Eurovision Song Contest 2018 – Proben

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Berlin, 21.02.2018 - „Germany, twelve Points?“ Nach den ESC-Pleiten der vergangenen Jahre - 2017 kam Sängerin Levina auf den vorletzten Platz, zuvor wurde Deutschland zweimal Letzter - hatten diesmal 100 Fans des Gesangswettbewerbs aus 4000 Kandidaten eine Vorauswahl getroffen.

Beim ESC-Vorentscheid werden Xavier Darcy mit dem Song «Jonah», Ivy Quainoo mit «House On Fire», Ryk mit «You and I», Michael Schulte mit «You Let Me Walk Alone», Natia Todua mit «My Own Way» und voXXclub mit dem Titel «I mog Di so» antreten. Drei der Songs sind in einem sogenannten Song Writing Camp entstanden, bei dem sich die Künstler mit Textern, Komponisten und Produzenten getroffen hatten.

An diesem Tag standen die Proben im Studio an. Jeder Künstler hatte ca. 45 Minuten Zeit den Song zu performen, es wurden Licht und Stellproben gemacht. Da wo in den letzten Jahren noch eine Liveband am Start war, gab es dieses Jahr nur Playback.

Kurz nach 11:00 Uhr kam Natia Todua auf die Bühne. Sie war vor anderthalb Jahren ohne Ausbildung oder Studienabschluss aus Georgien als Au-pair nach Deutschland gekommen. 2016 nahm sie an der Casting-Show "The Voice Of Germany" teil - und gewann. Vielleicht bekommen wir nun auch mal Punkte aus den osteuropäischen Ländern. Insgesamt gute Performance und guter Song. Sie scheint etwas zum Überperfektionismus zu tendieren und wirkte unzufrieden, das könnte Sympathien kosten.

VoXXclub folgte als nächstes. Christian Schild, Michael Hartinger, Korbinian "Bini" Arendt, Florian Claus und Stefan Raaflaub aus Deutschland, Österreich und der Schweiz standen auf schwarzen Podesten, von denen sie am Anfang heruntersprangen. Hier finden wir die meiste Bewegung von allen Acts auf der doch recht kleinen Bühne. Sie spielen "moderne" deutsche Volksmusik."I mog Di so" heißt ihr Song, ob es beim internationalen Publikum genauso so ist? Eine deutschsprachige Volksmusik-Boygroup für Europa? Ob die Rechnung auf geht? Sie sind jedenfalls sympathische Stimmungskanonen, auch wenn es nicht so richtig ins ESC-Programm passt könnte man sie in Bayern zumindest im Vorentscheid „hochvoten“.

Ivy Quainoo, Berliner Soul-Sängerin mit ghanaischen Wurzeln, bekam 2013 den Echo als beste Künstlerin Rock/Pop National. Ihren letzten „Erfolg“ hatte sie bereits 2013 mit der Single „Wildfires“. Musikalisch wurde es dann erst einmal ruhiger um Ivy Quainoo. 2015 begann sie ein zweijähriges Studium an einer renommierten US-Schauspielschule, lebte dafür in New York. Für ihren Song "House On Fire" und für die Teilnahme am ESC ist sie wieder zurück nach Berlin gezogen. Das House of Fire wurde auf der Bühne auch mit Feuer umgesetzt, danach mussten nach dem Ablöschen erst mal die Reinigungskräfte die Bühne wieder klar machen. Sie hatte beim Abstreifen ihres Gazemantels immer wieder Probleme, konnte aber stimmlich überzeugen. Sie trat bereits 2012 bei "The Voice of Germany" gegen Michael Schulte an - und gewann.

Als letztes vor der Pause kam der norddeutsche Ed Sheeran, Michael Schulte im Casuallook- schwarzes T-Shirt und Jeans -auf die Bühne.

 

Sein Youtube-Kanal hat inzwischen knapp 50 Millionen internationale Abonnenten. Diesen teilte er seinen Probenauftritt aktuell mit, ständig zog er sein Smartphone aus der Tasche und filmte. Rea Garvey wurde damals auf Michaels YouTube-Videos aufmerksam und lud ihn 2011 ein, gemeinsam einen Song auf der Kieler Woche zu singen. Garvey saß bei der Casting-Show "The Voice of Germany" in der Jury und holt sich den Nachwuchssänger in sein Team. Michael sang sich bis ins Finale und wird Dritter. Er ging anschließend selbst auf Tour und trat im Vorprogramm der britischen Boyband Blue auf. Sein letztes Album ,Hold The Rhythm‘ war toll, aber leider ein kommerzieller Flop!

Am ESC-Song "You Let Me Walk Alone" hat er mitgearbeitet, es ist ein sehr persönlicher Song, in dem er den Tod seines Vaters verarbeitet. Er bat seine Youtube- Community, Bildern von ihren verstorbenen Vätern zu schicken, die auf auf einem riesigen Laptop auf der Bühne als Projektionen verwendet wurden. Diese Art Musik auch schon oft gehört und entsprechend dürfte sein Beitrag trotz Authentizität beim knallbunten Pop-Spektakel schlicht untergehen. Immerhin ist unser persönlicher Favorit, schon allein weil er aus Buxtehude kommt.

Über Ryk aus Bad Nenndorf hatten wir vor einigen Wochen beim „Feuerwerk der Turnkunst“, Europas erfolgreichster Turnshow berichtet, wofür er den Soundtrack produziere und live aufführte. Mit gerade mal 28 Jahren kann er eine beachtliche Karriere vorweisen. Er gründete mit Jonas Fritsch die Band Foxos, die sich iml letzten Jahr auflöste. Sein Song: "You and I" hat er selbst komponiert und getextet. Immerhin. Leider kommt er völlig uncharesmatisch rüber, schaut kaum hoch.Mag auch daran gelegen haben, weil er am Probentag 40 Grad Fieber hatte und seine Stimme schonen wollte. Er bat um das Einspielen von Vollplayback. Sehr stimmungsvoll: Während er am Flügel saß, untermalte eine Tänzerin das Lied auf und um dem Flügel mit einer ausdrucksstarken Tanzperformance. Im Hintergrund unterstützten Streicher den Song.

Xavier Darcy, ein dünner Mann mit langen Haaren und einer rauchigen, kraftvollen Stimme will mit seinem Song "Jonah" punkten. Der in England geborene Pop-Folk-Rocker aus Oberpframmern (Oberbayern) hat bereits im Vorprogramm von Rea Garvey und Joris gespielt. Es unterstütze den schnellste Song beim Vorentscheid mit seiner Akustikgitarre. Spiegel wurden auf der Bühne hin- und hergeschoben und sollen verschiedene Perspektiven zeigen.

Ein haushoher Favorit ist dieses Jahr nicht dabei, das war auch nicht zu erwarten, da kein über Deutschland hinaus bekannter Act dabei ist.