Megakonzert für Weltbürger

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Hamburg, 06.07.2017- Der G-20-Gipfel ist für viele in Hamburg eher unerfreulich: Straßen und ganze Viertel wurden gesperrt, unfriedliche Demonstrationen, brennende Autros und andere Nachteile für die Bürger. Einem Ereignis sahen doch viele mit großer Freude entgegen, nämlich dem Großkonzert namens Global Citizen Festival, das am Vorabend des Gipfels in der Barclaycard-Arena stattfand. Die Halle war mit 11.000 Zuschauern nicht ganz voll besetzt, was seltsam war, handelte es sich beim "Global Citizen Festival" doch um ein Gratiskonzert. Es war eine musikalische Demonstration für Umweltschutz, gleiche Rechte für Frauen, weniger Armut auf der Welt und Bildung für alle. Und es war eines der größten Festivals vom Staraufgebot her, das Hamburg seit langer Zeit gesehen hat. Neben Megastars der Musikbranche und anderen Prominenten traten auch Politiker auf. Alles ohne Gage, um einen Tag vor dem Gipfel deutlich zu machen, was man mit dem Gipfel alles verändern könnte und für eine gerechtere, nachhaltigere und gleichberechtigte Welt zu werben.

Insgesamt 9000 Gratistickets wurden an diejenigen vergeben, die sich bei den sieben Kampagnen von Global Citizen z.B. durch E-Mails oder durch Anrufe an die Regierung gewandt haben. Die restlichen 3000 VIP-Tickets gingen für bis zu 299,- € vom Tisch. Das Festival findet sonst im New Yorker Central Park am Rande der UN-Vollversammlung statt, an dem auch Michelle Obama teilnahm.

Ab 18:00 war die Pre-Show angesetzt. Um 19:00 Uhr begann der offizielle Teil des Abends und für diejenigen, die nicht nicht live dabei sein konnten, übertrugen ab dann diverse Sondersendungen in Das Erste, NDR3, sowie One das Festival und im Radio gab es die ganze Veranstaltung live auf NDR 2 sowie den Mitgliedssendern der Europäischen Rundfunk-Union. Außerdem war ein Video-Livestream auf NDR.de zu sehen.

Wo der NDR ist, ist Barabara Schöneberger auch nicht weit. Sie moderierte den Abend an, betrat mit Comedystar Carolin Kebekus die Bühne und stellte Schauspieler Elyas M'Barek und Florian David Fitz vor. Hinzu kam im Hauptteil Hamburgs Erste Bürgermeister Olaf Scholz (verhaltender Applaus und Pfiffe). Die Zahl seiner Kritiker ist in den vergangenen Monaten gewachsen - nehmen sie ihm doch übel, dass er den G20-Gipfel mit all seinen Straßensperren und Demonstrationsverboten in die Stadt ließ. Spitzenpolitiker aus aller Welt hatten sich bereit erklärt, zwischen den Music-Acts ihre Vorstellungen zu schildern, wie sich die Welt gerechter gestalten ließe. Den ersten Auftritt hatte der sympathische kanadische Premierminister Justin Trudeau (mit Ehefrau Sophie Grégoire), der die Anwesenden auf deutsch mit „Guten Abend! Hallo Hamburg!“ begrüßte.

Die Riege der Superstars führte Coldplay-Frontmann Chris Martin (40) an, der engagierte Brite war Schirmherr der Veranstaltung. Er spielte mit seiner Band gleich am Anfang ein tolles 50-minütes Set. Zuschauer bekamen Armbänder, die etwas wie Urinalwürfelbehälter aussahen. Spätestens als diese beim Auftritt von Coldplay angesteuert wurden, blinkte die ganze Halle bunt, da es sich um LED-Bänder handelte. Ein ganz toller Effekt. Im Konfettiregen tanzend und bald ordentlich schwitzend hörten die Fans Hits wie "Paradise", "Viva La Vida" und "Fix You". Special Guest seiner Band: Die kolumbianische Sängerin Shakira (40). Die Unicef-Botschafterin setzt sich etwa für benachteiligte Kinder in ihrer kolumbianischen Heimat ein, wo ihre Stiftung schon mehrere Schulen gründete. Chris Martin sang mit Shakira Coldplays "Yellow" und auch unplugged ein spanisches Lied.

Danach holten Barabara Schöneberger und Linda Zervakis den deutschen Außenminister Sigmar Gabriel auf die Bühne. Er hatte an seinem Outfit gefeilt, weil er sonst sein erstes Pop-Konzert mit Krawatte erlebt hätte. Es fällt das Unwort „Trump“, das Publikum buht. Inzwischen ist in der Hamburger Innenstadt schon die „Höllendemo“ im Gange.

Die britische Tänzerin, Choreografin und Schauspielerin Nikeata Thompson (36, Laufstegcoach Germany's Next Topmodel 2017) sagte Andreas Bourani (33) an, mit dem sie bei „The Voice“ bereits arbeiten durfte.

 

Er sang u.a. seinen Klassiker "Auf uns", als Überraschungsgast kam mit dicker Jacke und Sonnenbrille Sido auf die Bühne und beide performten den Song „Astronaut“. Ebenfalls mit dabei waren die beiden deutschen Hörfunk- und Fernsehmoderatorinnen Hadnet Tesfai (38, MTV, ProSieben, ZDF Kultur) und Wana Limar (24, MTV, flüchtete aus Afghanistan), die den Weltbank-Präsident Jim Kim ansagten. Dieser begrüßte das Publikum im hohen Norden mit „Moin, Moin, Hamburg!“

Nach einem kurzen Abstecher in den klassischen Bereich mit Echo-Preisträgerin Khatia Buniatishvili am Flügel folgte Hit-Garant Pharrell Williams (44,"Happy", "Freedom", 11 Grammy-Awards). Er sang ein Medley seiner besten Hits, leider nur als Halbplayback. Dafür holte er sich gefühlte 100 Zuschauer auf die Bühne. Besucher unterschiedlichster Herkunft drängen sich da um ihn, fast eine kleine UN.

Auch die US-Schauspielerin und Grammy nominierte Sängerin Demi Lovato wollte ebenfalls für den guten Zweck auf der Bühne stehen. Immer wieder wurden die Umbauphasen mit bekannten Persönlichkeiten gefüllt, die ihr Statement abgaben. Darunter waren u.a. die norwegische Regierungschefin Erna Solberg, der argentinischen Präsidenten Mauricio Macri, die jesidische Menschenrechtlerin Nadja Murad, Ebola-Arzt Dr. Soka Moses, die alternative Nobelpreisträgerin Vandana Shivau u.v.m. Insbesondere wenn drei Ansprachen nacheinander folgten, war es ein Stimmungskiller, da deren englisch teilweise schlecht verständlich war und nicht übersetzt wurde. Aber bei diesem Festival ging es eben um mehr.

Die britische Singer-Songwriterin Ellie Goulding (30, "Burn", "Love Me Like You Do") und Lena Meyer-Landrut (26) folgten im musikalischen Teil. Letztere war für den Anfang des Festivals geplant, stand aber im Stau. So durfte sie nur ein Lied ("Wild & Free") singen.

Als letzter Showact kam Herbert Grönemeyer (61), der sich gleich beim ersten Lied versang. "Wir sind alle eine Familie", sagt er mit Blick auf die Welt, "wir wachsen immer enger zusammen". Gerüchteweise sollte es sich beim angekündigten Special Guest in seinem Set um Bono handeln, letztendlich war es noch einmal Chris Martin. Beide gaben gemeinsam das Lied "Mensch" zum Besten- Chris sollte lieber nicht deutsch singen.

Dem argentinischen Präsidenten Mauricio Macri wurde von Shakira offiziell die Global-Citizen-Fahne übergeben. Im nächsten Jahr wird das Festival in Argentinien stattfinden. Ein für die Veranstalter erfreuliches Ergebnis verkündete Global-Citizen-Gründer Evans: 638 Millionen Euro seien durch die aktuelle Kampagne zugesagt worden.

Nach einem verspäteten Ende gegen 23:45 Uhr wünschte Barbara Schöneberger allen Zuschauern einen guten Heimweg. Vielleicht wird er besser sein als der Hinweg. Da war auf der A 7 langer Stau wegen einem liegengebliebenen LKW und S-Bahn-Fahrer mussten ihren Weg wegen "Demonstranten" zu Fuß fortsetzen. Aber nun erschien die Hamburger Nacht beim Verlassen des Stadions im Blaulichtschimmer und über der Stadt knattern die Hubschrauber.

Bilder in der Galerie: Nordevents/ Global Citizien