What a feeling - Faye Bollheimer flashed das Bremer Metropol Theater

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Bremen, 01.02.2023 (CH) - Eintauchen in längst vergangene Zeiten – die Erwartungen an das Musical „Flashdance“ waren mindestens genauso groß, wie der Ohrwurm nach dem Film. 1983 war das Jahr, in dem Flashdance über die Bildschirme flimmerte. Alex Owens als Hauptperson, gespielt von Jennifer Beals, ist wohl vielen Fans im Kopf geblieben. Kein Wunder, dass sich die Frage stellt, ob dieses ganz besondere Feeling auf der Bühne ebenfalls zu spüren sein wird. 

Das Musical selbst ist nicht neu – die Premiere fand bereits im Juli 2008 im Theatre Royal in Plymouth statt. Dennoch war die Vorfreude darüber, dass es wieder einmal eine deutsche Tour geben wird, groß. Auch wenn das Bremer Metropol Theater am gestrigen Abend nicht bis auf den letzten Platz ausverkauft war, fanden doch etwa 1200 Zuschauende den Weg ins Theater. 

Aber auch die Frage, ob Regisseur Christoph Drewitz mit seiner neuen Inszenierung überzeugen kann, stand lange Zeit im Raum. Grund dafür war, dass es bei der letzten Tour 2021/2022 zunehmende Kritik an der Leistung der Darsteller gab. Doch die Besetzungsliste wurde im Oktober 2022 grundlegend geändert – aber damit auch die Show selbst? Um die Antwort gleich vorwegzunehmen – Ja! Mich hat die Vorstellung jedenfalls völlig überzeugt. Der Blick ins Publikum während der Vorstellung und Interviews sowohl in der Pause, als auch am Ende der Vorstellung, untermauerten meine Wahrnehmung. 

Der Saal füllte sich, das Gemurmel wurde leiser als die ersten Klänge ertönten und mit einer kurzen zeitlichen Verzögerung konnten die Zuschauer in die Welt von Alex Owens eintauchen. 

Der Abend wurde zu einer Reise in die Vergangenheit und die Szenen spielten an verschiedenen Orten. Beim Entwurf des Bühnenbildes sah sich Adam Nee vor die Herausforderung gestellt, ein Bild zu erschaffen, das ebenso vielsagend wie flexibel gestaltet werden musste. Immerhin sollen binnen weniger Augenblicke die verschiedensten Orte der Geschichte abbilden können und die Änderungen dabei nicht störend wirken.

Und das ist Adam Nee wirklich gut gelungen. Die Veränderungen wurden so in das Stück integriert, dass es der Umbau nie störend wirkte. Im Gegenteil – oft schien es die perfekte Überleitung zur nächsten Szene zu sein. Ohnehin wirkte das gesamte Stück frisch und munter, sehr kurzweilig und der Spannungsbogen konnte bis zum Ende gespannt werden. Mit Sicherheit auch ein Verdienst der quirligen Schauspieler, die die wechselnde Szenerie Teil des Stückes werden ließen. Geschickt den Blick auf andere Teile der Bühne gelenkt, fanden einige Szenerie Wechsel vom Publikum fast unbemerkt statt. 

Auf mehreren Ebenen konnten die Darsteller ihr Talent beweisen. Auch die Choreografin Kerstin Ried ganze Arbeit geleistet und an herausfordernden Tanzbewegungen nicht gespart. Die Zuschauer hielten den Atem an, wenn auf der Bühne die Darsteller und Darstellerinnen ihre Beine schwangen und dabei die beliebten Songs von Robert Cary und Robbie Roth erklingen ließen. Teilweise waren geradezu akrobatische Tanzeinlagen zu sehen. Künstlerisch und musikalisch ein wahrer Hochgenuss - Ohrwurm-Garantie inklusive! 

Falls es tatsächlich Leser geben sollte, die den dem Musical zugrundeliegenden Film nicht kennen, hier die Story als kurzer Abriss: Die hübsche Arbeiterin Alexandra „Alex“ Owens arbeitet als Schweißerin in einem Stahlwerk in Pittsburgh und hat den Traum, durch Vortanzen einen Platz in der renommierten Shipley-Tanzakademie zu bekommen. So möchte sie eine Karriere als Tänzerin starten. Vor allem aber wünscht sie sich Unabhängigkeit und ist auf der Suche nach der großen Liebe.

Aber erst einmal tanzt sie nachts in einigen Bars. Jedem auch nicht Filmkenner sollte die Filmszene, in der Alex ausgestreckt auf einem Stuhl sitzt und mit einen Schwall Wasser überschüttet wird. Auch diese Szene durfte im Musical natürlich nicht fehlen.

 

Als das Wasser auf sie herunterstürzt, wurden tausendene Tropfen in den dunklen Raum hinausgeschleudert und verwandelten die Bühne in etwas ganz Besonderes. Da diese Szene auch das Ende des ersten Aktes war, konnte diese noch lange in den Köpfen nachwirken.

Im zweiten Teil des Stücks geht Alex dann doch irgendwann zum Vortanzen. Erst scheitert sie, begeistert dann aber mit ihrem berühmten „What a feeling“-Tanz. Wer beginnt hier nicht beim Song von Irene Cara die Beine zu wippen oder verspürt das Gefühl den Refrain laut herauszuschmettern? Immerhin erhielt dieser Song 1984 den Oscar.

Nicht nur im Film begeisterte Alex - auch im Metropol Thjeater waren die Zuschauenenden sichtlich begeistert. Die Szene wurde von Faye Bollheimer dermaßen überzeugend gespielt, dass man meinen konnte, sie persönlich würde vor der Jury der Akademie vortanzen. Sie geht mit viel Esprit, Liebe zum Detail für ihre Figur und Motivation heran und das wird belohnt. Die Energie bei den Tänzen ließ wirklich jeden Fuß mitwippen. Kein Wunder, denn nicht umsonst hat die noch recht junge Musicaldarstellerin im Jahr 2021 ihre Ausbildung mit Auszeichnung absolviert. Außerdem überzeugte sie bereits in Musicals wie „Ku´damm 56“ oder „Bibi und Tina“.

Die Geschichte rund um Alex und Nick insgesamt war schon immer eher seicht. Umso größer war die Herausforderung, beim Musical die richtige Stimmung zu schaffen. Nick, der das Ticket in eine goldene Zukunft von Alex sein kann und von Timo Stacey gespielt wird, liefert genau wie seine Bühnenpartnerin eine großartige künstlerische Leitung ab. Für ebenfalls gute Unterhaltung sorgen Gloria, Kiki und Tess. Alex‘ Freundinnen schaffen es, allein schon zum Song „Maniac“, Bewegung in die Zuschauer zu bringen. Die Rolle der Hannah ist eher klein gehalten, wird aber durch Karina Schwarz hervorragend umgesetzt. „Eins zu ‚ner Million“ im Duett zwischen Alex und Hannah dürfte dafür sorgen, dass das eine oder andere Herz bei den Zuschauern höherschlägt. 

Nach zweieinhalb Stunden hervorragender und mitreißender Unterhaltung war ich mir mit dem Publikum einig: Christoph Drewitz hat bei seiner Interpretation von Flashdance Großartiges geleistet. Mit seiner erst im Oktober des letzten Jahres angepassten Besetzung, welche stilecht und überzeugend agiert haben, erfüllte er nicht nur die hohen Erwartungen der Zuschauenden – er übertraf sie zuweilen auch. Sowohl die Lacher, als auch die „oohs“ und „ahhhs“ aus den Zuschauerreihen machten deutlich, dass das Bühnenbild überraschte, die Darsteller mitrissen und die 80er an diesem Abend die Herrschaft übernehmen.

Quirlig und hochmotiviert, mit gekonnten akrobatischen Tanzeinlagen garniert, sorgte das komplette Ensemble für angenehme Unterhaltung, voll guter Laune und ganz vielen Ohrwürmern.

Wenngleich das Stück – natürlich in einer anderen Umsetzung - mit einer Premiere vor knapp 15 Jahren kein ganz neues Stück mehr ist, so war es doch erfrischend unterhaltsam. Interessierten, egal ob sie den Film kennen oder nicht, sei dieses Stück auf alle Fälle ans Herz gelegt. Mich hat die Aufführung in jedem Fall buchstäblich geflashed.