Grau in grau und das pinkeste Pink

Nordholz-Wanhöden, 23.07.2023 – Am Merch-Stand finden täglich die sogenannten Merch Sessions statt. Bei diesen treten verschiedene meist kleinere Bands für ca. 20 Minuten auf und geben Autogramme. So an diesem Tag Liedfett, 100 Kilo Herz und Marathonmann.

Alexander Marcus, der eigentlich Felix Rennefeld heißt und sich selber den King of Electrolore -eine Mischung aus Electro und Folklore- nennt, begann den Festivaltag mit seiner Mittagsshow.

Die Akustik-Pop-Band Liedfett besteht mittlerweile aus den vier Musikern Daniel Michel am Gesang, Lucas Uecker an der Gitarre, Philipp Pöhner am Cajón und am Schlagzeug sowie seit dem vierten Album Victor Flowers als Bassist. Nun sind sie bereits beim 6. Album „Hi!“ angelangt

Der Pop-Sänger und Songwriter 1986zig wurde mit Coversongs auf Instagram und TikTok bekannt. In seinen Tracks erzählt er von Reue und von neuen Anfängen. Nach seinem Gig gab er immer noch mit seiner Schlitzmaske Autogramme. Hätte keiner gemerkt, wenn das auch jemand anderes gemacht hätte.

An das graue Wetter und Regen musste man sich an diesem Tag gewöhnen. Ein Farbtupfer in Pink war Jennifer Weist, die derzeit als Solokünstlerin Yaenniver unterwegs ist. Sie stand bereits als Jennifer Rostock vor etlichen Jahren auf der Deichbrandbühne. Sie dankte dem medizinischen Dienst, Veranstalter und den Fans, die wieder Tickets kaufen und Festivals besuchen. Nach ihrem Song „Ich ficke jeden“ bekam sie Anfeindungen, wie man so was sexistisches singen kann. Sie zählte die ganzen Rapper auf die gleiches Singen, nur regt sich keiner auf, weil es Männer sind. Außerdem kommt sie vielleicht wieder als Jennifer Rostock in nächster Zeit zurück.

Der gebürtige Hemmoorer Thees Uhlmann machte auch mal wieder mit seiner Band Halt auf dem Festival und ließ die Lachse laichen und fragte, ob jemand seine 83-jährige Mutter auf dem Festivalgelände gesehen hat. Das Lied „Die Toten auf dem Rücksitz“ hat er seinen Freunden von den Broilers gewidmet, besonders Sammy, den er nachts um vier anrufen kann. Und die Leute sollen über den Regen an dem Tag nicht merckern, das ist ganz normaler norddeutscher Sommer.

Swiss & Die Anderen konnte die Spielfreude bei dem Frontmann Swiss, dem Bassisten Matze Grimm, dem Gitarristen Jakob Schulze, dem Schlagzeuger Tobias Gerth und dem DJ Da Wizard merken. Ihre politischen Themen durften auch an diesem Tag nicht fehlen.

Die Kieler Indie-Rock-Band Leoniden sprangen auf der Bühne herum als hätten sie ADHS. Aber sie sind auf jeden Fall sehens- und hörenswert.

Die deutsche Metalcore-/Trancecore-Band Electric Callboy geht mit ihrem neuen Album „Tekkno“ im nächsten Jahr auf große Tour. Beim ersten Song gab es Konfetti und zwischendurch immer wieder Pyro. Im rückwärtigen Bühnenbereich war eine riesige LED-Wand aufgebaut.

Mit einer fulminanten Show begeisterten die Broilers das Publikum, den sie feuerten ihre Mischung aus Punkrock, Ska und Rockabilly von der ersten Sekunde an mit Nachdruck in Richtung Menge, denn der Band ist durchaus bewusst, dass ihr Erfolg keine Selbstverständlichkeit ist. Wir fragen uns, warum sie soviele Coversongs auf der Setlist hatten. Haben sie keine eigenen guten Songs?

Die Hip-Hop-Formation K.I.Z aus Berlin kann sich mit Fug und Recht das Prädikat Rampensäue beanspruchen, denn sie boten eine sehenswerte Fusion aus Persiflage und Pogorap. Ihre abgedrehten Texte voller Ironie und Systemkritik stichelten bewusst und ecken an. Rapper Kontra K ging für seine Fans und für den Himmel durch die Hölle, in Anlehnung an sein neues Album.

Im Palastzelt begannen die Punkband 100 Kilo Herz den Tag um 16.00 Uhr. Sei spielen eine interessante Mischung aus Ska, Punk-Rock und Alternative Rock. Sie sie selbst bezeichnen ihren Stil wegen des Einsatzes von Saxophon und Trompete als „Brass Punk“. Auf jeden Fall mal was anderes. Sänger und Bassist forderte das Publikum auf, auf sich gegenseitig aufzupassen. Es passiert viel auf einen so großen Festival und meistens sind es die Männer, die sich nicht benehmen können.

Das Indiepop-Duo Bruckner besteht aus den beiden Brüdern Jakob und Matti Bruckner. Sie spielten bereits schon auf einigen Festivals und waren der Support von Cro. Die Singleauskopplung "Lost" des neuen Albums „Zerrissen“ durfte man auch hören. Rapper Megaloh mit niederländisch-nigerianischer Abstammung hat ein Album “Regenmacher” veröffentlicht, aus dem er auch einige Songs spielte. Da hat er zumindest das Thema des Tages aufgegriffen. Der Kölner Rapper Constantin Höft, besser bekannt als Conny war solo anwesend. Man kennt ihn aber auch zusammen mit Elmäx als das Duo Der Plot. Während andere Rapper mit allerlei asozialem Verhalten von sich Reden machen, schreibt er in seinem zweiten Album über toxische Männlichkeit.

Die deutsch-britische Popmusikerin Alice Merton wurde mit dem Lied „No Roots“ weltberühmt. Aber auch von ihrem zweiten Album „S.I.D.E.S.“ gab es Songs zu hören.

Die 22-jährige Schauspielerin (Traumschiff, Notruf Hafenkante) und Sängerin Paula Hartmann veröffentlichte im 2022 ihr Debütalbum. Ihre Texte bewegen sich irgendwo zwischen Berlin und Hamburg und werden begleitet von modernem Pop und Hip-Hop Elementen. Die Songs sind geprägt von Melancholie und Nachdenklichkeit, aber auch einer großen Portion Poesie. KLAN sind die Brüder Michael und Stefan Heinrich. Sie sind das Chamäleon der deutschen Popmusik. Mal punkig-politisch, mal mit großem Herzschmerz - eine moderne Popband voller Leidenschaft und Widerspruch.

Es soll noch ein, zwei außerirdische Lebensformen geben, die wenige Musikstile mehr kennen und beherrschen, aber auf dieser, unseren Erde gibt es DJ Plazebo. Reggae, Trance, Chancon, Miami Bass, Flamenco, äthipischen Jazz, bolivianischen Rock und persischen Rock zu vereinen ist wohl einmalig.

Electric Island stande u.a. das DJ-Duo No.Mads, das DJ Duo Hidden Empire, der altbekannte Fritz Kalkbrenner, das Musikprojekt der Hamburger DJs KoweSix (Oliver Kowalski) und Tobitob (Tobias Schmidt) Moonbootica und die Adana Twins hinter den Turntables.

In der Jever Hafenbar ging es mit dem queeren Garage Rock Gal Pal Duo ARXX los. Pop-Punk spielte das Quartett Schrottgrenze, die schon sagenhafte 10 Studioalben produziert hat. Post-Hardcore-Band Marathonmann aus München um Sänger und Bassist Michi Lettner hatte ihr neues Album “Maniac” im Gepäck. Ihre Songs sind so zwingend in ihrem Drang, Eingeebnetes aufzubrechen und Lebenswut-Weisheiten raus zuschreien, dass es einen durchzuckt. Ihr Lied Rücklauf wurde auch in der deutschen Netflix-Serie Dark verwendet. Er entschuldigte sich,für seine belegte Stimme, hatten sie doch gestern bereits einen Gig in München.