Pure Reizüberflutung und völlige Eskalation

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Hamburg, 07.03.2020 (SD) - Wo sonst außer in ihrer Heimatstadt sollten Deichkind ihre "Bude voll People"-Tour beenden. Das letzte Konzert der Tour fand in der ausverkauften Barclaycard Arena statt. Mit einer Setlist von sage und schreibe 29 Songs plus einer Zugabe, standen die drei Hamburger fast 3! Stunden auf der Bühne. Auf einen Voract wurde diesmal verzichtet. Dafür gab es einen knapp 10 minütigen Videoclip, in dem Theater und Filmschauspieler Lars Eidinger zus ehen war. Zu Beginn wird der nackte Eidinger an den Füßen in die Luft gezogen und dann kopfüber in ein Fass mit blauer Farbe getunkt. Anschließend räkelt und rollt sich der Schauspieler über eine weiße Leinwand, sodass ein Kunstwerk entsteht.

Mit "Keine Party" eröffnen Deichkind ihre Konzertshow, bei der es sich tatsächlich um mindestens genauso viel Show wie Konzert handelte. So konnte man fast so viele Kostüme wie Lieder auf der Bühne sehen. Zu Beginn gab es ein weiß-blaues Bühnenbild, sodass der Eindruck enstand, als ob Lars Eidinger einmal kurz über die Barclaycard Bühne gerollt ist. Doch Deichkind war nicht allein. Mit einer Crew von zeitweise bis zu 10 Tänzer wirbelten die Mitte 40-jährigen über die Bühne. Im Gepäck ein Mix aus 20 Jahren Deichkind Musik. So gibt es neben aktuellen Songs " Richtig gutes Zeug", "Quasi","Knallbonbon","Party2", "Bude voll People" auch Songs aus den Anfängen der 2000er wie "Bon Voyage" und "Komm schon". Gespielt wrrden an diesem Abend wirklich alle Chartkracher. Da dürfen natürlich auch "Arbeit nervt" , "Limit", "Leider Geil", "Bück dich hoch" und "Niveau, weshalb , warum" nicht fehlen.

Wer Deichkind kennt, weiß, dass die Texte der Hip-Hop-/ Punk- /Electro-Band meist ironisch, humorvoll und ab und zu auch ein wenig prothetisch sind. Doch auch Kritik an der Politik versteckt sich in den Texten. Subtil und mit viel Phantasie wird dies an diesem Abend auch visualisiert. So rollt die Band beispielsweise bei "Roll das Fass rein" in einem riesen Fass über die Köpfe der Zuschauer. Oben drauf ein Mitglied der Band mit einer Fahne in der Hand, auf der "Kein Bier für Nazis" stand. Dafür gab es aber für die Crowd in den ersten Reihen Bier , welches aus einer eigens entwickelten und patentierten Stabkonstruktion ausgeschenkt wurde. Natürlich kommt an diesem Abend auch das allseits beliebte riesen Planschbecken der Band zu seinem Einsatz. Über den Köpfen im Zuschauerraum fuhr es seine Runden und von oben regnete es weiße Federn herab. Völlige Eskalation und purer Spaß soweit das Auge reicht.

 

 

Die einzige Zugabe an diesem Abend hat es in sich und schnell wird klar, warum es genau dieser Song ist. Mit "Remmidemmi" fackelten Deichkind quasi die Bühne ab.

Pure Reizüberflutung auf der Bühne. Ein Miley-Cyrus-Verschnitt flog auf einer Abrissbirne über die Bühne, Menschen in aller Art von Kostümen rannten Kreuz und Quer über die Stage. Eine riesige Hüpfburg konnte man genauso sehen wie einen aufblasbaren Kothaufen-Emoji mit großen Comic-Augen und freundlich lächelndem Gesicht. Dazu wurde der Songtext auf die Bühne projiziert. Kindergeburstag für Erwachsene. Doch auch die schönste Party muss irgendwann vorbei sein. Zum Tourabschluss kamen alle Beteiligten auf die Bühne und gemeinsam zu "White Room" von Cream wurde sich bedankt, gegenseitig in die Arme genommen und zu guter Letzt ein kleiner Tanz auf der Bühne aufgeführt.

Fazit: Wenn Deichkind in die Stadt kommt, dann kommen sie alle. Familie, Freunde, junge Zuschauer, alte Zuschauer, mit Rollstuhl, ohne Rollstuhl. Leicht bekommt man den Eindruck, als ob halb Hamburg an diesem Abend in der Barclaycard Arena war. Doch warum? Weil es eine spektakuläre Musikshow vom allerfeinsten zu sehen gab. Seit Jahren sind Deichkind für ihre außergewöhnlichen Konzerte bekannt. Da sieh man in einen Augenblick einen überdimensionalen Wanderrucksack auf der Bühne und im nächsten Augenblick schon wieder eine Gruppe von Tänzerinnen auf Trampolinen. Wer die Chance hat Deichkind einmal live zu sehen, sollte sie nutzen. Dieser Abend wird garantiert im Gedächtnis hängen bleiben.