Größer, schöner, voller

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Wanhöden, 20.07.17 – Bei der 13. Auflage des Deichbrand Open Air-Festivals gibt es mehr Veränderungen als in den Jahren davor. Die Veranstalter konnten mit der Gemeinde Wurster Nordseeküste einen langfristigen Pachtvertrag über 10 Jahre abschließen, der somit auch langfristige Planungen ermöglicht.

Das gesamte Areal wurde umgestaltet und nachhaltig optimiert. Die Open-Air-Arena mit den Bühnen „Water“- und „Fire“-Stage (Infield) ist nun etwa 300 Meter weiter in südliche Richtung auf das Gelände des ehemaligen Camp Mitte zogen. Durch die Vergrößerung finden ca. 55.000 Zuschauer Platz, denn auch dieses Jahr gab es wieder einen Zuschauerrekord. Die gelobte „familiäre Atmosphäre“ der frühen Jahre war somit endgültig vorbei. Die beiden Hauptbühnen wurden vergrößert. Die Fire-Stage bekommt eine neue Dimension, die Water-Stage ist so groß wie die Hauptbühne im letzten Jahr. Leider ist die 5. Newcomerbühne dieses Jahr entfallen.

Erstmalig eröffnete die Drogeriemarktkette „Rossmann“ eine kleine Filiale auf dem Festivalgelände und es gibt ein 35 m langes Merchandise-Zelt am Eingang zum Infield. Auch Logistik und sanitäre Anlagen konnten nun durch den langfristigen Pachtvertrag verbessert werden. Neue Leitungen für Datenkabel und Trinkwasserversorgung wurden verlegt und eine Ringstraße um das neue Infield herum gebaut. Am Mittwoch war ein zusätzlicher Anreisetag eingerichtet worden, um das Verkehrschaos der letzten Jahre insbesondere am Donnerstag und zu entspannen.

Bis zum Mittag verirrten sich nur einige Anreisende auf den Parkplatz. Um 15:00 Uhr warteten nur 300 Besucher auf den Einlass. Bereits bis 17:00 Uhr hatte sich die Warteschlange zwar verdreifacht, die richtige Entlastung für den Donnerstag brachte es nicht. So waren wieder 4 km Stau auf der A 27. In den letzten Jahren hat sich das norddeutsche Sommerwetter an den Festivaltagen durchaus von der besten Seite gezeigt, so auch am Mittwoch. Sonnig, staubig und beste Stimmung. Ein abendliches Gewitter entstaubte die Area recht kräftig. Ein für Donnerstag angekündigtes Unwetter zog weit vorbei und es gab nur kurze Regenschauer. Natürlich waren aufgrund aktueller Terrorlagen auch bei Deichbrand die Sicherheitsbestimmungen erhöht, die zu langen Verzögerungen an den Einlässen führte.

Die Bühnen im Palastzelt, Electic Island und auf dem Red Bull Tourbus hatten am Donnerstag bereits geöffnet. Im Palastzelt machten erst mal die Lokalmatadoren den Anfang. Um 15:00 Uhr eröffneten Razor Punch aus Wanna das Festival musikalisch. Mit modernem Hard Rock, der auch seine Wurzeln nicht verleugnet, begeisterte die Band das noch sehr spärlich gefüllte Zehnmastzelt, in das bis zu 5500 Zuschauer passen. Gefolgt von Frozen Silk aus Bremerhaven mit ihrem "Female Fronted Alternative Power Pop Rock", auch als druckvoller Alternative-Rock zu bezeichnen.

Die Post-Hardcore/Metalcoreband aus Bremen Watch out Stampede gab Vollgas und die Post-Punk-Band Love A (ehemals Love Academy) spielten anschließend ein leidenschaftliches Konzert mit vielen Songs des aktuellen Albums „Nichts ist neu“.

 

Auch Anchors & Hearts hatten von Bremervörde aus keine weite Anfahrt und brachten mit härteren Tönen ihres Melodic-Hardcore die immer mehr werdenden Zuschauer weiter auf Temperatur. Viele Angekommenen saßen noch auf den Zeltplätzen und grillten oder führten schon mal flüssige Nahrung zu sich. Somit war das große Zelt weiterhin noch erstaunlich leer, gekonnte Publikumsinteraktion der Band sorgte aber für ein wildes Treiben vor der Bühne und Konfettiregen gab es auch.

Es folgten Schmutzki, die bereits vorher schon ein kleines Konzert im Merchandise-Zelt gespielt hatten. Zu Swiss & Die Anderen und nun füllte sich das Zelt zunehmend und die Stimmung stieg. Die letzte Formation besteht aus dem Frontmann Swiss, sowie dem Bassisten Matze Grimm, dem Gitarristen Jakob Schulze, dem Schlagzeuger Tobias Gerth und dem DJ Da Wizard. Zu "wer haßt die AfD" durften alle mal den Stinkefinger heben. Nachdem sich zu Heidi Kabels "In Hamburg sagt man Tschüss" von der Bühne verabschiedet wurde, gab es am Seitenausgang noch lange Autogramme und Gespräche mit der Band.

Mit New Model Army wurde es um 22:30 Uhr dann endlich international. Die britische Independent-Band hat schon mehrere Touren in unserem Norden hinter sich und ist recht bekannt, was sich auch am nun vollen Palastzelt zeigte. Immerhin gibt es das Quintett schon seit 1970 und hat im letzten Jahr ihr 14. Studioalbum veröffentlicht. Uns freute es die Band zu sehen, erlitt Sänger Justin Sullivan doch vor einigen Jahren bei einem Live-Auftritt einen elektrischen Schlag und musste wiederbelebt werden.

Die Krupps -natürlich aus Düsseldorf- folgten. Sie hatten bereits einigen Einfluss auf die deutsche, aber auch die internationale Elektronik-/Post-Industrial-Szene. Aus dem hohen Norden kamen Apoptygma Berzerk. Die Norweger mit dem unaussprechbaren Bandnamen spielten ihre einzigartige Mischung aus elektronischen Klängen und Rock-Elementen, sowie neuinterpretierten Hits der 1980er Jahre. Matthi (voc), Paddy (git), Nash (dr) und Berri (bass), allsamt Nasti genannt, beendeten die Gigs des ersten Tages im Palastzelt.

Auf dem Red Bull Tourbus bespaßten Beauty and the Beats und die Drunken Masters die vielen anwesenden Musikbegeisterten, auf der Electric Island-Bühne machte bereits gegen Mitternacht Davidé B2B Dirrtydishes das Licht aus.