Interview mit Nailed to Obscurity

Von Gregor Eder

Habt ihr´s schon vernommen? Aus dem Hause Nuclear Blast Records gibt es am 11.01.2019 melodischen Death Metal vom Feinsten! Mit „Black Frost“ melden sich die Herren von Nailed to Obscurity zurück und natürlich gibt es zum Album eine dementsprechende Tour. Das neue Album der Niedersachsen ist schon sehr gut gelungen, doch dazu mehr in der bald erscheinenden Review dazu.

Heute haben wir es direkt mit dem Sänger Raimund Ennenga der Band zu tun, bzw. hat er sich mir am Mittwoch den 19.12.2018 für ein Interview zur Verfügung stellte und ich glaub behaupten zu können, dass wir richtig Spaß hatten. Nach einer klassischen Begrüßungsphase startete ich gleich mit einer Frage weg: „Du bist ja 2012 zur Band hinzugekommen. Wie gestaltete sich der Einstieg, ist ja oft nicht einfach in den „Flow“ der schon bestehenden Partie einzusteigen?

Wie aus der Pistole geschossen antwortete mir ein gut gelaunter Raimund folgendes: „Also wenn ich ganz ehrlich bin war es sehr einfach. Da muss ich jetzt kurz länger ausholen. Ich bin ja auch noch bei Burial Vault und wir haben 2010 und 2011 einige Shows mit Nailed to Obscurity gespielt. Ich war schon immer gut mit den Bandmitgliedern befreundet und bei diesen Shows haben sich unsere Beziehungen stark vertieft.

Ich war ihr lokaler „Fanboy“ und ich fand die Band einfach super. 2012 hatte die Band eine Show in Mexiko und kam zurück zu einem Gig in Osnabrück, um das erste Konzert zurück auf deutschem Boden zu spielen. Bei dieser Show merkte ich, dass Band intern irgendwas nicht stimmte und ein paar Monate darauf saß ich in einer Vorlesung und bekam eine What`s App Nachricht und so nahm die Sache ihren lauf.

Neugierig wie ich bin fragte ich natürlich gleich nach, was der Herr denn studiert habe und verblüfft kam mir die Antwort: „BWL“ entgegen. Bei derartig inspirierenden Lyrics hatte ich mir einiges vorgestellt, doch ein so trockenes Studium hätte ich Raimund nicht zugeschrieben. Daher stellte ich eine These: „Vielleicht ist das der Grund warum die Lyrics der Band eher abstrakt gehalten sind. Wenn man täglich derartig konkrete Sachen vor Augen und in Gedanken hat ist Abstraktes schon eher eine Erfrischung oder?

Ich habs noch gar nicht so gesehen, vielleicht ist da doch eine ganze Menge dran. Auf jeden Fall!“ meinte Raimund dazu. Danach fragte ich ihn, wie man in den Lyrics Themen wie Selbstkontrolle, Problemlösung, eher problembehaftete Aspekte bearbeitet ohne konkret aus seinen eigenen Erfahrungen zu Schöpfen? Oder genauer noch, wie man aus dieser Erfahrung schöpft, nur dann so abstrahiert, dass sie für jeden einen ganz eigene Interpretationsmöglichkeit bietet.

Du hast eigentlich schon genau ins Schwarze getroffen! Die Texte sind sehr sehr sehr persönlich, aber es ist einfacher in Metaphern zu arbeiten und sich so den Kanal zu suchen. Aber dann auch anderen Personen diesen Kanal zur Verfügung zu stellen und ihnen die Möglichkeit zu geben ihren eigenen Schlüssel für die Texte zu finden. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Jemand der mich kennt würde sagen das ist ein kompletter Seelenstriptease, doch eine andere Person kann ihre komplett eigene Geschichte dazu haben, weil sie vielleicht genau die selben Probleme hat und sich in den Metaphern wiederfindet. Es ist schön zu sagen, dass die Musik nicht den Selbstzweck düster und böse zu sein erfüllt, sondern einen Kanal für einen selbst, sowie für andere bietet.

 

 

Das ist eben was ich mit meinen Texten mache.“ stellte Raimund eindrucksvoll klar.

Erfreut über den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben fragte ich gleich motiviert weiter: „Wie ist es eigentlich zu dem Namen des Albums „Blackfrost“ gekommen, oder besser, was hast du mit Seefahrt am Hut?“ Erheitert meinte Raimund: „Das war wirklich völliger Zufall. Wann immer eine Idee mich ereilt schick ich mir selbst eine SMS oder notiere es mir irgendwo und wenn es dann konkret ans Schreiben geht kombiniere ich oder erdenke Neues. Aber bei „Blackfrost“ hab ich einfach den Begriff im Fernsehen gehört und war zuerst komplett verblüfft. Was ist schwarzer Frost überhaupt und nachdem ich herausfand um was es ging hatte ich sofort diverse Assoziationen. Menschen die den schwarzen Frost auf sich Laden, weil sie ihre negativen Emotionen nicht richtig kanalisieren. Die dadurch entstehende Bürde bringt sie dadurch zum Kentern."

Eine enorm coole Idee und das Cover des Album trifft dieses Bild wirklich zu 100%. Der Argentinier Santiago Caruso ist für dieses Meisterwerk verantwortlich und laut Raimund hat er noch einen gewissen Aspekt zum großen Ganzen hinzugefügt: „ Diesmal hat er die instrumentalen Songs bekommen und meinte er hat eine so starke Idee und bat uns um Erlaubnis direkt malen zu dürfen. Wir haben natürlich ja gesagt, da er uns mit seiner Stilsprache auf "King Delusion" richtig überzeugt hat. Schlussendlich hat er sogar noch eine sozialkritische Komponente hinzugefügt indem er meinte, dass für ihn der schwarze Frost eine Krankheit ist die wirklich effektiv nur Menschen befällt. Da merkt man erst wie tief sich Santiago da hinein gekniet hat und seinen „Schlüssel“ gefunden hat."

Man merkt, dass Nailed to Obscurity zwar kein 100% Konzept haben, aber doch jede Release für sich ihren eigenen kleinen Kosmos hat. So kam ich auf den Pressetext zurück in welchem berichtet wurde, dass sich der Anfang des neuen Albums eher schwierig gestaltete, da alles nicht zu stark nach dem Vorgänger klingen sollte. Raimund meinte dazu nur: „Ja, das Ganze gestaltete sich durchaus schwierig. Jede Idee fühlte sich wie ein Rip-Off von King Delusion an, doch durch eine kleine Reflexion über die „Eckpfeiler“ der Band wurde klarer, dass sich die Songwriter eher auf Melancholie und Atmosphäre konzentrieren sollten. So wurde das vorgehende Problem schlussendlich auch gelöst."

Und so entstand schlussendlich das neue Album „Black Frost“ der Melodic Death-Metallern Nailed to Obscurity. Nachdem ich Raimund schon ganze 45 Minuten ausgefragt hatte, verabschiedet wir uns schlussendlich mit dem Entschluss sich bei ihrem Wien-Gig der kommenden Tour zu treffen und ein kleines Bierchen zu kippen. Ein großes Dankeschön an Raimund Ennenga für das nette Interview und ihr könnt euch schon auf die kommende Review des neuen Albums „Black Frost“ freuen. Somit: Stay heavy folks!