Deichbrand 2017 - 3. Tag

Zur Bildergalerie

Wanhöden, Samstag, 22.07.17 – Auch wenn auf den Zeltplätzen meistens zu Dosenravioli gegriffen wurde, konnten die Deichbrandbesucher auf dem Food-Court ihre Gaumen verwöhnen. Es gab Elchfleisch mit Preiselbeeren, Gewürzgurke im Fladenbrot. oder original italienische Gnocchis. Bereits Mitttags stand BRKN, bürgerlicher Name Andac Berkan Akbiyik, auf der Water-Stage. Die Begegnung mit dem Rap-Barden Alligatoah führt nicht nur zur Zusammenarbeit für BRKNs "Kennste Einen Kennste Alle"-EP, sondern gleich zur gemeinsamen Akustik- sowie "Himmelfahrtskommando"- Tour quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Er spielte bei leichtem Regen, aber dann wurde es noch ein richtig sonniger Festivaltag.

Die deutsche Punkrock-Band Manual Kant eröffnete die Fire-Stage.Sie haben eine recht lange Bandgeschichte, jetzt stehen sie als klassisches Trio mit Gitarre, Gesang/Bass und Schlagzeug auf der Bühne. Die Herren haben gleich mehrere brandneue Songs im Repertoire. Aufgrund der frühen Uhrzeit war das Konzert nur überschaubar besucht, Band und Publikum hatten trotzdem jede Menge Spaß. Fatoni (Anton Schneider) hat sich mittlerweile auch hochgearbeitet und durfte ebenfalls auf großer Bühne auftreten.

Deichbrand ist bekannt dafür, das verschiedene Musikrichtungen dabei sind. Raggae ist da eher die Ausnahme. Der 38-jährige Patrice zeigte, das es mehr davon geben sollte und holte etwas Summer-Feeling ins Infield, nicht nur, ein jede Menge Grünzeug auf der Bühne stand. Gaston Patrice Babatunde Bart-Williams, wie er wirklich heißt, ist neben Gentleman Deutschlands bekanntester Raggae-Sänger.

Die DONOTS wechselten von der Water-Stage im vorletzten Jahr auf die Hauptbühne und zeigten, das sie da auch hingehören. Sänger Ingo Knollmann hatte seine Mutter mit im Gepäck, die an diesem Tag 70 Jahre alt wurde. Sie durfte auf die Bühne und bekam ein Geburtstagsständchen. Dann durfte sie sich hinsetzten und Ingo forderte die Menge auf, ein Circle-Pit zu machen. "Meine Mutter hatte nach dem Auftritt soviel Pipi in den Augen, die hatte sie noch nicht mal bei meiner Geburt!" meinte Ingo. Songs wie „Dann Ohne Mich“ oder „Keiner Kommt Hier Lebend Raus“ waren in ihrem Gepäck.

AnnenMayKantereit zeigten vor einem voll gefüllten Gelände, warum sie keine Kölner Straßenmusiker mehr sind. Sie sind wohl die größten Durchstarter in der deutschen Musikszene seit Jahren. Das Lied "Wohin Du Gehst" machte die Band 2013 überregional bekannt. Stadiontourneen mit den Beatsteaks und Clueso sorgten bereits 2015 für ausverkaufte Konzerte. AnnenMayKantereit und allen voran Sänger Henning May schaffen es aber, in Musik und Stimme eine wahre Dramaturgie zu legen, die eine unglaubliche Spannung erzeugt. Und die Stimme des jungen Frontmanns klingt unglaublich reif. Geboten wurde grundehrliche Musik ohne großes Spektakel.

Die Parov Stelar Band aus Österreich fiel mit ihrem Electroswing vom Musikstil her aus dem Rahmen. Es ist eine eigene Mischung aus Jazz, House, Electro und Breakbeat. Viele wippten zur Musik von Saxophon, Trompete, Posaune oder tanzten, bis der Rindenmulch vor der Bühne den Matschboden freigab. Mal etwas erfrischend anderes, als das was sonst auf dem Festival an Musikrichtungen geboten wurde. Auch die Frontfrau und Ehefrau von Parov Stelar Lilja Bloom ließ die Band zum heimlichen Tageshighlight viel viele Festivalbesucher werden.

Während sie in vorderster Front mit ihrem rhythmischem Tanz und einer kraftvoll-mitreißenden Stimme begeisterte, hielt sich Parov selbst lieber im Hintergrundnebel an seinem Mischpult auf.

 

Schon eine Stunde vor dem Startschuss füllen sich die Reihen vor der Firestage. Die Headliner des Samstags Kraftklub zeigten zum vierten Mal bei Deichbrand, dass sie eine gute Liveband sind. Nachdem der Vorhang fiel, sah man ca. 50 Menschen auf der Bühne, alle mit roten Bomberjacken. Die fünfköpfige Musikgruppe aus Chemnitz hatten sich Verstärkung durch junge Tänzer und Tänzerinnen geholt. Im Laufe des Auftritts tanzten sie sogar in drei Ebenen übereinander im Hintergrund. Alle 2 Jahre garantieren sie der Abriss auf der der Fire Stage. Und dabei hatte ihre Deichbrand-Karriere 2010 auf dem RED BULL Tourbus angefangen.

Sänger Felix Brümmer berichtete von der Strafanzeige eines Chemnitzer AfD-Politikers gegen ihn. Felix wurde vor einigen Tagen angezeigt – weil er sie Vollidioten nannte. Einige Songs ihres neuen Studioalbums "Keine Nacht für Niemand" waren natürlich auch dabei. Und irgendwann stellen sie die Frage, die sie vor sieben Jahren auch schon gestellt haben: „Seid ihr bereit für Randale?“

Sie überzeugten mit einem Konzert voller Tempo und Energie. Vor zwei Jahren hatten sich Kraftklub und Deichbrand feierlich verlobt. Eine Festivalistin mit einem Brautschleier von Felix auf die Bühne geholt. Er ging vor ihr auf die Knie, hielt einen ein großer Ring aus dem Publikum hoch, atmete noch einmal durch und fragte: „Deichbrand, willst du uns heiraten?“ Natürlich folgte das "Ja!". Zum Abschluss gibt es einen riesigen „Hey Jude“-Chor und nach „Song für Liam“ war Schluss.

Auch Marten alias Marteria hatte ein neues Album im Gepäck. "Roswell" hat es in den letzten zwei Monaten bis Platz 2 der deutschen Albumcharts gebracht. Um Mitternacht wollte er mit großer Live-Band, Schlagzeug und Sängerinnen seine zahlreichen Fans auch noch nicht schlafen lassen. Marteria hat sein Publikum grundsätzlich sofort im Griff. Mit druckvollem Intro zu „Roswell“ (der neuen, gleichnamigen Platte) ging es los, als zweiter Song folgte „Aliens“ mit Teutilla (Arnim Teuteborg-Weiß von den Beatsteaks). Zur großen Freude der Fans war Arnim sogar live dabei. Ebenfalls dabei: DJs Nobody’s Face und Kid Simius.

Er kam noch rechtzeitig zu seinem Auftritt. Gegen Mittag postete er noch auf seiner Facebook-Seite, das er Kreuz Lotte im Stau stand, da sein Lieblingsverein Hansa Rostock in Osnabrück spielte. Plötzlich war er von der Bühne verschwunden und tauchte mitten im Publikum auf. El Presidente ließ sich wie immer von seinen Fans auf Händen über deren Köpfen tragen. Und auch der Marsimoto-Teil durfte natürlich nicht fehlen. Genauso wenig wie Rauchbomben und Bengalos.

Im PALASTZELT spielten Max Richard Leßmann, Faber, Zugezogen Maskulin, LIEDFETT, Dritte Wahl, Claire, Alle Farben, Protonica und Astrix. Auf der ELECTRIC ISLAND-Bühne beschallten Thomas Schumacher, Kollektiv Ost, Annett Gapstream und Vargo das nahegelegene Zeltlager.