Interview mit Flo von Versengold Von Laura Fatteicher Am 28. Januar 2022 erscheint euer neues Album „Was kost die Welt“. Zu allererst die Gegenfrage an euch: Was kost die Welt? Flo: Zu viel! Wir haben nur die eine. Unser Handeln in den kommenden Jahren sollte möglichst nicht mehr auf Kosten unseres Planeten gehen, um mal im Bild zu bleiben… Wie würdet ihr euer neues Album mit nur 3 Worten beschreiben? Flo: Trotzig, kritisch, dabei trotzdem positiv. Das neue Album-Cover passt stilistisch sehr gut zu eurer Musik. Bringt ihr bei der Gestaltung der CD-Cover auch eure eigenen Ideen mit ein oder lasst ihr dem Grafiker komplett freie Hand? Flo: Wir gehen oft schon mit ein paar kreativen Vorschlägen zu unserem Grafiker, um schon mal eine grobe Richtung vorzugeben. Oft entstehen dann im weiteren Prozess noch neue Ideen, für die wir dann natürlich auch offen sind. Unser Grafiker Benni hat da schon sehr viele kreative Freiheiten. Wir wollen ja, dass ein künstlerisches Cover entsteht, auf dem es auch auf den zweiten Blick noch interessante Details zu entdecken gibt. Zwischen der Veröffentlichung eures ersten Albums (“Hoerensagen”) und der eures kommenden Albums (“Was kost die Welt”) liegen über 20 Jahre. Wo seht ihr die größten Wandlungen/Unterschiede zu euren neuen Songs? Flo: Die Band ist ja mittlerweile eine ganz andere als damals. Bis auf Malte ist von der ursprünglichen Besetzung niemand mehr übrig. Das Ganze war ja bei der Gründung eher ein Hobby-Projekt mit klarem historischem Bezug… Mit der Zeit sind die ursprünglichen Mitglieder aus verschiedensten Gründen gegangen - vor allem, weil das Projekt immer größer wurde und irgendwann nur noch hauptberuflich zu stemmen war. Die aktuelle Besetzung gibt es seit 2015 – seitdem haben wir unseren Folkrock-Stil beibehalten und weiter ausgefeilt. Auf der aktuellen Platte haben wir mit dem Produzenten Hannes Braun noch einmal stark an unserem Songwriting gearbeitet und wirklich runde Titel mit einem klaren, druckvollen Sound hinbekommen. Da merkt man schon, dass sich die Qualität unserer Produktionen über die Jahre weiterentwickelt hat. Wie sah der Songwriting-Prozess in der Coronazeit bei euch aus? Flo: Vieles ist zu dieser Zeit zuhause entstanden. Bei den vorangegangenen Produktionen waren wir oft für mehrere Wochen gemeinsam im Studio, diesmal haben wir uns zu kürzeren „Bandcamps“ in einem Ferienhaus im Harz getroffen, nachdem jeder für sich zuhause erste Ideen entwickelt hatte. Durch Übertragungen via Internet und die digitale Aufnahmetechnik sind wir mittlerweile soweit, dass wir Aufnahmen in wirklich guter Qualität sowohl im Harz, als auch in unseren Home-Studios aufnehmen konnten. Am Ende hatten wir dadurch sogar mehr Zeit, um am Album zu feilen, als es bei einem einige Wochen langen Studioaufenthalt der Fall gewesen wäre. Und unsere Flucht aus der Corona-geplagten Zivilisation in den Harz hat uns sehr dabei geholfen, den Kopf etwas freizubekommen. Ihr habt eure Fans auf Social Media aufgerufen, Legenden und Sagen aus dem Osten einzureichen. Wie ist diese Aktion angekommen und wie viele Songs sind letztendlich daraus entstanden? Flo: Das kam wirklich toll an! Wir haben früh gemerkt, dass wir im Osten sehr treue Fans haben. Mittlerweile haben wir unzählige Shows z.B. in Dresden gespielt, unter anderem zweimal vor der Semperoper auf dem dortigen Stadtfest. |
Die Stimmung ist dort wirklich besonders! Wir wollten da gerne mal etwas zurückgeben und zeigen, dass unser Blick auf Sachsen und Thüringen von vielen positiven Erinnerungen geprägt ist – gerade, weil die beiden Bundesländer oft mit negativen Schlagzeilen in Verbindung gebracht werden. Foto: Versengold/ Cruise In Hamburg 2020, © Nordevents/ S. Derda Insofern lag es nahe, sich mal künstlerisch mit den Regionen auseinanderzusetzen. An Sagen und Legenden mangelt es da nämlich nicht – Malte hat bestimmt hundert Einsendungen erhalten! Natürlich konnten wir nicht alles umsetzen können… Aber in unseren Songs „Die Wilde Jagd“, „Trink aus“ und „Eis und Asche“ haben wir Sagen aus Sachsen und Thüringen verarbeitet. Wenn Bands neue Alben veröffentlichen, folgen oft Aufschreie “alteingesessener” Fans, “dass die alten Songs doch viel besser waren”. Auch in euren Kommentarfeldern zur Single „Bella schau“ sind die Meinungen sehr gespalten. Wie geht ihr mit solcher Kritik um? Flo: Das nehmen wir gelassen. Es ist ja auch irgendwie nachvollziehbar, wie solche Kritik zustande kommt. Menschen verbinden mit Songs bestimmte Erinnerungen und besondere Momente. Bei neuen Songs gibt es diese Momente und Erinnerungen noch nicht, deshalb entsteht ein Teil der Magie erst über die Jahre. Beim nächsten Album werden sich dann wieder einige Hörer beschweren, dass es nicht mehr so klingt wie auf „Was kost die Welt“. Oft sind es sogar dieselben Leute, die dann Songs zum Nonplusultra erklären, die sie selber zum Zeitpunkt der Veröffentlichung zerrissen haben. Wir lassen uns davon nicht aus dem Tritt bringen, denn wir wollen ja am Ende die Songs machen, auf die wir Bock haben. Das muss nicht jedem gefallen. Viel wichtiger ist uns, dass wir dahinterstehen und unsere Musik authentisch rüberbringen können. Beim Song “Eis und Asche” begleitet euch eine Gastsängerin. Wen habt ihr euch da mit ins Boot geholt und wie ist es zur Zusammenarbeit gekommen? Flo: Der Song ist von der Anlage ja etwas düsterer, ähnlich wie die Vorlage der sächsischen Sage vom Ascheweib. Deshalb haben wir gezielt nach jemandem gesucht, der den Sound in diese Richtung abrundet und gleichzeitig einen klaren Kontrast zu Maltes Gesang setzt. Da war Annie einfach die perfekte Wahl. Wir kennen uns schon lange von diversen Festivals, sie ist dort mit ihrer Drehleiher und als Sängerin besonders aufgefallen. Auf ihren Seiten bei TikTok und Instagram hat sie sich eine treue Fanbase erarbeitet und passt auch auf zwischenmenschlicher Ebene perfekt zu uns. Wir sind mit dem Ergebnis total happy und freuen uns schon auf die ersten Live-Auftritte mit ihr! Am 11. Dezember werdet ihr ein Weihnachts-Konzert in Hamburg geben, welches auch wieder online übertragen wird. Dürfen sich eure Fans da schon auf neue Songs freuen? Flo: Allerdings! Wir haben drei Uraufführungen geplant und spielen natürlich auch unsere bereits vorab veröffentlichten Singles. Insgesamt steht mit 6 Titeln vom neuen Album also gut die Hälfte unseres kommenden Albums auf dem Programm. Man darf also gespannt sein! |
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