Von der Straße auf die Bühne

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Bremen, 12.01.2023 - Sechs Produktionen plant das GOP-Varietétheater für dieses Jahr, September 2023 wird der Bremer Ableger in der Überseestadt zehn Jahre alt. „La Vie – Die Kunst der Straße“ (auch bereits als „La Strada„ aufgeführt) heißt die erste 2023er-Show an der Weser. Auf den Straßen der Metropolen verschönern Musiker, Performer und Artisten den Alltag der Passanten und zaubern dem Fußvolk ein Lächeln ins Gesicht. Normalerweise bleibt man bei ihnen nur kurz stehen, ist beeindruckt oder auch amüsiert, wirft vielleicht einen Euro in den Hut und setzt seinen Weg fort. Um genau diesen künstlerischen Zauber geht es in der neuen Show, obwohl Straßenkunst in Bremen eigentlich eine Sache für den Sommer und La Strada ist.

Das Jahr 2022 war für das GOP nach Corona wieder so erfolgreich wie 2019 und Direktor Philipp Peiniger hofft, dass es sich in diesem Jahr so fortführt.

Die Münchener Vollblutmusiker und Multiinstrumentalisten Michi Marchner und Martin Lidl halten die Show zusammen. Als bajuwarische Wortverrenker, Komödianten und Musikkabarettisten stehen sie seit 30 Jahren gemeinsam auf der Bühne. Es wurde getrommelt und gejodelt, bis auf eine Ausnahme wird sie komplett live gespielt. Sie feiern auch als Musikcomedykabarett-Duo Les Derhosn mit ihrer „alpinen Weltmusik“ Erfolge.

Unterstützt werden sie in der aktuellen Show von einem international besetzten Artistikensemble, keine x-beliebigen Straßenkünstler. Dazu gehört etwa die Katalonin Ariadna Gilabert Corominas. Wenn sie sich in ihrem mannshohen Cyr-Wheel anmutig um sich selbst drehte, ging die Dynamik des Cyr in ihre Grazie und Sinnlichkeit über.

Auch am Vertikalseil machte sie eine gute Figur, obwohl wir uns fragen, wie man ihr Seil während einer Straßenaufführung befestigen würde. Dafür schließen sich in ihrem Act absolut stimmig Bild, Ton und Choreografie zusammen. Sie entführte die Zuschauer in eine Unterwasserwelt, in der sie mit kraftvoller Eleganz zu schweben schien. Beim Finale ließ sie auch mal die Peitschen knallen.

Der quirlige junge Japaner Naoto schien mit seinen YoYos magisch verbunden zu sein. Rasend schnell und mit perfektem Timing beherrscht er sein Handwerk zu einem eigenen Soundtrack. Er wurde sowohl vom Publikum als auch von seinen Künstlerkollegen und -kolleginnen mit rhythmischem Klatschen angefeuert.

Tobi van Deisner zählt als Europameister und Weltrekordhalter zu den besten Ballonkünstlern Europas. Mit seine einzigartigen Ballon-Comedy Shows hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und begeistert sein Publikum jedes Mal aufs Neue. Seine Komik war absolut fantastisch und er bastete einen Taucher als Luftballons. Zwischendurch wurde er sogar selbst zu einem pink-farbenen Luftballon. An einigen Showterminen wird er durch die Künstlerin Samaki vertreten.

Die beiden Absolventen Julia Grote & Lukas Köster der Staatlichen Artistenschule Berlin präsentierten eine wunderbare Partnerakrobatik HAND-TO-HAND voller Anmut und Harmonie.

 

Beide sollten auch eine Solonummer zeigen, Julia hatte sich aber an der Hand verletzt und da wäre die Belastung in ihrer zweiten Disziplin, dem Luftring, zu groß. Deshalb läßt sie sich dabei auch bei den nächsten Shows von Ingrid Kortisch aus Wien vertreten. Lukas zeigte seinen Bouncing Jonglage Act mit bis zu 7 Bällen. Bounce Bälle werden durch Abprallen jongliert, ähnlich wie Flummis.

Dabei benutzt er sein raffiniertes Requisit und lässt die Bälle gegen Dreiecke prallen und “um die Ecke” fliegen, um sie sicher wieder aufzufangen.

Der Südfranzose Serge Huercio veranschaulichte uns zum bekannten französischen Chanson „La Mer“ am Kunstrad, was ein Varieté ausmacht. Akrobatik und Comedy steht bei ihm in keinerlei Gegensatz. Wenn er mit seinem Kunstrad erst einmal loslegt, stellt man schnell fest, dass der Akrobat mit seinem Gefährt unvorstellbare Dinge vollbringt. Spektakulär “raste” der Franzose auf den Bühnenrand zu, um erst wenige Zentimeter vor den Zuschauern zum Stehen zu kommen.

Das weibliche Artisten-Duo Eyerusalem & Tsion aus Äthiopien zeigten ihre Fußjonglage-Darbietung - die sogenannten Antipoden-, eine klassische Artistik-Disziplin hier auch mit afrikanischen Tanzelementen. Sie ließen mit ihren Händen und Füßen runde Tücher wie Teller durch die Luft tanzen und boten den Zuschauern eine rasante, kurzweilige und optisch sehenswerte Show.

Komplettiert wird das Ensemble durch den Memminger Thomas Janke, einem der schnellsten Jongleure der Welt, der sich seine Kunst mit Bällen, Ringen und Keulen autodidaktisch als Kind mit Obst und Eiern selber beigebracht hat. Er heizte dem Publikum ordentlich ein mit seiner rhythmischen Speednummer ein.

Beim Finale gaben sich alle Künstler und Künstlerinnen noch einmal ein kurzes Stelldichein auf der Bühne, um sich vom Premierenpublikum mit jeder Menge Applaus feiern zu lassen. Für Julia Grote gab es noch ein Geburtstagsständchen.

Eine rundum gelungene, familientaugliche Show voller Charme & Humor, guter Musik und actionreicher Artistik in lockerer Straßenfest-Atmosphäre mit einem Stück mediterraner Urlaubsstimmung. Ideal, um sich 2 Stunden lang vom Alltag abzumelden. Die Show ist in Bremen noch bis zum 12. März 2023 zu sehen.