Unwetter, Alarmglocke und Partyalarm

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Scheeßel - Vom 23. bis 25. Juni herrscht wieder Ausnahmezustand im beschaulichen Scheeßel. Und so strömten wieder annähernd 78.000 Zuschauer auf den Birkenring um mit über 100 Band auf dem ausverkauften Hurricane Open Air 2017 abzufeiern. Konzertbesucher müssen derzeit aber sehr tapfer sein. Nicht nur, dass nach dem Terroranschlag auf ein Konzert der US-Sängerin Ariana Grande und der Unterbrechung von „Rock am Ring“ für fast alle Musik-Großveranstaltungen - also auch beim Hurricane Festival- verschärfte Sicherheitsbedingungen gelten, auch die Anreise war durch Unwetter schwierig. Strenge Taschenkontrollen, Bodychecks und Verbot für Taschen, Rucksäcke und Trinkflaschen sollen Sicherheit vermitteln. Erstmals war eine Sirene vorgesehen, die bei Gefahr Alarm schlägt und die Polizei erhöhte ihre Präsenz.

Fast vergessen war die Festivalunterbrechung 2016 wegen heftigem Unwetter und schon gab es am diesjährigen Anreisetag Orkanböen, heftigen Starkregen und Gewitter mit Hagel. Zwar war es kein Hurricane, aber mehrere Unwetter zogen über das Festivalgelände und hatten den Boden der Parkplätze aufgeweicht und die Ausgabe der Eintrittsbändchen auf 14:00 Uhr verzögert. Die Deutsche Bahn hatte den Verkehr im Norden teilweise eingestellt, was die Anreise per Bahn erschwerte. Die Strecke Hamburg nach Bremen blieb bis zum Freitagmorgen gesperrt, da Oberleitungen beschädigt waren.

Aber wie man schon bei Rock am Ring sang: „Eins kann mir keiner nehmen, die pure Lust am Leben!“ Die Besucher des Festivals wollten sich auch bei diesem Festival den Spaß nicht verderben lassen.

Denn schon am Donnerstag wurde ab 20:00 Uhr schon einiges an Künstlern geboten: Antje Schomaker, Montreal, Moop Mama, Jomo und Motorbooty!. Für Nachtschwärmer legte ab 02:00 Uhr Buzz Beat Boutique mit DJ Frank Eichstädt auf.

Am Freitag ging es gleich von Anfang an richtig ab. Skinny Lister spielte ab 15:00 Uhr auf der Green Stage. Wer sie schon mal als Support von Frank Turner gesehen hatte weiß, dass diese Band mit ihrem ruppigen, irisch angehauchten Folkrock richtig Partymusik machen kann. Skinny Lister heißt übersetzt „durchgeknallte Partymeute“ und das beschreibt die Band auch ganz gut. Auch der bereits genannte Frank Turner mit seinen Sleeping Souls war vor Ort, um die Stimmung mit einer Rock-Mischung mit Einflüssen aus Folk und Punk weiter anzuheizen. Vorbei die Zeit, als er noch lieber in kleinen Clubs auftrat.

Für Fans des Sprachgesangs kamen Anton Schneider alias Fatoni, die Stonedeafproduction kurz SDP, Die Orsons und die Antilopen Gang spielte die Red Stage in Grund und Boden. Die Orsons. Das Konzert von Haftbefehl auf fiel aus - er steckte angeblich in einer Polizeikontrolle fest - die Fans hatten sofort ihren Schuldigen für die Verspätung gefunden. Letztendlich war es dann doch nur eine unspektakuläre Flugverspätung.

 

Gloria punktete mit bekannten Gesichtern. Klaas Heufer-Umlauf hatte den Abschied von „Circus HalliGalli“ vor wenigen Tagen gut überstanden und performte zusammen mit Mark Tavassol, bekannt durch die Band "Wir sind Helden". Milky Chance enterten die Blue Stage, Sänger Clemens Rehbeins sexy-soulige Stimme klang mit den sonnigen Folk und Reggae-Grooves nach Sommer. Flogging Molly vermischten irische Folklore und Punkmusik. Die klassische Folk-Besetzung aus Mandoline, Banjo und Mundharmonika wird bei Flogging Molly um eine E-Gitarre und ein Schlagzeug ergänzt und fertig ist der Soundtrack für die Pub-Stimmung am Nachmittag. Gefühlvoller wurde es mit der Band Boy und Xavier Rudd sorgte für friedliche Ausgelassenheit auf der White Stage im Zelt.

Zwischendurch sorgten immer wieder Walking-Acts wie der Hurricane Bär samt Neandertaler und Yeti für gute Stimmung und waren eine dankbare Selfie-Vorlage. Fast zeitgleich spielten Clueso auf der Blue Stage und der Headliner Green Day auf der farblich passenden Green Stage. Die US-amerikanische Punk-Rock-Band war das erste Mal auf dem Hurricane. Sänger Billie Joe Armstrong war ständig in Bewegung und wurde nicht müde, die Zuschauer zu animieren, die Arme zu schwenken oder mitzusingen. Ein Fan mit Schafmütze durfte auf die Bühne. Er sang sehr textsicher mit, klopfte dem Gitarristen auf die Schulter und sprang zuletzt mit Anlauf in die Menge. Nach der Zugabe "American Idiot" rief Amstrong den Fans zu: "Fuck you Donald Trump!". Viele Zuschauer schauten irritiert und ängstlich, als Green Day bei der Show laute Böller einsetzte. In der heutigen Zeit sollte man darauf vielleicht verzichten.

Auf der White Stage drehte DJ Frans Zimmer aka Alle Farben an seinen Plattentellern. Leider etwas spät trat die US-amerikanische Indie-Rock-Band Imagine Dragons erst gegen 00:30 Uhr auf. Neben dem Musikangebot waren auch weitere Attraktion auf dem Platz: Neben Riesenrad und Bungee auch eine 22 Meter hohe Rutsche (900-Tonnen-Anlage), die sonst nur Besucher des Bremer Freimarkts, des Tivoli in Kopenhagen oder des Londoner Hyde Park genießen können. Buzz Beat Boutique mit DJ Frank Eichstädt legte danach in der White Stage seine zweite Nachtschicht ein. Die Zuschauer freuten sich noch auf zwei weitere Festivaltage. Einen Termin für das nächste Hurricane gibt es auch schon: 22.- 24. Juni 2018.