Interview mit Megan Targett von Vexed

Von Gregor Eder

Die neue englische Truppe namens Vexed hat vor kurzem das massive Album „Culling Culture“ veröffentlicht. Im Rahmen der Release hatte ich das Glück einen Interviewslot mit Sängerin Megan zu ergattern und so trafen wir uns auf ein kleines Pläuschchen. Nach einer kurzen Begrüßung legte ich wie gewohnt mit meiner ersten Frage los: „Bei den gewaltigen Vocals stellt sich mir klarerweise die Frage wie du eigentlich dazu gekommen bist „Distorted Vocals“ zu machen?

Also vor einigen Jahren, als ich 14 war, war ich in einer kleinen Band und ich wollte wirklich harte Songs covern. Leider waren die Bandmitglieder etwas engstirnig und meinten, dass wir das nicht tun könnten, da ich ja ein Mädchen bin. Das hat für mich überhaupt keinen Sinn gemacht, da ich mir gedacht hatte, dass es überhaupt keine Rolle spielt. Sie meinten, wir sollten Bands wie Paramore und Evanescence covern und da habe ich dann zugestimmt. Nach einer Zeit habe ich die Mitglieder doch noch dazu bekommen, dass wir die Songs covern, aber dann meinten Sie, dass ich die gescreamten Passagen einfach singen sollte, was wiederum keinen Sinn machte.

Jedes mal wenn ich etwas Härteres machen wollte meinten sie, dass wir das nicht könnten. Man kann also sagen, dass ich zu „screamen“ angefangen habe weil mir gesagt wurde, dass ich es nicht könnte und ich mir gedacht habe, fickt euch! Also im Grunde war es meine Starrköpfigkeit, die mich dazu gebracht hat und schlussendlich habe ich es 100-mal besser hinbekommen als diejenigen, die meinten ich könnte es nicht. Es waren sozusagen knappe 10 Jahre in denen ich gelernt habe diesen Leuten zu erklären, dass sie mich hinsichtlich dem Thema einmal gern haben können.“ erklärte Megan.

Lustiger Weise kam ich recht ähnlich dazu „Distorted Vocals“ zu machen und ich erzählte Megan kurz meine kleine Geschichte. Nachdem das erledigt war besann ich mich wieder auf das Album und stellte folgende Frage: „Kommen wir einmal zurück zum Album. Wie habt ihr das Ganze auf die Füße gestellt. Wie war das Recording, die Produktion und hat euch die Pandemie in irgend einer Art in diesem Vorgang beeinträchtigt?

Megan schoss direkt los: „Genau genommen haben wir das Album ja schon aufgenommen bevor die Pandemie über uns gekommen ist. Daher waren wir eigentlich schon 2019 fertig, doch dann kam die Pandemie. Daher haben wir etwas gewartet und geplant das Album zu veröffentlichen, wenn sich alles wieder etwas normalisiert hat. Wir haben da auch speziell daran gedacht mit dem Album auf Tour zu gehen direkt nach der Veröffentlichung und daher schien Warten als das einzig Richtige. Vor dem Ganzen hatten wir eine sehr gute Zeit im Studio und die Erfahrung war wirklich äußerst erfreulich. Es hat wirklich Spaß gemacht dieses Album zu machen. Dann saßen wir damit 2 Jahre herum und nun wo es veröffentlicht ist fühlt es sich etwas komisch an, da es auf uns Bandmitglieder mittlerweile etwas alt wirkt. Aber es ist trotzdem schön zu sehen, dass sich die Leute an etwas erfreuen, was wir vor 2 Jahren produziert haben.

Ich antwortete, dass ich mir das kaum vorstellen kann was für eine Spannung das bis zur Veröffentlichung war unter der die Band stand und meinte, dass mich am Album speziell die Vocals weggeblasen haben.

Dazu meinte Megan: „Also was die Vocals angeht haben wir versucht ein bisschen von allem zu verbauen, da ich nicht nur eine Art von Gesang machen möchte. Ich will nicht unbedingt in eine Schublade hinsichtlich meiner Vocals gesteckt werden.

 

 

Da nicht nur die Art der Vocals umwerfenden ist sondern auch die sozialkritischen Texte fragte ich: „Abgesehen von der Stimme an sich würde mich interessieren in welchem Modus du die Texte schreibst?“


Fotocredit: Napalm Records

Also, ich schreibe gerne von einer „Hook“ aus. Ich habe gerne eine Vocal-Line die einen mitreißt und so denke ich meistens über eine nach und arbeite dann von jener ausgehend weiter. Songs wie „Hideous“ habe ich einfach niedergeschrieben und schon in meinem Kopf gehört, wie stark die Hook sein wird und dann hatte Jay noch ein ziemlich heftiges Riff, das dazu passte. Schlussendlich haben wir dann denn Song von der Hook aus fertig geschrieben. Alle Texte drehen sich hauptsächlich um persönliche Erfahrungen, welche schon ziemlich wortwörtlich genommen werden können. Ich mag es die Songs schon sehr direkt zu gestalten, jene aber dann wiederum so hinzu trimmen, dass es nicht zu persönlich ist, sodass sich Andere damit auch noch identifizieren können. Im Grunde wollte ich hauptsächlich sichergehen, dass die Text roh und ehrlich sind und ich habe wirklich nichts verschönert. Brutal ehrlich glaube ich beschreibt es am besten.“ erklärte Megan.

Nachdem wir nun geklärt hatten wie es zu den Texten kommt, stellte sich folgende Frage wie von selbst: „Wie sieht es dann aus wenn die Texte fertig sind beziehungsweise wie läuft generell das Songwriting bei euch ab?
Megan meinte: „Das ist eine gute Frage, da hat wohl jede Band eine ganz eigene Antwort darauf. Wir sind sehr ehrlich miteinander. Wenn die Jungs etwas nicht mögen was ich geschrieben habe, dann sagen sie es mir direkt ins Gesicht. Wir akzeptieren den Fakt, dass wir einfach nicht immer alle das Selbe mögen können. Wir arbeiten mit vielen Kompromissen, beispielsweise gibt es einige musikalische Passagen, die ich auf dem Album nicht mag, aber Jay wollte sie unbedingt im Album haben und so habe ich nicht herumgenörgelt und die Texte dazu geschrieben. Auf der anderen Seite gibt es einige Zeilen die den Jungs nicht gefallen, doch sie bedeuten mir viel und deswegen haben sie sich dafür entschieden. Man kann sagen, dass wir sehr gut abwägen, dabei aber auch keine Angst davor zu haben dem Anderen direkt ins Gesicht zusagen, wenn uns etwas nicht gefällt.

Das scheint eine sehr strukturierte Vorgehensweise zu sein und was dabei herauskommt könnt ihr euch auf „Culling Culture“ (unsere --> Rezension) anhören. Megan und ich plauderten noch etwas über die kommenden Festivals und das wir beiden hoffen bald wieder Bühnen im alten Stil bespielen zu dürfen bis unsere Interviewzeit dann vorüber war. Danke an Megan für das entspannte Interview und man sieht sich hoffentlich bald auf einem Konzert in der Nähe!