Erinnerung an ein Idol

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Bremen, 04.02.2017 – Fast auf den Tag genau 19 Jahre nach seinem plötzlichen Tod hat sich für den österreichischen Popstar Falco wieder der Vorhang geöffnet. Falco - Das Musical gastierte im ausverkauften Bremer Musicaltheater.

Rund 1450 Zuschauer sahen eine emotionale, bildgewaltige und schrill-bunte Show über das Leben des charismatischen Künstlers. In zwei Wochen wäre Falco 60 Jahre alt geworden. Er starb damals mit Kokain und Alkohol im Blut bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik. Sein Titel Rock Me Amadeus erreichte als bis heute einziges deutschsprachiges Lied die Spitze der US-Billboard-Charts und Österreichs erfolgreichster Popstar hat auch mal ein Duettangebot mit Madonna ausgeschlagen.

Mit temporeichen Tanzeinlagen, Spielszenen und Original-Videosequenzen gaben der Produzent Oliver Forster und Regisseur Peter Rein in der gut zweistündigen Show einen Einblick in die Gefühlswelt des gebürtigen Wieners Johann „Hans“ Hölzel. Das Publikum erlebte dabei sowohl den kometenhaften Aufstieg Falcos aber auch dessen tiefen Absturz. Die Show begann mit einem lautstarken Crash und einem Bild des total demolierten Wagen des Sängers nach dessen tödlichen Unfall auf der Leinwand. Jeanny in Weiß (Claudia Müller-Kretschmer) und Ana Conda in Feuerrot (Vicoria Müller) kamen auf die Bühne und sangen ihr erstes Lied. Jeanny steht für den Erfolg, Ana Conda für Falcos selbstzerstörische Seite. In nächsten Szenespielte Falco den Neuankömmling im Himmel, wo Elvis, David Bowie, die Blues Brothers und Beatles schon auf ihn warteten.

Eine Show mit Musik einer fünfköpfigen Live-Band die leider die überwiegende Zeit im Off hinter der Videoleinwand spielte, extravagante Tanzeinlagen von 5 Tänzerinnen und 3 Tänzern, chronologische Erzählungen des Managers gespielt von Andreas Berg und eingespielte Original–Videosequenzen rekapitulierte die von Tiefen durchsetzte Glanzzeit Falcos. Als spärliche Deko dienten eine Polizeiwagenattrappe, Gitterkäfig, Schminktisch oder Showtreppe, das meiste spielte sich auf den Videoleinwänden ab. Die Handlung des Musicals ist eng an das Buch seines Managers Horst Bork „Falco: Die Wahrheit“, angelehnt. Auf der einen Seite soll ein Musical unterhalten und den Star rühmen. Auf der anderen Seite zeigte dies Musical die Schattenseiten in Falcos Leben wie Exzesse um Alkohol oder Drogen, Beziehungskrisen oder Erfolgsdruck, an dem er zerbrach und die man nicht verschweigen sollte.

Vor allem Sänger und Schauspieler Alexander Kerbst aus Jena erhielt reichlich Szenenapplaus. Das Kerbst stimmlich sehr nahe am Original ist, darüber hatten wir schon vor genau 1 Jahr nach seinem Auftritt im Stadeum mit der Show „Best of Falco live“ berichtet. Aber auch in „Falco Meets Amadeus“ (2000) brillierte der 52-Jährige in den letzten Jahren. Er trat im schwarzen Anzug mit Fliege oder im bunten Hawaii-Hemd mit Sonnenbrille auf, die schwarzen Haare glänzend nach hinten gegelt frisiert. Die überhebliche Gestik, Mimik und Tonfall waren verblüffend authentisch. Stand Kerbst in Stade fast allein im Mittelpunkt, konnte er dieses Mal weniger das typische mondäne Gehabe des Künstlers zeigen als den Griff zur Flasche.

 

Natürlich durften die 20 live interpretierten Hits wie Mit Hits wie "Rock Me Amadeus", "Jeanny", „Out Of The Dark“, "Egoist", "Vienna Calling" und "Der Kommissar" nicht fehlen.

Der Prouzent gab tiefe Einblicke in Falcos Leben. Der Österreicher kam als ein Drilling zur Welt, seine beiden Brüder starben bereits im Mutterleib. Bei der Japantour verließ Falco nicht sein Hotelzimmer und vertelefonierte 15000 D-Mark. Nach dem Charterfolg in USA trat Falco bei der Solid Gold-Show auf. Der Manager korriegierte den Ansager der Show, dass sein Künstler nicht aus Australien kommt, sondern aus Austria. In der Show sagte der Ansager dann " Falco - he comes from Hitlers country". Bei der Anmerkung der Managers, die Amerikaner sind eben oberflächlich, gab es reichlich Applaus vom Bremer Publikum. Das hätte es ein paar Wochen vor Trump so wohl nicht gegeben.

Nach Zusammenbrüchen und persönlichen Rückschlägen (er erfuhr z.B. dass er nicht Vater seiner Tochter war) gab Falco noch ein legendäres Konzert auf dem Donau-Insel-Fest in Wien. Trotz strömenden Regens und eines Blitzeinschlages, der die Technik partiell außer Kraft setzte, spielte er weiter. In heutigen Zeiten aus versicherungstechnischen Gründen kaum denkbar, u.a. Hurricane-Festival im letzten Jahr läßt grüßen.

Falco wollte wie James Dean enden: "Porsche, Kreuzung, zack, aus!" Die James-Dean-Vision wurde wahr. Die von einem zwölfköpfigen Ensemble in Szene gesetzte Geschichte war zwar aus, doch als Zugaben kamen natürlich noch „Der Kommissar" und "Rock me Amadeus". Die Stimmung war nach dem traurigen Ende wieder prächtig, die Zuschauer standen auf und klatschten mit.

„Er war Superstar, er war populär. Er war so exaltiert, because er hatte Flair. Er war ein Virtuose, war ein Rockidol…“. Nein, der exzentrische Sänger meinte in diesem Liedtext von „Rock me Amadeus“ mal nicht sich selbst, sondern Komponist Wolfgang Amadeus Mozart. Das Flugzeug, das seinen Sarg nach Wien brachte, hatte zufällig den Namen James Dean. Es wurden auch unbekanntere Titel gespielt und man erfuhr viel über das Leben des Künstlers. Es nahm aber auch den oberflächlichen Glanz seiner Auftritte. Die Produktion geht noch auf große Tournee bis zum Juni weiter durch Deutschland wie z.B. am 17.02. und 04.06.2017 im Mehr! Theater Hamburg, aber auch durch Österreich und die Schweiz.