Hamburg lebt! Allerdings nicht lange...

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Hamburg, 04.09.23 (Sascha Beckmann) - Hamburg lebt! Und wie! Als Abschluss des Hamburger Kultursommers auf der Trabrennbahn in Hamburg-Bahrenfeld feiert Seeed-Sänger Pierre Baigorry alias Peter Fox mit 25000 Menschen sein zweites Album „Love Songs“. Seine Energie springt gewohnt direkt aufs Publikum über und wieder mal zeigt Fox, dass in ihm auch mit 51 Jahren noch ein Dancehall-Hero steckt. Mit und ohne Seeed!

Der Beat begleitet Baigorry schon lang. Er wuchs am Teltowkanal in Berlin-Zehlendorf auf, lernte zunächst Blockflöte, Klavier und Waldhorn, war Mitglied im Posaunenchor und seit 1998 Gründungsmitglied des bis zu elfköpfigen „mobilen Reggae-Sondereinsatzkommandos“ Seeed. Als Fox vor 15 Jahren sein Soloalbum „Stadtaffe“ herausbrachte, stürmte er die Charts mit Hits wie „Haus am See“ und sorgte damit für den Soundtrack etlicher Kindheiten und der Jugend vieler...

Der Musiker eröffnet sein Konzert mit „Vergessen wie“ und ergänzt die Textzeile „Die City lebt“ gekonnt mit den Worten „Hamburg lebt“, dann legt er den Hit „Ein Auge blau“ nach. Seine gesamte Bühnencrew wird wie Fox und Fox‘ Gesangspartner Benji Asare weiße Handtücher zu dem Lied „Weiße Fahnen“ schwenken. Auch die Fans sind gut ausgestattet und schwenken friedlich weiße Tücher. Alle drei sind Songs aus zweiten Album „Love Songs“.

Der Albumtitel kommt nicht von ungefähr. Für Fox ist das „Gegengift“ bei Hasskommentaren Liebe. Als der Song „Zukunft Pink“ aufgrund von kultureller Aneignung in der Kritik stand, änderte der Berliner den Ursprungstitel des Albums von „Zukunft Pink“ kurzerhand in „Love Songs“. Der Berliner besingt in „Zukunft Pink“ Elon Musk und sein Space-X-Marsprojekt sowie Massentierhaltung und plädiert für eine Welt, in der Liebe und Gleichheit regiert.

Die gesamte Trabrennbahn pflichtet ihm lauthals bei. Auch das M.I.K Family Entertainment Collective, das mit ihm den Ohrwurm choreographierte, feiert den Song und die südafrikanische Stilrichtung Amapiano mit wilden Tanzmoves. Sowieso ist das Bühnenbild mit den unzähligen Tänzern auf der Empore im Bühnenhintergrund schon atemberaubend.

 

Fox macht aus seinem Konzert ein Gemeinschaftsprojekt. Während des Gigs suchte er Fans aus, mit ihm auf der Bühne zu stehen und in der oberen Etage zu tanzen zu „Schüttel Deinen Speck“ und anderen Songs. Knie, Hüften, Köpfe, Haare. Alles fliegt und wackelt im Rhythmus der Bläser und Trommeln.

Natürlich spielt Fox auch Seeed-Klassiker wie „Augenbling“, „Lass sie gehen“, „Ticket“ und „Hale-Bopp“ und die extrem tanzbare Ode oder eben Anti-Ode an Berlin „Schwarz zu blau“. Dass Fox seine Frau mit „Tuff Cookie“ besingt, gehört bei ihm schon zum guten Ton und ist eigentlich immer Bestandteil seiner Konzerte. Nach „Zukunft Pink“ war dann aber der reguläre Teil des Gigs bereits zu ende.

Die Fans wollten aber mehr und „Toscana Fanboys“ ertönt aus den Boxen. „Alles neu“ folgt dann noch, ehe die Band erneut die Bühne verlässt, um kurze Zeit später für eine kurze Akustikversion von „Haus am See“, dass als Remix-Version bereits im Laufe des Konzertes kurz angespielt wurde, wieder auf der Bühne zu erscheinen. Danach aber war wirklich Schluss. Nach nicht einmal 90 Minuten schickte Peter Fox seinen Fans in die Hamburger Nacht.

Fazit des Abends: Nicht mal 1,5 Stunden Spielzeit geben diesem Abend einen gewissen faden Beigeschmack. Ansonsten aber war es ein überaus gelungenes Konzert mit einem interessanten Bühnenbild, vielen Tänzern, einer klasse Band und einem gut ausgelegten Peter Fox. Also – Nächstes Mal gerne ein wenig länger...