Slow - Die neue Produktion im GOP ist alles andere als langsam Bremen, 12.9.2019, (VH) - Schneller, schneller, immer schneller. Hektik und sinnlose Hast hat sich inzwischen in allen Lebensbereichen der entwickelten Industrieländer breit gemacht. Entschleunigung heißt das Gegenmittel, aber das bitte auch möglichst schnell. Das GOP Varieté widmet sich genau diesem Thema mit der aktuellen Produktion „Slow“. Wer aber nun glaubt, dass hier nur Performances im Schlaftablettenmodus gezeigt werden, der irrt gewaltig, denn „Slow“ ist alles andere als langsam. In der Show wird absichtlich mit Geschwindigkeiten gespielt. Es ist ein starker Kontrast, zwischen wahnsinnigen Geschwindigkeiten einerseits und fast meditativen Einlagen eines kleinen Flugzoos, der immer wieder gewaltig auf die Bremse tritt, andererseits. Dabei wurde sowohl auf ein aufwendiges Bühnenbild als auch auf eine Rahmenhandlung vollständig verzichtet. „Slow“ startete nach einem kleinem Opening aller Artisten sofort kraftvoll mit den „Togni Brothers“ voll durch. Ein atemberaubendes Highlight, das bei vielen anderen GOP Shows zuvor schon oft den Schlusspunkt gesetzt hätte. Die Beiden zeigten „ikarische Spiele“, einer traditionellen Disziplin, bei dem einer als starker „Untermann“ den anderen auf seinen Füßen jongliert und wie selbstverständlich durch die Luft katapultiert. Abgesehen von dieser Perfomance war das Thema der ersten Hälfte sicherlich die Ringe. Hier konnte man unter anderem am Cyr den Österreicher Jonas Witt bestaunen, der in kaum fassbarer Geschwindigkeit den lebensgroßen Ring drehte, mal ohne diesen mit den Füßen zu berühren, mal ohne die Hände zu benutzen oder auch außerhalb des Rings, in dem er nach oben über diesen hinaus stieg. Etwas kleinere Ringe präsentierte Daria Shcherbyna, die die Hula Hoop Reifen so schnell um alle Extremitäten kreisen ließ, dass man nur noch erahnen konnte, dass es sich um Ringe handelte. Deutlich kleiner und etwas langsamer aber keineswegs weniger beeindruckend war die Jonglage Performance von Hazel Bock, die vor blauem Hintergrund und mit Schwarzlicht Effekten gespickt einen ganz besonderen Eindruck hinterließ. Im Verlauf des Abends bewies sie mit weiteren Jonglage- und Anitpoden-Einlagen mit Bällen und Reisekoffern einer ganzen Großfamilie eindrucksvoll ihr Können. Mit einer riesigen Portion Spaß wirbelte auch Chu Chuan-Ho das Diabolo durch die Luft. Bis zu drei Doppelkegel schossen gleichzeitig über die Bühne des GOP, die er aus den scheinbar unmöglichsten Positionen immer wieder sicher einfing.
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Weltmeisterlich wurde es mit dem Trio „Tricked Out“, die Seilspringen mit bunt leuchtenden Seilen zu fetten Hip-Hop Beats zeigten. Drehungen, Salti und Seilspringenpringen im Liegestütz gab es hier im Sekundentakt, ohne dass sich auch nur irgendein Seil verknotete oder an irgendwelchen Körperteilen hängen blieb. Mit Ingrid Korpitsch aus Österreich konnte man ein wahres Multitalent bestaunen. Nicht nur, dass die grazile Artistin das Titelbild zur Show ziert, sie sorgte sowohl für Livemusik am Klavier einschließlich des Gesangs als auch für eine Einlage am Luftring zu Beginn der zweiten Hälfte. Und die hatte es in sich. Harte Rockmusik, extrem hohe Geschwindigkeit das ganze im Stroboskop Licht. Mehr Rock and Roll am Luftring geht einfach nicht. Die wahnsinnige Geschwindigkeit der Show wurde immer wieder durch die Einlagen des Schweizer Claude Criblez mit seinem Flugzoo heruntergebremst. Als deutlich ältester Akteur war dieser mit seiner ruhigen Art und den anmutig durch den Zuschauerraum fliegenden mit Lufttieren ein starker Gegenpol zu den jungen und wilden Akteuren. Mit dabei war auch seine selbstgebaute Wuschmaschine, die riesige Nebelringe in den Raum schoss, die er versuchte mit seinen fliegenden Tieren wieder einzuholen und zu durchfliegen. Ein echtes Highlight. Am Ende schloss sich jedoch der Kreis der unnötigen Hast des Alltags mit einer kribbelnden Partnerakrobatik des jungen Liebespaars Michael Togni und Yulia, die quasi stellvertretend für die Entschleunigung der Jugend gestanden hat. Die in jeder Hinsicht kontrastreiche Show „Slow“ ist noch bis zum 27.10.2019 im GOP Bremen zu sehen. Wer in den Bremer Herbstferien (02.10. bis 20.10.2019) noch nichts vorhaben sollte, hat (außer Samstags) die Gelegenheit für jeden regulär zahlenden Erwachsenen ein Kind bis einschließlich 14 Jahre mit in die Show zu nehmen: Kids für Nix! |
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