Drei Tage rocken in Scheeßel

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Scheeßel, 22.-24. Juni 2018 – Bereits seit 22 Jahren startet jeden Sommer auf der Motorradrennbahn im sonst beschaulichen niedersächsischen Scheeßel das Hurricane Open Air, welches zu den größten Festivals in Deutschland gehört. Anders als beim rasant expandierenden Deichbrand Festival waren hier schon beim Start 20.000  Besucher (Deichbrand 800) dabei. Seit 1999 findet parallel im Süden der Republik das Zwillingsfestival Southside Festival mit gleichem Line-up statt. Hurricane war dieses Jahr mit „nur“ 65.000 Besuchern nicht ausverkauft, immerhin 13.000 Besucher weniger als im letzten Jahr. Mit Beck's Camp FM verfügt Scheeßel über einen eigenen Radiosender, der live berichtet und ganzjährig als Webstream für Festivalatmosphäre sorgt. Während des Festivals wird live vom Festivalgelände gesendet.

Statt dem Bierstand und der Currywurstbude von damals gibt es nun die unterschiedlichsten Foodstände – die Leute sind eben anspruchsvoller geworden. Das zeigt sich auch beim Line-Up und der Veranstalter muss manches Kunststück vollbringen, denn die Künstlergagen insbesondere bei den ganz Großen sind ins Unermessliche gestiegen. Und die 3000 Helfer wollen auch bezahlt werden. Wie so oft beim Hurricane schauten die Besucher allerdings mit Sorge im Vorfeld auf den Wetterbericht für das Festival-Wochenende. 2016 herrschte nach heftigen Unwettern sowohl auf dem Festival- als auch auf dem Campinggelände Land unter, 2017 sorgte Sturm und Regen für Probleme bei der Anreise und mit dem Untergrund des Geländes. Am Donnerstag ging es nach den vergangenenen zwei Monaten mit Temperaturen bis zu 30 Grad mit norddeutschem Festivalwetter um 11 Grad los, auch am Freitag gab es nachmittags zwar sonnige Abschnitte, es zog sich immer mehr zu und der kalte Wind war immer präsent.

Knapp hundert Bands und Solokünstler spielen auch dieses Jahr wieder. Als eines der größten Festivals in Deutschland hat man auch 2018 sich nicht lumpen lassen und Headliner wie ARCADE FIRE, THE PRODIGY, MARTERIA, BILLY TALENT und die ARTIC MONKEYS an den Eichenringholen können. Billy Talent spielten zuletzt  2016 beim Hurricane Festival., Arcade Fire 2014 und Artic Monkey 2013. Los ging es am Donnerstag mit der Warm-Up Party. Die Frühanreiser konnten sich auf Radio Havanna, Leoniden, Liedfett sowie Audio88 & Yassin freuen.

Am Freitag wurden gegen 13:30 Uhr die großen Bühnen auf dem Areal geöffnet, das eine Größe von 240 Fußballfeldern einnimmt und füllte sich langsam mit noch vielen verschlafenen Besuchern. Auf der Green Stage brachten die Donots und Feine Sahne Fischfilet samt Poritze und klarem Statement gegen AfD- und Nazi-Gedankengut der Meck-Pomm-Punker die Zuschauer zum Tanzen.

 

Bei den Donots gingen gleich mehrere Besucher im Moshpit zu Boden und die Band musste mitten im Song unterbrechen. Ein motiviertes Konzert der extrem starken Liveband. Wer an diesem Freitagabend keine Lust auf Rockmusik hatte, ist gut damit beraten, sich die schottische Elektropop-Gruppe Chvrches anzugucken. Ebenso ein ausgewogenes Gegenstück zum Punk-Abriss war George Ezra mit Gutelaunepoprock. Songs wie „Paradise“ oder „Budapest“ durchten nicht fehlen.

The Offspring und die Broilers ging es dann richtig ab. Die Broiler hat jede Menge Pyro sprich Feuerwerk mit dabei. The Offspring lassen keinen Hit aus und betonen mehrmals, wie sehr sie sich freuen dieses Jahr hier zu sein und auch spielen zu können,  denn ihr letzter geplanter Auftritt 2016 wurde aufgrund des Sturms abgesagt. Headliner Billy Talent wurde begeistert bejubelt.

Etwas länger das Line-Up auf der Blue Stage: Nach George Ezra kam London Grammar mit Frontfrau Hannah Reid. Für „Rooting For You“ setzt sich Reid auf den Bühnenrand und singt einfach drauf los – erst gegen Ende stimmen die Bandkollegen Dan Rothman und Dominic Major instrumental ein. Nach Two Door Cinema Club betrat Co-Headliner Marteria erst um 00:45 Uhr die Bühne. Unterstützt wird er dabei von DJ, Liveband, Background-Sängerinnen und -Rapper. Bis 02:10 Uhr rasteten die Zuschauer vor der Stage gemeinsam aus. Auf der Red Stage spielten unter anderem die namhaften Bands Emil Bulls, Thrice oder die Punk-Rock-Legenden Pennywise.

Für Fußballfans gibt es dieses Jahr eine Public Viewing-Area. So kann man am Fußballsamstag beim WM-Spiel Deutschland gegen Schweden mitfiebern, ob Deutschland bereits frühzeitig die WM verlassen muss. Das Wetter passt zumindest zur Stimmung der deutschen Mannschaft. Ein Riesenrad und eine 22 Meter hohe Rutsche rundeten das "Nebenbei-Entertainment" ab. "Arte Concert" überträgt in diesem Jahr ausführlich vom Hurricane.