Interview mit JULES MITCH von SETYØURSAILS

Von Gregor Eder

Kurz vor dem Release des zweiten Studioalbums der Band SETYØURSAILS durfte ich mich via Skype mit Sängerin und Songwriterin Jules Mitch auf ein Interview zusammensetzen. Die Kölner Band hatte mit ihrem ersten Album schon aufhorchen lassen und schoss nun am 21.01.2022 ihr Album „Nightfall“ raus. Nach einer kleinen Vorstellungsrunde legte ich wie gewohnt mit meiner ersten Frage los.

Bei einen recht jungen Band stellt sich natürlich die Frage: „Wie sieht das Songwriting bei euch aus? Ich habe gelesen du teilst dir diesen Part mit eurem Gitarristen. Wie sieht die Aufteilung aus und wie läuft das Ganze ab?

„Also die instrumentalen Parts machen wir immer gemeinsam. Es gibt Songs die komplett von Andre geschrieben wurden, Songs die komplett aus meiner Hand stammen und Songs bei denen wir von Beginn an gemeinsam gearbeitet haben. Bei den Vocals bin ich total genau. Die Texte sind meine Babys und die muss ich schreiben und einsingen und da lass ich keinen dran.“ erklärte Jules.

Nachdem Jules so großen Wert auf ihre Vocals legt lag folgende Frage nicht fern: „Wie sieht es mit den Lyrics auf diesem Album aus? Wenn du sagst, dass die Texte deine Babys sind, dann würde mich interessieren welche Kernthemen in den jetztigen Texten die wichtigsten sind.“ Jules stockte kurz und legte kurz darauf los: “Also es ist eigentlich so wie ein Tagebuch geworden. Es ist extrem persönlich und ehrlich geschrieben. Im Prinzip geht’s um meine Geschichte, den „Struggle“ den ich mit Depressionen, Panick-Attacken und ähnlichem habe. Das war mitunter am Ende auch einer der Gründe warum ich bei bestimmten Songs etwas Angst hatte sie zu veröffentlichen, da sie so enorm persönlich geschrieben sind. Als ich mit den Texten fertig war und sie abschließend nochmal durchgelesen habe musste ich einmal nachdenken, da die Texte doch extrem ehrlich und persönlich sind. Man muss dazu sagen, dass zur Zeit zu der ich die Lyrics geschrieben habe, die Band noch keine Ahnung hatte, dass sie einen großen Plattendeal unterschreiben wird. Wir haben zu dieser Zeit einfach Musik gemacht. Ein halbes Jahr nachdem wir das Album komplett im Kasten hatten, haben wir dann den Vertrag mit Napalm Records unterschrieben und das war total „next Level“. Ich habe damals ja nicht darüber nachgedacht wo jetzt die Musik überall hinkommt. Als dann klar war, dass der weltweite Deal steht und das Album da und dort veröffentlicht werden würde war es schon so, dass ich den Jungs bei manchen Songs gesagt habe, dass ich diese betreffend nochmals etwas in mich gehen müsste. Im Endeffekt war es immer bei mir so, dass die Songs die mir am meisten persönlich geholfen haben auch jene waren, welche sehr persönlich geschrieben waren und da habe ich mir gedacht, dass es einfach so ist. Es ist ein Stück meiner Geschichte und es ist auch einfach so wie es da steht. Wenn es nur eine Person da draußen gibt, welche die Songs hört und sich verstanden fühlt, dann ist das alles was ich mir wünschen kann für das Album.“

„Nightfall“ ist also ein sehr persönliches und emotionales Album und es ist sehr schön zu sehen, wieviel Herzblut Jules in die Texte steckt. Man kann guten Gewissens sagen, dass SETYØURSAILS sehr authentisch zerlegen. Speziell der letzte Satz von Jules zeigt, dass die Band ein sehr nobles Ziel verfolgt.

 

 

Meine nächste Frage war etwas dadurch bedingt, dass „schreiende“ Frontfrauen in der Metalszene trotz ein paar bekannten Einzelfällen Mangelware sind: „Du nutzt ja in den Songs nicht nur deine klare Stimme, sondern lieferst auch gewaltige distorted Vocals. Wie bist du dazu gekommen diese Gesangstechnik zu probieren?

Jules antwortete direkt: „Ich würde sagen, dass war als mein bester Freund mir die Band Beartooth empfohlen hat. Die Band ist bis heute eine meiner absoluten Lieblingsbands ist. Speziell der Song „The Lines“ wurde mir empfohlen und da gibt es eine Stelle im Chorus in welcher von Clean-Vocals zum Schreien gewechselt wird. Das Ding ist, ich „shoute“ ja, also ich schreie furchtbar laut. Wir haben das einmal gemessen und es waren über 100 dB oder so. Jedenfalls fand ich es in dem Song richtig geil, dass der Typ so laut schreit, weil ich bisher Screams oder Growls gehört habe, welche eher leise sind. Das Screamen hat mich nie richtig „gecatched“, aber das „Shouten“ in dem Song hat mich so beeindruckt, weil dieses mächtige Schreien einfach so viel Emotion herüberbringt. Gerade wenn man richtig krass traurige Lyrics hat. Der Unterschied zwischen dem „herasusingen“ von Texten und dem Schreien von Texten hat mich einfach umgehauen, weil das Ganze einfach viel ausdrückskräftiger wird. Also der Song war definitiv ein Schlüsselmoment an dem ich mir dachte, dass ich das auch machen will. Dann probiert man das aus, versucht verschiedene Techniken, macht Atemtraining, trainiert die gesamte Stimme und so weiter. Man muss wissen wie die Stimmbänder reagieren und es ist im Endeffekt enorm wichtig, denn du musst es ja hinbekommen lange zu schreien ohne, dass du nachher komplett heiser bist. Es war wirklich viel Arbeit das Ganze zu lernen.“

Beartooth ist auf jeden Fall ein sehr guter Einstieg wenn es um emotional geschriene Vocals geht. Ich selbst konnte Jules nur zur Gänze zustimmen, da ich selbst vor einigen Jahren begonnen habe distorted Vocals zu trainieren und so verstand ich vollkommen, dass sie so klar darlegte welche Arbeit es ist um diverse Gesangs-techniken zu lernen. Jules und ich plauderten noch etwas über unsere Erfahrungen bzgl. diverser Vocal-Trainings, bis wir kurz über die geplante Tour mit Annisokay sprachen. Kurzgesagt geht es der Band wie allen im Moment. Die Termine stehen, doch ganz sicher ist heutzutage ja nichts mehr. Jules und ich hatten jedenfalls ein sehr entspanntes Gespräch und für jenes möchte ich mich an dieser Stelle nochmals bedanken. Generell geht ein großes Dankeschön an die Band SETYØURSAILS für das feine Album „Nightfall“ raus. An Euch da draußen sei auch nochmals das Wort gerichtet: Zieht euch die neue Scheibe der Truppe rein, hier ist für Fans des Hardcore und des Metalcores so einiges dabei! Wenn ihr wissen wollt was ich genau von der Scheibe haltet, dann findet ihr hier meine --> Review dazu.