Interview mit Aydo Abay und Thomas Götz von FREINDZ

Von Laura Fatteicher

Dass auch ein Lockdown schöne Dinge mit sich bringen kann, zeigen Aydo Abay (ex Blackmail, Ken), Thomas Götz (Beatsteaks) und Matthias Sänger (Albert Luxus) mit ihrem neuen Projekt FREINDZ. In der „gewonnenen Zeit“ wuchs das großartige Debütalbum „High Times in Babylon“ heran, welches allerdings – einschließlich der Bandgründung selbst – noch bis kurz vor der Veröffentlichung (30. Juli) geheim gehalten wurde. Diese Platte ist also ein absoluter Geheimtipp!

Während Aydo und ich in unserem Zoom-Interview noch auf seinen Bandkollegen Thomas gewartet haben, der gerade in Belgrad unterwegs ist, unterhielten wir uns ein bisschen über Gott und die Welt. Den Lockdown nutzte er für ausgiebige Spaziergänge, er hatte aber auch viel Zeit für neue Musik. Dabei verriet er, dass im November ein etwas „härteres“ Riff-Album erscheint, an welchem er ebenfalls mit Thomas arbeitet. Da wir nach einiger Zeit immer noch zu zweit im Meeting waren, starteten wir schon mal mit dem Interview.

Erzähl mir doch erstmal, wie ihr euch eigentlich kennengelernt habt.

Aydo: Ich kannte beide schon sehr lange. Matthias kenne ich seit zehn Jahren, Thomas kenne ich noch viel viel länger, seit 2000 oder so. Wir sind uns mit Beatsteaks und Blackmail damals immer wieder begegnet. Und Matthias kannte ich hier aus Köln mit seiner Band. Vor dem Lockdown haben wir mal angefangen, meine Ideen umzusetzen. Und das lief ganz gut. Der Lockdown hat uns dann den Raum gegeben, das alles fertig zu machen. Dann habe ich Thomas gefragt, mit dem ich die andere Band noch habe, ob er nicht auch diese Sachen einspielen kann. Und für ihn war das perfekt, da er wegen des Lockdowns eh nichts machen konnte. Und daraus ist diese schöne Platte entstanden.

Während Corona eine Band zu gründen, stell ich mir auch nicht ganz so einfach vor...

Aydo: Es ist ja keine Band. Thomas ist nächstes Jahr definitiv mit den Beatsteaks unterwegs, Matthias mit seinem Kram, ich mit meinem Kram... Es war für den Moment sehr sehr gut, dass wir uns als Projekt zusammengetan haben und diese Platte aufnehmen konnten. Ich würde sagen, dass es eine gute Zeit war, um reflektiert Musik zu machen und aufzunehmen. Und das hört man der Platte auch an, dass sie Zeit hatte zu wachsen. Normalerweise hat man immer Deadlines, aber auf die Platte hat ja keiner gewartet. Ich habe das Gefühl, dass wir gerade ganz schön mit Musik zugeworfen werden. Ich glaube, alle haben das gemacht, was wir gemacht haben. Es wird sehr viel kommen. Ich hoffe, es ist alles so gut, wie unser Kram (lacht).

Ihr habt die Gründung von FREINDZ und das neue Album „High Times in Babylon“ ja erst vor Kurzem öffentlich gemacht. Warum habt ihr euch für diesen Weg entschieden?

Aydo: Unser Promotionteam hat uns mal darüber aufgeklärt, wie kurz die Aufmerksamkeitsspanne von Menschen im Internet ist. Und er meinte, wenn wir jetzt den klassischen Weg gehen, von drei Monaten Promophase, in der nacheinander die Videos veröffentlicht werden, dann interessiert das die Leute nicht. Er meinte, wir sollten mal etwas komprimiertes machen und den Überraschungsmoment nutzen. Das kennt man ja von Taylor Swift, Kanye West, von den Großen, wo es durchaus Sinn macht, weil die so eine große Fanbase haben, wo das funktioniert. Trotzdem meinte er, wir sollten das auch mal machen – uns gab es ja praktisch noch nicht. Ich fand das irgendwie spannend. Ich hatte zwar bis zum Tag, als die Vernissage war, gedacht, dass das in die Hose geht, aber ich glaube, dass es uns mehr gebracht hat, das geheim zu halten und sofort zu veröffentlichen, als den klassischen Weg zu gehen. Und ich wette mit dir, das werden jetzt viele machen. Es war auf jeden Fall ein top Tipp!

Seid ihr zufrieden mit den Reaktionen der Leute? Habt ihr das Feedback so erwartet?

Aydo: Nein, ich war total überrascht. Mir haben so viele Leute geschrieben, die das wirklich gut finden, was wir da gemacht haben. Wir wussten ja eh, dass die Platte gut ist, aber dass die so gut ankommt und auch Herzen berührt, das freut uns immens.

Ich mag die Platte auch sehr. Ich habe sie schon mehrmals durchgehört, ohne dabei das Gefühl zu bekommen, einen Song skippen zu müssen.

Aydo: Vielen Dank! Das ist ein riesen Kompliment an uns, aber auch an das Format Album, was ja dem Tode geweiht wurde. Mir haben Leute gesagt, dass Alben niemanden mehr interessieren – das stimmt halt nicht. Wenn man sich Mühe gibt mit dem Album – das machen ja Gott sei Dank viele Künstler – dann macht es durchaus Sinn, das Konzeptalbum auch durchzuziehen. Man will ja auch nicht immer Playlists hören. Da ist man die ganze Zeit in so einem Abwechslungsrausch, dass man sich gar nicht mehr auf irgendwas konzentriert, sondern man nur noch beballert wird.

(Thomas kommt ins Gespräch und entschuldigt sich für seine Verspätung. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde und einem kurzen Lagestand aus Belgrad haben wir unser Interview nun zu dritt fortgeführt.) Wie ist der Name FREINDZ entstanden?

Aydo: Das war ein ewig langer Prozess. Wir haben zig Namen auf dem Tisch gehabt und ich fand den dann irgendwann gut. Und dann kam das Zweifeln, aber wir haben nichts besseres gefunden, deswegen ist es geblieben. Jetzt find ich es natürlich genial. Es sagen mir auch viele, dass der total hip und genial ist. Wie findest du den?

Ich finde den auch sehr passend. Das wird vielleicht das neue Jugendwort 2021!

 

 

 

Ich musste vor Kurzem allerdings feststellen, dass er ausgesprochen auch wie ein österreichisches Wort klingen könnte (lacht).

Aydo: (lacht) Ja stimmt! (versucht es im Dialekt auszusprechen) Auch in Bayern könnten wir groß durchstarten mit dem Namen.

Thomas (verzieht das Gesicht): Ich krieg schon wieder Angst. In Bayern durchstarten – das hört sich echt krass an.

Ihr könntet dann auf dem Oktoberfest spielen!

Aydo: Ich mag ja absurde Konzerte. Und das wäre so absurd, wenn wir auf dem Oktoberfest spielen würden. Da machst du mit, oder?
Thomas: Ich weiß nicht. Ich komme ja vom Land. Auf solchen Festen mit Bierzelten und Blasmusik, da hat man eigentlich auf die Schnauze gekriegt. Da hat man Leute wie mich eher verprügelt. (lacht)
Aydo: Also mir wird es wahrscheinlich nicht anders gehen. Ich habe mich ja seit der Schule nicht mehr geprügelt ... ich glaube, ich kriegs nicht hin. Ich weiß nicht, wie das geht – verbal ja, Hände nein. Beißen würde ich wahrscheinlich und kratzen, das kann ich gut.

Kommen wir mal wieder zu eurem Album. Wie lief das Songwriting bei euch ab?

Aydo: Ich bin meistens mit den Melodien und dem Songkonstrukt zu Matthias gegangen und der hat das dann aufgebaut und arrangiert. Dann habe ich drauf gesungen und wir haben es zu Thomas geschickt. Und dann war es meistens sofort fertig. Das hat gut geklappt. Es sind schon sehr viele konkrete Vorstellungen da gewesen.

Was unterscheidet FREINDZ von den anderen Bands, in denen ihr aktiv seid?

Thomas: Bei meiner Band (Beatsteaks) haben wir noch nie so aufgenommen, dass mir jemand irgendwas geschickt hat und ich dann dazu getrommelt und es zurückgeschickt habe. Bei uns geht es immer darum, zusammen in einem Raum zu stehen und zusammen Musik zu machen. Wir können gar nicht anders spielen. Deswegen war es für mich auch interessant das auszuprobieren, dass mir jemand digitale Noten schickt und ich dazu spielen soll. Das war alles für mich Neuland, aber es war interessant und hat Spaß gemacht.

Aydo: Ich fand es auch abgefahren. Ich habe noch nie eine digitale Platte gemacht. Natürlich habe ich Matthias immer wieder getroffen. Aber dass das dann trotzdem so bandmäßig klingt, fand ich auch überraschend. Ich dachte, das kriegt eher sowas statisches. Aber das hat es ja überhaupt nicht.

Was sind die weiteren Pläne mit FREINDZ? Werdet ihr auch Livekonzerte spielen?

Aydo: Wir haben ja jetzt einmal live gespielt, ein Akustik-Set bei Radio Eins. Das hat Spaß gemacht, aber ehrlich gesagt, haben wir ja gar keine Zeit. Wenn jetzt das mega Angebot kommt und wir jeder sehr, sehr viel Geld bekommen oder das Angebot so geil ist, weil es zum Beispiel auf der AIDA oder auf irgendeinem Kreuzfahrtschiff wäre, wo wir einen Monat rumfahren können, würde ich alle mal fragen ... (Thomas unterbricht)

Thomas: Wir könnten mit der AIDA auf’s Oktoberfest schippern. Das ist doch wirklich genial!

Aydo: (lacht) Da kriegen wir auch nicht auf’s Maul, die kommen ja gar nicht auf’s Schiff hoch! (Fährt mit seinem Satz weiter fort) Also es kommt auf jeden Fall auf das Angebot an, aber da ist erstmal nichts weiter geplant. Die Platte muss erstmal für sich stehen. Ich habe dem Promoteam immer gesagt: „Denkt doch einfach, wir wären eine Band aus Argentinien und wir können einfach nicht kommen, weil Corona und ... es ist auch nicht gut für die Umwelt mit den Flugzeugen.“ Und so sind wir das Thema dann auch angegangen. Aber irgendwann, wenn wir Bock haben, vielleicht zum Zehnjährigen oder wenn das super Angebot kommt mit der AIDA auf dem Oktoberfest, wird das gemacht! Aber geplant ist erstmal nichts.

Dann würde ich euch jetzt die Schlussworte überlassen.

Thomas: Wir sind ja (bei dem Akustik-Konzert in Berlin) mit so einem kleinen Drumcomputer, Gitarre, Bass und Gesang aufgetreten. Da dachte ich mir danach: “So eine Band würde ich eigentlich gerne gründen, wo immer so ein Drumcomputer läuft und man dann dazu startet. Ich finde das war ein schönes Setup.
Aydo: Ja, es klang auch gut. Ich habe mir das bei Radio Eins nochmal angehört – das kann man auch immer noch auf deren Seite. Bis auf den einen Versinger, den ich hatte, war alles super. Also ich mache immer wieder eine Platte mit dir. Das hat Spaß gemacht!
Thomas: Gut, ich bin auch dabei!

Ich bedanke mich für dieses sehr unterhaltsame Gespräch und hoffe, dass man die Jungs doch irgendwann mal live sehen kann.