Interview mit Katrína Mogensen von MAMMÚT

Von Patricia Mikolasch

Ich freute mich wahnsinnig ein Interview mit der isländischen Band MAMMÚT führen zu können. Nach einigen Verbindungsschwierigkeiten ging es los. Die Sängerin Katrína Mogensen, die im Alter von 10-12 Jahren in einem Chor gesungen, danach sich aber alles selbst in endlosen Proben beigebracht hat, erklärte sich glücklicherweise bereit den Termin wahrzunehmen, nachdem die Bassistin der Band Ása Dyradottír mit der ich zuerst das Interview führen sollte, kurzfristig verhindert war.

MAMMÚT wird als Indie- und Alternative Rockband bezeichnet, doch so ganz Eins ist die Band mit der Einteilung nicht, wie Katrína mir sagte. "Dadurch, dass wir schon sehr früh, im Alter von 13 Jahren, anfingen Musik zu machen, kamen wir nie an den Punkt, an dem wir unsere Musik genau beschreiben oder bezeichnen mussten oder auch konnten. Aber mit Rock/Pop kommt man der Art unserer Musik schon ein gutes Stück näher".

Seit 16 Jahren besteht MAMMÚT nun schon, da stellte sich mir natürlich die Frage, wie man das schafft und was die größte Herausforderung ist. Katrína: "Es ist wie ein klassisches Familiengeflecht. MAMMÚT ist wie eine kleine Herde, doch natürlich hat jeder sein eigenes Ego. Man muss für seine Ideen kämpfen und einstehen und gleichzeitig die Balance finden zwischen loslassen und dranbleiben. Durch die Nähe, die uns als beste Freunde verbindet, können Konflikte sehr intensiv werden. Wir alle müssen sehr auf den Prozess vertrauen."

Das neue Album "Ride The Fire", welches am 23.10.2020 erschien, deutet schon mit der rot leuchtenden, fliegenden Skulptur etwas mystisches, magisches an- worum geht es in den Songs? Worum handelt das Album? Ihr sagt jedes Album beschreibt eine Phase, einen Teil eurer gemeinsamen Reise. Katrína: "Die Mythologie, die wir mit "Ride The Fire" erschaffen, stützt sich auf die Bilder, Wörter. Ása hat Illustrationen angefertigt um die Songs und die Texte "sichtbar" zu machen. MAMMÚT ist dieser Archetyp, der aus den fünf Individuen besteht, deren Gedanken, Gespräche über das Leben, die Tugenden des Lebens, die Ruhe Bilder und Karten formen, die zeigen, was im Moment am wichtigsten ist. Auch der Titel "Ride The Fire" steht dafür loszulassen."

Loslassen, der Blick auf das Leben, im Moment sein- das alles passt sehr gut zu der Entwicklung, die ihr als Band/Familie, aber auch einzeln gemacht habt. Du und Ása seid beide während, bzw. kurz nach Fertigstellung des Albums Mutter geworden. Was hat sich verändert? Katrína: "Natürlich verändert sich sehr viel. Es ist sehr schwierig zu beschreiben- alles wird größer und kleiner gleichzeitig. Meine Art zu denken hat sich verändert. Das, was man tut, muss sich richtig und gut anfühlen; ich habe nicht mehr die Energie und Muße mich mit Unzulänglichkeiten zu befassen. Egal, ob es Musik ist oder etwas anderes, alles bringt sich in eine größeres Bild ein, erfüllt einen Zweck. Aber nicht nur im Inneren verändert sich vieles. Man ist als Frau im Musik Business einem enormen Druck ausgesetzt. Und obwohl es so viele Künstlerinnen gibt, die praktisch mit einem Baby auf dem Arm unglaubliche Dinge geschafft und geschaffen haben, ist es immer noch "unüblich" Mutter und Rockstar zu sein. Doch es gibt eine Veränderung und die Rolle der Frau als Mutter erhält im Musik Business immer mehr Raum- auch durch die höhere Anzahl an weiblichen Künstlern, die es mittlerweile gibt. Es gibt zum Beispiel immer mehr Möglichkeiten die Kinder mitzunehmen."

Die Musik, die Kunst von MAMMÚT, die Gefühle, die in den Sogs spürbar werden sind sehr intensiv, manchmal auch dramatisch. Gab es für Dich einen Moment oder eine Zeit, zu der Musik nicht nur etwas Wunderbares war, sondern auch ihre Dunkelheit Dich eingenommen hat?

 

Ich selbst erlebe mich als Musikerin zum Beispiel immer wieder im Konflikt von Geben und Nehmen. Musik oder Kunst im allgemeinen gibt ja nicht nur unheimlich viel, sondern nimmt sich auch sehr viel.

Katrína: "Das stimmt. Sobald Musik zur Arbeit wird und wir wissen wie hart die Arbeit ist, desto vorsichtiger muss man sein. Man darf mit seiner Energie, seiner Leidenschaft nicht zu großzügig sein um diese zu bewahren. Durch das Überwältigende, was Musik in sich trägt, kann sie einen extrem fordern, manchmal auch überfordern. Zum Beispiel 2018 nachdem "Kinder Versions" veröffentlicht war und wir es live gespielt haben- wieder und wieder- stand ich kurz vor einem Burnout. Das Album war sehr emotional für mich und kostete mich unglaublich viel Kraft. Doch ich konnte danach abschalten und mir eine Pause gönnen. Das hat mich wieder zurückgebracht."

Die Intensität und Dramatik eurer Musik spiegelt sich in euren Musikvideos wider- was inspiriert euch zu den Videos? Katrína: "Die Ideen zu den Videos entstehen meist wirklich aus den jeweiligen Songs. Aus Bildern und Inhalten eines Stücks. Wir alle sind den Bildenden Künsten nahe- Ása und ich haben Bildende Kunst in Reykjavik studiert, Alexandra ist Graphik Designerin. Das bietet uns sehr viele Möglichkeiten uns der Musik sehr visuell zu nähern und unsere Ideen umzusetzen. Da die Gefühle und Musik von MAMMÚT eher zu einer gewissen Dramatik neigen, sind die Videos eben auch sehr intensiv. Wenn du uns mal bei den Proben sehen würdest, wäre das ganz anders- da geht es selten dramatisch zu; da lachen wir alle eigentlich die ganze Zeit." Das kann ich mir sehr gut vorstellen- kennt man doch ähnliche Situationen aus dem eigenen Proberaum...

Kommen wir zu meiner letzten Frage. Ihr seid euch als Band, Musiker als Freunde und Familie über einen sehr langen Zeitraum sehr nahe. Was ist für Dich das Faszinierendste oder vielleicht Wichtigste an der Arbeit mit MAMMÚT? Katrína: "Durch die lange Zeit ist unsere Freundschaft immer weiter gewachsen und interessanter geworden. Es ist unglaublich schön, dass wir immer noch zusammen kreieren, schreiben, entwickeln können; auch wenn es sehr harte Arbeit ist und wir durch viele Hoffnungen und Enttäuschungen gegangen sind, haben wir gelernt unsere Leidenschaft zu befeuern, uns aber auch um uns selbst kümmern müssen. Wir haben gemeinsam erkannt, dass- um weitermachen zu können- man wissen muss, warum man das tut, was man tut. Wir sind so tief verbunden durch MAMMÚT und verbringen trotzdem noch unsere Freizeit zusammen. Das Schönste für mich ist es, sich selbst durch seine besten Freunde wieder zu spiegeln."

Ein wunderbares Interview- trotz meiner Nervosität- mit der großartigen Katrín Mogensen von der beeindruckenden Band MAMMÚT ging dann leider doch zu Ende. Ich bin dankbar für dieses Gespräch. Es hat mich als Musikerin, mehr aber noch als Mensch berührt. Ich bedanke mich herzlich bei Katrín Mogensen und MAMMÚT und hoffe sehr, mich mal persönlich bedanken zu können.

Die Rezension des neuen Albums könnt ihr --> hier lesen.
Foto: MAMMÚT