Der noch mit den Puppen spielt Bremen- Der 41-jährige Berliner Sascha Grammel gehört mit zu den erfolgreichsten Comedians in Deutschland. Auf jeden Fall ist er der bekannteste Bauchredner und Puppenspieler. Seit Februar 2013 tourt Sascha Grammel mit seinem Soloprogramm KEINE ANHUNG durch Deutschland. Am 19. Juni 2015 trat er mit seinen Puppen – sprechende Tiere, ein Außerirdischer und ein sprechendes Lebensmittel- in der Bremer ÖVB Arena auf. Seine Shows sind meistens ausverkauft, die ÖVB Arena war es auch fast. Sein erstes Bauchrednertier bestellte der gelernte Friseur bei einem amerikanischen Versand im Internet. Justus nannte er den schielenden Vogel, der dank Grammels Hand und Stimme zum Witze-Erzähler wurde. Später ging daraus der freche, extrem schielende und arg gerupft wirkende „Adler-Fasan“ Frederic Freiherr von Furchensumpf hervor. Wieder handelt es sich dabei um einen Vogel. Dieses Mal sollte er aber eine Persönlichkeit bekommen. Aber bevor der Vogel auf der Bühne zu sehen war, stellte der Bauchredner mit der getönten Wuschelfrisur fest, das in der ersten Reihe noch ein Platz frei war. Er sprang von der Bühne und suchte sich einen alleinstehenden jungen Mann mit dem Namen Matthias aus, der nun in der ersten Reihe Platz nehmen durfte. Dafür wurde während der Show mehrfach auf ihn Bezug genommen. Für einen guten Freund musste Grammel von sich und dem Publikum noch einen kleinen Film mit seinem Smartphone aufnehmen. Nach 10 Minuten stellte er dann fest, das er viel geredet hatte, aber die meisten wegen seinen Puppen da waren. Er setzte sich eine Sonnenbrille auf, holte nach "Man in Black"-Manier ein „Blitzdings“ raus und löste es aus, damit das Publikum die letzten 10 Minuten wieder vergisst. Dann begann er erneut mit seiner Show. Frederic Freiherr von Furchensumpf war die erste Figur auf der Bühne. Der Adler-Fasan hatte sich als Zorro verkleidet. Nach einigem Dialog und dem Spiel „Ich packe etwas in meinen Koffer...“ zeigte der Vogel noch Kunststücke auf einem Einrad. Grammel erklärte nun, wie er zum Bauchreden kam. Er demonstrierte mit einer Socke, auf die er ein großes Augenpaar klebte und einer Hörspielanleitung aus dem Off, die Grundlagen des Bauchredens. Als zweite Puppe hatte die schüchterne Schildkröte Josie ihren Auftritt im Brautkleid. Sie erzählte, das sie einen Freund hätte, der mit ihr zum Fallschirmspringen gehen will. Da er dabei sagte „Wir trauen uns!“ hatte sie sich ein Traukleid angezogen.
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Auch verwechselte sie Haie raten mit heiraten. Grammel versuchte ihr zu erklären, das man in einer Ehe die privatesten Dinge mit jemanden teilen möchte. Darauf die Schildkröte: „Dann gehe ich doch zu Facebook!“ Der Auftritt mit der Schildkröte wirkte insgesamt aber ausgesprochen kitschig. Nach einer recht langen, 30 minütigen Pause ging es dann mit einem außerirdischen Handelsvertreter "Herr Schröder" und seiner Sternschnuppe Ursula weiter. Als Grammel sich mal verhaspelte sagte er: „Es gibt Momente, da habe ich auch Zeit zum Nachdenken. Und dann denke ich, was ich hier so auf der Bühne mache...“ und „Ein bisschen Phantasie wird das Publikum schon haben, wenn sie einen erwachsenen Mann beim Puppenspielen zusehen." Ein türkisfarbenes Show-Huhn „Lady Gacka“ hatte auch sein Auftritt. Es ist „blau“, weil es mit einem Zapfhahn zusammen war, da wurde kräftig einer gezwitschert. Er wurde auch der Huhn-Walk frei nach Jackson gezeigt. Eine Jonglage-Nummer von Grammel im Anschluß war professionell, wirkte aber eher wie ein Pausenfüller. Als letzte Figur kam der leicht vertrottelte Ernährungswissenschaftler und (doppelte) Burgerprofessor Prof. Dr. Peter Hacke, mit dem er über Ernährung sprach und einige Laborelixier trank. Als Grammel versuchte sich mit seiner freien linken Hand einen Handschuh anzuziehen, sagte die Professorpuppe: „Ich hoffe, sie tragen auch rechts bereits einen Handschuh!“ Als Zugabe gab es noch ein kleines Zauberkunststück mit einem schwebenden Ball. Fazit: Wer einen Wischmopp im schwarzem Jackett, Motto-T-Shirt und ’nem netten Lächeln mag, der seine Hand gern in Puppen steckt, für den ist die Show genau das richtige. Für diejenigen ist seine neue Show „Ich find's lustig“ zu empfehlen, die 2016 startet. Fürs Familienprogramm absolut geeignet. Man sollte sich aber nicht mehr große Hoffnung auf Tickets machen, denn die meisten Shows sind bereits schon jetzt fast ausverkauft. Für alle andere war es nur eine gute, bunte Puppen-Comedy, bei der leider die richtigen Brüller fehlten.
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