Die Wanne ist voll

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Bremen, 11.05.2017 - Wasser ist der natürliche Feind des Körperkünstlers, denn es macht die Akrobatik zu einer sehr schlüpfrigen Angelegenheit. Bei „Wet“, dem neuen Programm vom GOP Bremen werden diese Gegensätze zu einer ganz besonders reizvollen Kombination, eben eine Show „mit allen Wassern gewaschen“.

Die Badewanne als Turngerät – diesmal ausnahmsweise keine GOP- eigene Produktion. Das Konzept wurde bereits vor zehn Jahren ausgedacht, mittlerweile haben es 1,5 Millionen Besucher gesehen und das GOP lässt nun „Wet“ über ihre eigenen Bühnen touren Wir waren bei der Premiere in Bremen dabei.

Direktor Philipp Peiniger eröffnete die Premiere geschützt durch einen großen Regenschirm, barfuß in hochkrempelten Hosenbeinen, auch dies ein erstes Indiz auf einige Liter Leitungswasser. Innerhalb von nur 4 Vorbereitungstagen hatten die Bühnentechniker die einzigartige Aufgabe geschafft, elektrische Technik und Wassermassen optimal aufeinander abzustimmen.

Sechs originale Badewannen auf verschiedenen Ebenen haben in Bremen Platz auf der Bühne, man fühlt sich in die Ausstellungsräume eines Sanitärausstatters versetzt. In der Luxusversion Design „Luigi C.“ thront eine Operndiva über der Bühne, Jennifer Lindshield. Sie interpretierte das Eröffnungslied „Pack die Badehose ein“ in verschiedenen Versionen, z.B. frei nach Mozart und Händel, eigentlich erwartet man nach „der Fisch ist tot“ ein „Hurz“. Die Sängerin begleitete ihren Cross-Over-Gesang stets mit einem Augenzwinkern. Sie verband durch die Kompositionen die Stimmungen der einzelnen akrobatischen Elemente.

Nonverbal führte Daniele Drobny als Oberbademeisterin durch die Show. Ihr erster Auftritt nach langer Zeit auf den Bühnenbrettern und mit dem Ensemble, welches gerade aus Australien eingeflogen war, auch dort war die Wannen-Show ein großartiger Erfolg.

Gleich zu Beginn gab es zur Eingewöhnung einen großen Strahl aus einer überdimensionierten und fahrbaren Wasserpistole. Bei der Show sind die Publikumslieblinge eindeutig zwei Männer, der junge, direkt von der Artistenschule Berlin engagierte Moritz Haase, der mit einer sehr nassen Trapeznummer das Publikum in seinen Bann zog. Wenn er über den Pfützen bedeckten Boden fegte, nur mit einem Bein am Trapez hängend, hatte man schon ein wenig Angst, dass der junge Künstler von der regenfeuchten Trapezstange abrutscht. Doch dieser Nervenkitzel macht einen Teil der Show aus.

Mit dem zweiten Favoriten des Abends, dem Handstand-Akrobaten Anton Belyakov, bringt Moritz Haaser große Emotionen in einer Akrobatik rund um eine Badewanne zum Ausdruck. Kraftvoll und dynamisch dargestellt von Anton, verletzlich und abwehrend die Rolle von Moritz. Anton durchlief Stationen beim Cirque de Soleil und dem Russischen Staatszirkus.

 

In der Show „Wet“ durchpflügte er das Wasser seiner Badewanne während seiner unglaublich kraftvollen Handstand-Akrobatik. Die Wassertropfen flogen bis in die Publikumsreihen. Ein Wischmop-Ballett schlug einen kleinen Erinnerungsbogen zu „Stomp“. Die zweite Choreographie des Abends, ein Männerballett, untermalte durch das Musikstück Schwanensee, führte im Schlussbild in die Welt der „Chippendales“.

Kathy Donnert zeigte eindrucksvoll, was Frauen auch in der Badewanne unter Multitasking verstehen, als sie nur mit den Füßen Handtücher, Würfel oder Zylinder jonglierte. Daniel Stern sorget an den Strapaten für einen Höhepunkt der Show, wenn er sich an Lederbändern selber mit den Händen in luftige Höhen wickelte und dort nicht nur zu einem atemberaubenden „Rundflug“ über die Bühne ansetzte. Sehr lautstark und modern wirkte die Darbietung durch den Song „Schism“ der Progressive Metal Band Tool.

Höhenluft schnupperte auch Lena Ries am Luftring, die aber auch mit festem Boden unter den Füßen als Kontorsionistin zu überzeugen wußte. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Kathy Donnert buhlte sie um die Gunst eines muskulösen Adonis in einer gemeinsamen Badewanne, der Kampf Rot gegen Schwarz endete mit einem femininen Überraschungseffekt. Adam Endris aus Äthopien überzeugte mit einer Jonglage mit bis zu 6 springenden, pinken Bällen. Der Autodidakt hat seine Fähigkeiten unter anderem aus Youtube-Videos erlernt.

Zum 90-Minuten-Badewannenspaß mit Wischmop-Ballett oder Regenvorhang benötigt man übrigens weitaus weniger Wasser, als man es bei den zahlreichen nassen Szenen vermuten könnte. Es sind lediglich ca 150 Liter, die über Zu- und Ableitungsrohre auf der Bühne zirkulieren, aber durch Lichteffekte nach wesentlich mehr aussehen. Insgesamt eine unkonventionelle, feuchte Show mit herausragenden Akrobaten. Die Show im GOP-Bremen ist noch bis zum 02.07.2017 zu sehen. Eine weitere Möglichkeit Ausschnitte der Show WET zu sehen, ist der "Tag der offenen Tür" am Pfingstmontag. Ab 11 Uhr werden 6 Showauszüge gezeigt. Für Kinder wird eine Artistenschule angeboten. Cocktails werden gemeinsam zubereitet, dieser Tag wird von den Azubis des GOP gestaltet.