy Deluxe. Sehr zum Frust vieler Festivalbesucher mussten dadurch Frittenbude und H-Blockx komplett aus dem Programm gestrichen werden. Die finnische Band Sunrise Avenue konnte die wartende Menge schnell für sich gewinnen. Man schien froh zu sein, dass die Band überhaupt noch auftrat. Leider musste Sänger Samu Haber mit der Technik kämpfen, was sich vor allem im Gesang deutlich machte. Dennoch versuchte die Band ein möglichst gutes Konzert zu präsentieren und spielte viele Hits von "Fairytale Gone Bad“ bis "Hollywood Hills“. Kurz darauf betraten ASP die Bühne, die live wieder ein absolutes Spitzenprogramm boten. Stimmlich stellte Sänger Alexander Spreng die beiden Bands zuvor deutlich in den Schatten, der Sound war jetzt besser geworden. Nach harter und langer Arbeit haben es die Bühnenbauer tatsächlich geschafft die Firestage pünktlich für Deichkind fertigzustellen. Vor der Bühne war es rappelvoll. Bei "Bück dich hoch" sang die komplette Masse schon mit und die Stimmung stieg. Die Bühnenshow war imposant und ausgefallen. Auch der Menge sah man ihre Freude am Konzert an, spätestens bei "Illegale Fans" waren alle am ausrasten und tanzen. Bei „Remmidemmi“ kam es zu einer gewaltigen Kissenschlacht mit dem Publikum, welches ganz selbstverständlich das Schlauchboot der Jungs von Deichkind über die Massen transportierte und dabei überhaupt nicht auf die Idee kam, das Hüpfen einzustellen. Wer nach diesen grandiosen Show noch Kraft hatte, schaute sich noch die Jungs von CALIBAN an. Leider ging die breite Masse zu ihrem Zeltplatz. Kaum zu glauben, der Samstag begann tatsächlich mit Sonnenschein. Also Sonnenbrille auf und los. Die ersten Bands des Tages waren Immortal Sin, Kellermensch, Mono Inc und Turbostaat. Früher noch Sascha heute Dick Brave And The Backbeats spielte Rock’n’Roll der 60er und 70er vom allerfeinsten und begeisterte von der ersten Sekunde an. Kurz darauf machen Irie Revoltés per Polizeisirenen und Hubschraubergeknatter auf sich aufmerksam und spielte deutsch-französische Powersongs. |
Die schwedischen Indie-Rocker The Sounds spielten viele bekannte Stücke und wirken recht ausgelassen. Frontfrau Maja Ivarsson sang ganz lässig mit Zigarette im Mund auf der Firestage und zog danach ihre Lederjacke aus. Da es schon recht frisch geworden war, warf ihr ein Fan einen roten TOTEN HOSEN-Pullover auf die Bühne. Maja zog ihn an und spielte die komplette Show in diesem XL Pullover. Bei Oomph! wurde es wieder etwas härter. Sie waren bizarr gekleidet in Matrosenoutfits und Sänger Dero Goi sah aus wie der Joker aus Batman. "Labyrinth", "Sandmann“ oder "Gott ist ein Popstar" wurden performt. Erst ganz zum Schluss spielten sie "Augen auf (ich komme)“ - den Song, mit dem sie ihren Durchbruch erreichten und auf den die Menge wohl die ganze Zeit gewartet hatte. Endzeit ohne Regen! Aus Berlin betraten die Beatsteaks als Headliner des Samstags die Firestage und überwältigten mit ihrem Auftritt. Sie knallten einen Hit nach dem anderen durch die Boxen. Als Late-Night-Special folgten noch Heaven Shall Burn und Egotronic im Festzelt. Der Wettergott war auch am Sonntag gnädig und es wurde richtig warm. Nach fünf Briten von Skindred traten Ignite und Jupiter Jones auf. Der Sänger Nicholas Müller der Pop-Punker von Jupiter Jones hatte zunächst technische Probleme, was ihm selbst zunächst nicht auffiel. Er war zudem erkrankt und spielte nach kurzer Zeit das Konzert sitzend weiter, nach einer halben Stunde war aber Schluss: "Es geht nicht mehr, ohne Scheiß." Das Fieber zwang ihn letztendlich doch zur Aufgabe. Mit Neuer Deutscher Härte folgten Eisbrecher, die sich klanglich sehr an Rammstein orientieren. Jedoch ohne Pyrotechnik. Frontmann Alex: “Pyro gibt’s erst, wenn wir sie uns leisten können”. Einige Auserwählte durften sogar mitsingen und “Miststück” ins Mikro schreien – was mehr als nur einmal Gelächter auslöste. Die Holländer Within Temptation sind schon seit langem über die Grenzen ihres Landes bekannt. Mit weißem Spitzenkleid betritt die Sängerin Sharon die ebenfalls aufwendig eingekleidete Bühne inklusive Riesenleinwand, auf der das gesamte Konzert über aufwendige Videos zu sehen waren. Ihre unglaublichen Stimmgewalt konnte Sharon besonders bei den Stücken „Faster“ und „What have you done?“ eindrucksvoll unter Beweis stellen. Auf der Waterstage spielten anschließend The Subways viele Songs aus ihrem Hit-Album „Money and Celebrity“. Die Indie-Rocker ließen es sich nicht nehmen, alle Register einer Rock-Show zu ziehen: So gab es Aufforderungen von Sänger Billy Lunn zum Mitsingen, Circle-Pits und „Hinsitzen!“ Nach „Oh Yeah“, „Obsession“ und „Like I Love You“ "We don't need money to have a good time" gelang es, die Stimmung noch weiter zu pushen: Bei „Rock’n Roll Queen“ gab es endgültig kein Halten mehr, die Menge tobte und die Stimmung kochte über. Als Headliner des Abends folgte mit Clueso ein sehr ruhiger Abschluss. Es traf nicht den Geschmack aller Besucher, dafür tummelten sich noch überraschend viele Menschen (hauptsächlich weibliche) vor der Bühne. Zärtlich, romantisch und gefühlvoll präsentieren Thomas Hübner und seine Band eine Mischung aller Songs aus seinem mittlerweile 14-jährigen Repertoire. „Keinen Zentimeter“, „Straßen sind leer“ und „Augen zu“ fehlten ebenso wenig, wie seine Hits „Mitnehm“, „Wir sind dabei uns zu verlieren“ und „Chicago“. Die Monsters Of Liedermaching spielten danach im Festzelt. Mit fast 10 Jahren Bühnenpräsenz können die sechs Männer schon auf einige Erfahrung zurück blicken. Großes Lob an dieser Stelle an alle, die an der Reparatur der Bühnen und dem wieder Herrichten des Festivalgeländes beteiligt waren. Der Zustand der Bühnen am Donnerstag ließ befürchten, dass das Festival wie woanders auch "abgeblasen" wurde. Leider wurde man zeitweise stundenlang im Unklaren gelassen, ob und wie es überhaupt weiterging. Das Festival (und das Wetter) wurde von Tag besser und letztendlich blieb ein positiver Eindruck. Vielen Dank an die Festival – Crew und bis nächstes Jahr, neben der Landebahn. |
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