Fans feiern Karat

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Worpswede- "Mich zwingt keiner auf die Knie" sang Herbert Dreilich 1984 auf der 5. Karat-LP "Die sieben Wunder der Welt". Seine Band spielte dieses Lied auch drei Jahrzehnte später bei ihrem ersten Auftritt in der nahezu voll besetzten Music Hall noch immer. Weder die DDR-Obrigkeiten vor 1989 noch der kalte Sprung ins Haifischbecken Kapitalismus zwangen die Band in die Knie. Heute steht aber sein Sohn Cornelius Dreilich auf der Bühne. Was seinen Vater doch noch in die Knie zwang, war sein Krebsleiden an dem er letztendlich starb.

Bis 2007 spielte die Band dann als "K...", ehe sie letztlich auch die vollen Namensrechte in einem Rechtsstreit mit Dreilichs Witwe vor Gericht zurückerhielten.

Es sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen, Sänger bei Karat zu werden, sagte Cornelius vor ca. 500 Zuschauern. Nach einer von der Band eingespielten Orchester-Ouvertüre startete Karat mit einem knackigen, markigen Gitarren-Akkord. Immer wieder merkt man die Verbindung von ihren klassischen Einflüssen und der Rockmusik. Die langen Instrumentalpassagen sind getragen von Elementen, die am ehesten dem Progrock der 70er-Jahre zuzuordnen sind. Cornelius kam stimmlich seinem Vater sehr nah, so dass man kaum einen Unterschied zum Original merkte.

So spielte die bekannteste Ost-Band an diesem Abend große Hits wie "Albatros", "Der blaue Planet“, "König der Welt" und natürlich "Über sieben Brücken musst du gehn‘n".

Letzteres Stück hatte auch im Westen großen Erfolg, als Peter Maffay es an die Spitze der Charts brachte. Karat hatten den Song im Jahr 1984 auf der bis dahin erfolgreichsten LP der DDR veröffentlicht.

 

Mit diesem Song verabschiedete sich die Band in Worpswede nach dem regulären Programm auch von ihren Fans. Diese forderten natürlich eine umfangreiche Zugabe.

In den eineinhalb Stunden zuvor zeigte Dreilich zusammen mit Bernd Römer (Gitarre), Christian Liebig (Bass), Martin Becker (Keyboards) und Schlagzeuger Michael Schwandt, dass ihre teilweise kompositorisch herausragenden Werke immer noch funktionieren.

Tolle Songs wie "Der Schwanenkönig" mit seiner märchenhafte Lyrik sind das Markenzeichen der Band gewesen. In den letzten Alben kamen leider öfters Song mit der Belanglosigkeit des Schlagers einher. Daran krankten aber viele zu DDR-Zeiten erfolgreichen Bands, die mit neuen Titeln nach 1990 nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen konnten.

Bei den Fans kam an diesem Abend dennoch Nostalgie gut an, zumal auf der Bühne ehrliche und sympathischen Musikern einen schönen Konzertabend boten.